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Die ersten christlichen Bilder
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Es kommt nicht selten vor, daß man zu Hause – oder auch während der Ferien – beim Besuch einer Kirche durch einen dunklen Gang eine kleine, alte Krypta unter dem eigentlichen Kirchenschiff erreichen kann. Darin fallen einem manchmal an den Wänden über Grabkammern von Martyrern alte Malereien und Symbole auf, die mit ihren verblaßten Farben im trüben Licht nur schwer zu erkennen sind. Beim Betrachten dieser Wandmalereien aus den ersten christlichen Jahrhunderten tauchen einem plötzlich Fragen auf, über die man sich vorher noch keine Gedanken gemacht hat, wie z.B.:
Seit wann gibt es bei den Christen Bilder, wo doch Gott den Israeliten, Seinem auserwählten Volk, im Alten Bund befohlen hat „Du soilst dir kein Schnitzbild machen noch irgendein Abbild von dem, was droben im Himmel oder auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde ist.“ (Ex. 2o,4)? – Wo und wann sind die ersten christilchen Bilder entstanden? Nun, GOTT gab dem Volk Israel ausdrücklich das Verbot jeglicher Kultbilder, weil dies jeden Einfluß der Nachbarvölker und deren Götter- und Götzenkult mit ihren Bildern von Israel fernhielt. Deshalb ist der jüdische Glaube absolut bilderlos, ,abgesehen von Dekorationsmalerei und Figurendarstellungen (Cerubimfiguren am Zeltvorhang und auf der Bundeslade ). Die Christen der Frühzeit hielten das alttestamentliche Bilderverbot für sich noch verbindlich – das Alte Testament ist ja Offenbarung GOTTES – und hielten so ebenfalls die heidnischen Götzenkulte von sich fern. Mit welcher Begründung konnte nun eine christliche Bildermalerei und -verehrung entstehen? Darauf gab das Lehramt der Kirche in späteren Konzilien (z.B. von Nicäa 787 n. Chr.) die Erklärungen:
Die Menschwerdung GOTTES beschränkt das alttestamentliche Bilderverbot auf den Alten Bund. GOTT ist zwar reiner Geist, aber durch die Menschwerdung des Wortes ist GOTT, wenn auch nur den begrenzten Augen, in Menschennatur sichtbar geworden. „Wer Mich ( Christus ) gesehen hat, der hat den Vater gesehen“ ( Joh. 14, 9). So, wie der menschliche Christus ein Abbild des göttlichen Vaters ist (Kol. 1,15), so ist auch ein Bild von Christus ein Abbild des Urbildes.
Die Christen der apostolischen Zeit lebten, wie schon erwähnt, jüdisch bilderlos. Für sie bestand auch kein Anlaß, Christus, Maria oder die Apostel irgendwie darzustellen, weil sie noch gut in der Erinnerung der Gläubigen waren und die Erwartung der baldigen Wiederkehr Christi noch alle erfüllte. Mit der Zeit jedoch schmückte man besonders die Grabstätten mit Symbolen und Szenen aus der Heilgeschichte, so z.B. das Zeichen des Fisches (griech: Ichthys = Jesus Christus, Sohn GOTTES, Heiland), der gute Hirte, Noe in der Arche, das Quellwunder des Moses, die drei Jünglinge im Feuerofen. Später stellte man auch das Leben und Wirken Christi von der Verkündigung Marien bis hin zur Heilung des Blinden oder der Auferweckung des Lazarus dar. Diese Zeichnungen in den Katakomben sind die ersten Ansätze der christlichen Bildermalerei. Nach Beendigung der Christenverfolgung (313 n. Chr.) gewann die christliche Kunst an Bedeutung. An den Gräbern der Heiligen und Martyrer legte man als Votivgabe ihre Bilder nieder. Für Pilger wurde als Andenken an ihren Gräberbesuch Tontäfelchen mit dem Relief des Heiligen angefertigt.
Die Bauform der Kirchen und Basiliken – die etwa im 3. Jahrhundert nach verschiedenen Vorbildern aus dem Bedürfnis nach eigenen Kulträumen heraus entstanden oder übernommen worden sind – bot Wand- und Deckenflächen an, die eine malerische Ausschmückung verlangten. So erhielten Christus, Maria, die Apostel und die Heiligen bald einen bestimmten Platz an den Wänden. Das Bild des thronenden Christus z.B. sah von den Apsiden auf die Gemeinden herab. Vom 4. Jahrhundert an sind zur Ausschmückung nicht nur diese Freskenmalereien, sondern auch Mosaike auf den Fußböden, dann auch als Schmuck der Wände und Decken verwendet worden. Von da ab fand die Herstellung und Verehrung der Christus- und Heiligenbilder sowohl im Westen als auch in den Kirchen des Ostens eine schnelle und weite Verbreitung.