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Der Unterschied zwischen Beruf und Berufung
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Beide Wörter enthalten das Wort „Ruf“. Man könnte also meinen, dass sie im Prinzip dasselbe bedeuten. Beruf, wie Berufung sollen letzten Endes dazu dienen, Gott zu verherrlichen und den von ihm zugewiesenen Platz in der Welt einzunehmen. Betrachtet man die Begriffe jedoch genauer, merkt man, dass zwischen Beruf und Berufung ein großer Unterschied ist.
Warum ergreife ich einen Beruf? Um Geld zu verdienen, damit ich mir das zum Leben Notwendige kaufen kann. Ich überlege mir, welche Bildung ich habe, in welchem Gebiet meine Fähigkeiten liegen. Ich schau nach dem Einkommen, nach den Aufstiegsmöglichkeiten. Selbstverständlich darf man Gott im Berufsleben nicht aus den Augen verlieren. Viele heute sagen: „Mein Beruf nimmt mich so in Anspruch, dass ich keine Zeit mehr zum Beten habe.“ Andere wiederum glauben, sie dürften, wenn sie beten, ihre Arbeit vernachlässigen. Eine Mutter, die den Psalter betet, anstatt für ihre Kinder und ihren Mann das Mittagessen zu kochen, handelt in Gottes Augen bestimmt nicht wohlgefällig. Genauso wenig wird der Fabrikarbeiter dafür bezahlt, dass er während der Arbeitszeit eine halbe Stunde seine Maschine abschaltet und den Rosenkranz betet. Sinnvoller ist es, zwischendurch ein kurzes Stoßgebet, ein Ave, oder sonst etwas zu beten, worunter die Arbeit nicht leidet, wir aber Gott beweisen, dass wir ihn auch im Berufsleben nicht vergessen haben. Auch hat keine Berufsgruppe das Recht, auf die andere hinabzuschauen. Nehmen wir einmal bei einer großen Automobilfirma den Manager weg. Dieser Mann sorgt dafür, dass die produzierten Autos tatsächlich verkauft werden. Nun tut er das nicht mehr; es können nicht mehr so viele Autos verkauft werden. Also wird weniger produziert, dafür braucht man weniger Arbeitskräfte; wer nicht mehr gebraucht wird, wird entlassen.
Nehmen wir nun den viel glossierten Beruf der Putzfrau. Unser Manager ist wieder eingestellt worden. Als neueste Rationalisierungsmaßnahme beschließt er, alle Putzfrauen zu entlassen. Wer wissen will, wie es nach einiger Zeit in der Firma ausgesehen hat, der braucht nur bei sich zu Hause ein paar Wochen nicht mehr sauber zu machen. Der hl. Paulus schreibt in seinem 1. Korintherbrief: „Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen wurde. Bist du als Sklave berufen, so liege dir nichts daran. Selbst wenn du frei werden könntest, bleibe lieber dabei. Denn der im Herrn berufene Sklave ist ein Freigelassener des Herrn, ebenso, wie der als Freier Berufene ein Sklave Christi ist.“ (1. Ko. 7, 20-22)
Nehmen wir nun Ludwig van Beethoven. Beethoven kann vielleicht gedacht haben: „Ich werde Musiker.“ Aber um solche Werke zu schaffen, wie die „Missa Solemnis“ genügt es nicht den Beruf eines Musikers oder Komponisten zu ergreifen, sondern man muss dazu berufen sein. Ebenso wenig hat die sel. Anna Katharina Emmerich den Beruf einer Seherin gehabt, sondern sie war durch die überströmende Gnade und Liebe Gottes zu den Menschen dazu berufen worden, die Geheimnisse des Alten- und Neuen Bundes zu schauen und Ereignisse, die sich in unseren Tagen abspielen, vor über 150 Jahren vorauszusehen. Auch zum Beruf des Arztes oder der Krankenschwester muss man berufen sein. Viele Patienten beklagen sich, dass Ärzte und Krankenschwestern ihre Tätigkeit nur als Beruf sehen, wie etwa Klempner oder Kfz-Mechaniker. Auch einige Mädchen aus der KJB folgen der Berufung, unseren Mitmenschen als Krankenschwestern zu dienen; ihnen soll unser besonderes Gebet gelten.
Wohl am größten ist der Unterschied zwischen Beruf und Berufung in dem Motiv seiner Ergreifung. Der Beruf, zwar auch eine Möglichkeit, Gott zu dienen, dient aber in erster Linie dem Broterwerb: „Ich werde wahrscheinlich, wenn ich mir´s nicht anders überlege, Kfz-Mechaniker.“ Die Berufung sieht anders aus: „Ich will Gott und dem von ihm erschaffenen Menschen dienen, ich werde Krankenschwester!“
Ein weiterer Unterschied besteht in der Durchführung. Der Kfz-Mechaniker ist in der KJB und erfüllt deshalb seinen Beruf gewissenhaft. Aber jeden Feierabend ist er voll Schmutz und Öl. Die Arbeit gefällt ihm nicht mehr. Er besucht Abendkurse und sattelt um auf Schreiner. Die Krankenschwester hat jedes 2. Wochenende Dienst. Auf ihrer Station liegen mehrere schwerkranke Leute, die ihre Notdurft nicht mehr allein verrichten können; ein paar Kranke haben ekelerregende Ausschläge. Die Krankenschwestern ekeln sich. Eine Krankenschwester sieht ihren Dienst nur als Beruf an. Sie kündigt, denn nun kann sie jedes Wochenende mit ihrem Freund einen Ausflug ins „Grüne“ unternehmen, und sie braucht sich ihre Nerven nicht mehr durch all die Bilder von Krankheit und Elend strapazieren. Die andere ist zur Krankenschwester berufen. Sie überwindet ihren Ekel und versieht weiterhin mit frohem Herzen ihren Dienst.
Einige werden sich fragen, warum ich nicht von der Berufung in den Ordensstand, oder zum Priestertum berichtet habe. Diese Berufungen sind so erhaben, dass ich mich nicht in der Lage sehe, darüber zu schreiben. Außerdem will ich zeigen, dass Gott seine Berufungen auch unter den Laien versendet. Genau genommen sind wir alle dazu berufen, einstens die Herrlichkeit Gottes zu schauen.