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Beten

Erschienen in:
DGW_1_1981

“Es gibt keinen Weg zu Gott ohne das Gebet.”
Beten heißt, seine Seele zu Gott erheben, um mit ihm zu reden. Ist das Gebet eine andächtige und demutsvolle Erhebung der Seele zu Gott, um ihn zu ehren, sei es durch Lob, Dank oder Bitte, dann ist es ein Akt der Gottesverehrung, und zwar einer der vorzüglichsten. Denn wie die Seele über den Leib und dessen Glieder erhaben ist, so überragt auch die Hingabe der Seelenkräfte im Dienst Gottes bei weitem die Verehrung, wie sie durch Verwendung unserer Körperkräfte zur Verherrlichung Gottes oder gar durch äußere Güter ihm geleistet werden kann. Diese Verherrlichung soll aber unter keinen Umständen unterlassen werden.

Die Gottesverehrung nimmt aber unter allen sittlichen Tugenden den obersten Rang ein. Weil sie Gottes Verherrlichung unmittelbar zum Ziel hat und somit uns zur Erfüllung unserer Hauptpflicht gegenüber Gott behilflich ist.

Die Anbetung ist daher die einzige Art, Gott würdig anzuerkennen. Dabei erkennen wir an, was und wie er ist. Zudem ist die Anbetung, das Loben und Danksagen der Existenzgrund (Daseinsgrund) aller geistigen Kreatur, sowohl der Engel als auch der Menschen.
Gott hat die Welt zu seiner Ehre und zu unserem Wohl erschaffen. Durch das freiwillige und bewusste Übertreten der Gebote Gottes, durch das “Nicht-anbeten-wollen“, wurden die ersten Engel in die Hölle gestürzt und die ersten Menschen, Adam und Eva, sie wollten sein wie Gott, aus dem Paradies gewiesen. Daraus können wir den Schluss ziehen, dass das freiwillige und bewusste Unterlassen der Anbetung die tiefste und ungeheuerste Sünde gegen die Gottheit als solche in ihrer Majestät ist; die Ursünde der Engel und der Menschen. Darum steht als Folge des Nicht-anbeten-wollens: das Nicht-sein vor Gott (Nihil).
Wir müssen uns darum bemühen, ein geistliches Leben zu führen. Alle Übungen, alles Handeln, selbst die Sakramente, und diese in vorzüglicher Weise, zielen auf einen letzten Zustand, Besitz (Habitus) hin, der durch Akte erworben und von Gott gegeben wird:

1. Die Anbetung Gottes, des Dreieinigen,

2. Die Anbetung seines heiligsten Willens allzeit, überall und in allem, unter allen Umständen, in die Gott den Menschen hineinstellt.

Allzeit: Unser ganzes Leben soll eine einzige Anbetung sein. Keine Arbeit soll uns davon ablenken, sondern die Arbeit soll zur Verherrlichung Gottes, zu seiner Ehre verrichtet werden. Ihm sei allezeit Lob, Dank und Ehre!
Überall: Überall wo wir stehen (Natur), ist auch Gott gegenwärtig. Wir wissen ja, wenn Gott die Welt nicht in ihrem Dasein erhalten würde, dann müsste sie ins nichts zurücksinken. “Wie könnte etwas geschehen, wenn du nicht wolltest, oder erhalten bleiben, was du nicht ins Dasein gerufen?” (Wh 11,25)
Auch ist Gott in besonderem Maße in uns gegenwärtig, durch die heiligmachende Gnade. Diese erhebt uns zu Kinder Gottes und zu Erben des Himmels. So ist uns Ziel Gott überall zu verherrlichen und anzubeten, besonders im allerheiligsten Altarssakrament.
In allem: Unter allen Umständen muss es unser Verlangen sein, Gottes größere Ehre zu suchen. In allem und durch alles wollen wir den heiligen Willen Gottes erfüllen und unser “ja” dazu sagen.
Oft können wir beobachten, dass wir unsere inneren und äußeren Probleme, statt einzig durch demütiges Gebet aus dem Glauben und Hoffen heraus durch unser eigenes Denken, Wollen und Handeln lösen wollen. Die Folge ist, was wir täglich erleben. Wenn etwas nicht geht, wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt, haben wir fast nicht mehr den Mut, wieder neu zu beginnen. Ist aber das Werk auf das Gebet und den Glauben gegründet, wird der Erfolg  als Gottes Willen anerkannt. So können wir mit frischem Mut weiterarbeiten, als wäre ein Misserfolg gar nicht gewesen, ohne diesen jedoch zu übersehen. Wir wissen ja, dass durch die Vorsehung Gottes selbst ein scheinbarer Misserfolg zum Sieg gewandelt werden kann. Aber es ist auch wichtig, dass wir darum beten!
Nun erkennen wir das erste und letzte Entscheidende, nämlich: ob man (Engel, Mensch) Gott und seinen heiligen Willen anerkennen und anbeten will, und zwar absolut, oder nicht. Da liegt die Scheidung der Geister:

In Ordnung:              Hauptsache allzeit beten – Alles andere nebenbei
In Unordnung:         Hauptsache alles andere – Zuweilen auch mal beten

Erfolg? Das was wir täglich erleben.
“Ihr sollt allzeit beten und nie davon ablassen.” (Lk 18,1). Wenn nun unsere Lippen nicht beten, betet doch unser Herz, wenn wir die Freuden und Leiden, Mühen uns Arbeiten Gott aufopfern: “Oh mein Gott, alles für dich!”