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Der heilige Geist

Erschienen in:
dgw-juni-1979

Gott ist dreifaltig. In Ihm sind drei Personen, die im Wesen eins sind: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Der Sohn geht aus dem Vater hervor durch ewige und immerwährende Zeugung. Dies ist der erste innergöttliche Hervorgang. Der zweite innergöttliche Hervorgang ist die unendliche, gegenseitige Hauchung des Vaters und des Sohnes. Denn der Vater liebt unendlich den Sohn und haucht diese Liebe dem Sohn, der Sohn liebt unendlich den Vater und haucht diese Liebe dem Vater. Dieser unendliche Liebeshauch ist „ein einziger, ein einziger Geist von zwei Hauchenden ausgehend. […] Da er aber nicht unendlich sein kann, ohne Gott zu sein, so folgt daraus, daß der vom Vater und Sohn gehauchte Geist wahrer Gott ist.“ (hl. Franz von Sales) Diese personale Liebe Gottes ist der Heilige Geist.

Aus dem Hervorgehen des Heiligen Geistes vom Vater und vom Sohn ergibt sich natürlicherweise die Sendung des Heiligen Geistes vom Vater und Sohn. Die Sendungen spiegeln die Ursprungsfolge der göttlichen Personen wieder: der Vatter sendet den Sohn; der Vater und der Sohn senden den Heiligen Geist. An Pfingsten, dem Geburtstag der Kirche, „die schon empfangen und aus der Seite des zweiten Adam, der gleichsam am Kreuze schlief, hervorgegangen war“ (Leo XIII. in „Divinum illud“), wurde der Heilige Geist in einer nie dagewesenen Fülle gesandt, freigiebiger als je zuvor. An Pfingsten kam der Heilige Geist auf die Kirche herab und stärkte sie mit der ihr eigenen Kraft, so daß sie sich zum ersten Male in außerordentlicher Weise den Menschen offenbarte. Wie Christus das Haupt der Kirche ist und Maria ihre Mutter, so ist der Heilige Geist die Seele der Kirche, die gegründet wurde, um die Menschen zum Ewigen Leben zu führen und zu heiligen. Und genau das ist auch die Aufgabe des Heiligen Geistes, denn ohne die Lehre antasten zu wollen, daß alle Tätigkeiten Gottes nach außen in drei Personen gemeinsam sind, so wird doch jeder Person eine bestimmte Tätigkeit in besonderer Weise zugeeignet: dem Vater die Schöpfung, dem Sohn die Erlösung und dem Heiligen Geist die Heiligung.

Der Heilige Geist wurde an Pfingsten, welches die Frucht der Himmelfahrt Christi ist („Der Heilige Geist war noch nicht gesandt, weil Christus noch nicht verherrlicht war“ Joh. 7,39), in einer Weise gesandt, wie sie nicht vollkommener gedacht werden kann, und deshalb „darf man keine umfassendere und reichere Offenbarung und Kundgabe des göttlichen Geistes sich vorstellen noch erwarten. Jene, die jetzt in der Kirche stattfindet, ist fürwahr die allergrößte, und sie wird so lange dauern, bis es der Kirche beschieden ist, am Ende ihrer Dienstzeit auf Erden einzugehen in die Freudenchöre der triumphierenden Himmelsgemeinschaft.“ (Divinum illud). Wie aber sind dann die Krisen der Kirche zu erklären, wie wir eine furchtbare gerade in unserer heutigen Zeit erleben? Hat denn der Heilige Geist die Kirche wieder verlassen? Das wird er nimmer tun! Der heilige Chrysostomos ermuntert uns: „Seid unbesorgt, ich will euch zeigen, daß der Heilige geist auch jetzt unter uns ist […] Wenn es den Heiligen Geist nicht gäbe, könnten wir nicht sagen: Herr Jesus, denn keiner kann sagen: Jesus ist der Herr! außer im Heiligen geisete(1 Kor 12,3). Wenn es den Heiligen Geist nicht gäbe, könnten wir nicht mit Vertrauen beten. Denn wenn wir beten, sagen wir „Unser Vater im Himmel“ (Mt 6,9). Wenn es den Heiligen Geist nicht gäbe, könnten wir gott nicht Vater nennen. Und wie wissen wir das? Weil uns der Apostel lehrt: Weil ihr Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater!“ (Gal 4,6). Wenn du also Gott den Vater anrufst, bedenke, daß es der Geist gewesen ist, der deine Seele berührt und dir dieses Gebet eingegeben hat. Wenn es den Heiligen Geist nicht gäbe, gäbe es in der Kirche kein einziges Wort der Weisheit oder des Wissens, denn es steht geschrieben: „Durch den Geist wird Weisheitsrede gegeben“ (1 Kor 12,8) […] Wenn der Heilige Geist nicht anwesend wäre, würde es keine Kirche geben. Wenn es aber Kirche gibt, so ist es sicher, daß der Heilige Geist nicht fehlt.“

Wie es aber um die Kirche steht, das hängt davon ab, wieviel wir den Heiligen Geist in jedem einzelnen von uns wirken lassen, wie sehr wir uns von ihm heiligen lassen, und zwar durch Maria, denn der Heilige Geist ist immer dort, wo seine Braut ist. Der Heilige Geist, der Lebensspender und Heiligmacher, der die menschliche Natur Christi aus Maria, der Jungfrau gebildet hat, muß in uns einströmen können aus der verklärten Natur Jesu Christi. „Die Gemeinschaft und Innewohnung des Geistes nahm aber von Christus ihren Anfang und ging von ihm auf uns über. Denn Christus ward als Mensch ebenfalls gesalbt und geheiligt, als wahrer Gott aber, der aus dem Vater hervorgeht, heiligt er zunächst mit seinem eigenen Geiste seinen eigenen Tempel (Leib) und so die ganze Kreatur, der die Heiligung zukommt. So ist das Geheimnis Christi Anfang und Weg, daß auch wir des heiligen Geistes mit Gott teilhaftig würden.“ (Cyrill v. Alexandrien)

Nur indem wir wieder dem Heiligen Geist in uns die volle Freiheit lassen, indem wir wieder vollkommen empfänglich werden für die Anrufungen und Einsprechungen des Heiligen Geistes und zu einer hohen Fügsamkeit ihm gegenüber gelangen, wird der Heilige Geist die Kirche durch sein FEUER, welches das Sinnbild der Liebe und der göttlichen Gnadenfülle ist, wieder heimsuchen und zu einem neuen Pfingsten führen können. Nur durch den HEILIGEN GEIST kann die Kirche wahrhaft erneuert werden. Alle rein menschliche Aktivität bleibt ohne IHN fruchtlos. Wie sagte noch Leon Bloy: „Ich erwarte die Kosaken und den Heiligen Geist.“