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Die Freundschaft

Erschienen in:
DGW-2010-01-Die-Diktatur-des-Genderismus

„Alle, die sich auf den Weg zu Gott begeben, sind auf Gefährten angewiesen: Freunde, die einander helfen, miteinander tragen und sich gegenseitig zum Guten ermuntern.“ (hl. Franz von Sales)

Es gibt verschiedene Arten von Freundschaft: Die gleichgeschlechtliche Freundschaft, die Freundschaft zwischen Mann und Frau, d. h. Freundschaft, die vor und während einer Beziehung oder Ehe besteht, oder auch eine Freundschaft, die keine Beziehung nach sich zieht. Außerdem gibt es die Freundschaft zwischen einem Kind und einem Erwachsenen, zwischen Völkern und Nationen, und schließlich die Freundschaft zwischen Gott und den Menschen.

Schon Aristoteles (384–322 v. Chr.) hat den Begriff der „Freundschaft“ geprägt, indem er drei Arten von Freundschaft unterschieden hat, nämlich die „Freundschaft um des Nutzens willen“, „die Freundschaft um des Angenehmen willen“ und „die Freundschaft um des Guten willen“.

Da die „Freundschaft um des Nutzens willen“ nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, kann sie nicht als wahre Freundschaft betrachtet werden und muss unweigerlich zu Bruch gehen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Freund, der seinen Freund finanziell unterstützt. Sobald die Geldquelle nicht mehr benötigt wird oder versiegt, wird auch diese „Freundschaft“ nicht mehr halten.

Ebenso kann die „Freundschaft um des Angenehmen willen“ nicht als wahre Freundschaft betrachtet werden, denn sobald Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten auftreten oder in einer Ehe das „angenehme“ äußere Erscheinungsbild des Partners mit der Zeit verblasst, wird auch diese Freundschaft aufgrund einer fehlenden soliden Grundlage zu Bruch gehen.

Daraus folgt also, dass das Gute die einzige Basis einer richtigen Freundschaft ist! Freunde wünschen einander Gutes, echte Freunde aber wünschen einander Gutes um des Freundes selbst willen. Auf diese Weise handeln jedoch nur tugendhafte Menschen, und da die Tugend beständig ist, wird auch eine auf das Gute fundierte Freundschaft ewig erhalten bleiben.

Die Freundschaft aus christlicher Sicht

„Ein treuer Freund ist eine starke Burg, und wer in fand, hat einen Schatz gefunden. Ein treuer Freund ist unbezahlbar, für seinen Wert genügt kein Preis. Ein Schutz fürs Leben ist ein treuer Freund, und wer Gott fürchtet, der erlangt ihn.“ (Sir 6,14–16)

Manche Christen fragen, ob man überhaupt eine Freundschaft unterhalten dürfe: Denn hängt man hierbei nicht das Herz zu sehr an eine andere Person und lässt somit Zerstreuung und Ablenkung im Glaubensleben zu? Die Antwort darauf gibt der hl. Franz von Sales, welcher von der Notwendigkeit spricht, gute Freundschaften zu pflegen, denn dadurch sei man als Christ in einer Welt voller Gefahren und Versuchungen nicht auf sich allein gestellt.

Im DGW von Juli/August 1993 steht in einem Artikel über die Freundschaft geschrieben: „Denn in der Welt, vielleicht fern von Eltern und Geschwistern, befindet man sich in einer ähnlichen Lage wie die Bergsteiger auf den tückischen Eisfeldern der Gletschergebirge. Was tun diese, um einander schützen und in Lebensgefahr retten zu können? Einer bindet sich an den anderen, damit, wenn der eine einen Fehltritt macht, oder wenn das Eis unter ihm bricht, die anderen ihn halten und vor dem Tode bewahren können.“

So ist es auch mit uns. Man kann leichter den Gefahren entrinnen und eher seine Seele retten, wenn man in frommer, heiliger Freundschaft mit anderen verbunden ist, wenn man sich gegenseitig mahnt, ermuntert, unterstützt und zur Ausübung des Guten aneifert.

Oft wird das Wort „Freundschaft“ mit dem Wort „Liebe“ synonym gebraucht. Freundschaft ist aber nicht das Gleiche wie Liebe! Man kann lieben, ohne wiedergeliebt zu werden, aber man kann keine Freundschaft einseitig unterhalten. Wenn keine Liebe da ist, die von beiden Seiten ausgeht, dann kann man auch nicht von einer Freundschaft sprechen. Freundschaft ist eine gegenseitige Liebe, in der man am Leben und Denken des anderen teilnimmt. Sie setzt eine tiefe seelische Beziehung und eine enge Verbundenheit und Gemeinschaft zwischen den Menschen voraus.

Die christliche Freundschaft hat ihre Wurzeln in Gott!

„Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Diesem schönen Ausspruch kann man entnehmen, dass eine wirklich christliche Zweier-Freundschaft bedingt durch Gottes Anwesenheit automatisch in eine Dreier-Freundschaft verwandelt wird. Freunde haben gemeinsame Interessen, wobei Gott in einer wirklich guten Freundschaft das größte gemeinsame Interesse sein sollte. Der hl. Franz von Sales schreibt in seinem Buch Philothea: „Je höher die Werte sind, die ihr einander mitteilt, umso vollkommener wird eure Freundschaft sein!“ (Kap. 19: Die echten Freundschaften). Besonders wertvoll ist die Freundschaft dann, wenn man einander Liebe, Frömmigkeit und christliche Vollkommenheit vermittelt. Man spricht hier auch von einer geistigen Freundschaft. Diese Art der Freundschaft haben uns einige Heilige vorgelebt wie z. B. der hl. Franz von Sales und die hl. Johanna Franziska von Chantal oder die hl. Klara und der hl. Franz von Assisi.

Der Unterschied zwischen wahrer und schlechter Freundschaft

In Deinem Leben begegnest du vielen Menschen, aber nur WAHRE Freunde hinterlassen Spuren in Deinem Herzen.

Ein Freund sollte uns unter anderem ein Führer zum Himmel sein und deshalb verpflichtet Freundschaft zu gegenseitiger Hilfe im allgemeinen christlichen Leben, in der Tugendübung und Fehlerbekämpfung. Einen Freund sollte man mit all seinen Schwächen und Fehlern lieben, jedoch darf man seine Unvollkommenheiten als solche weder lieben noch annehmen. Das ist wahre Freundschaft. Eine schlechte Freundschaft zeigt sich darin, dass Freunde sich gegenseitig in Fehlern und Sünden bestärken und noch schlimmer dazu verleiten. Ein Freund, der zur Sünde verleitet, ist kein Freund mehr! Denn er schadet der Seele des anderen, die mithilfe der Freundschaft stets auf den Himmel vorbereitet werden sollte. Umso wichtiger ist es, wirklich gute Freundschaften zu pflegen, einen guten Lebenswandel anzustreben und, falls nötig, eine Freundschaft zu beenden, wenn diese dem eigenen Seelenheil schadet. Eine schlechte Freundschaft kann zunächst wie eine wahre Freundschaft aussehen, wird jedoch jegliche Bemühung, das Ideal anzustreben, schwächer, kann solch eine Freundschaft schnell leichtfertig bis lasterhaft werden.

Die Grundlage der Freundschaft ist irgendeine Art von Mitteilung, d. h. man schreibt sich, man telefoniert, man diskutiert, tauscht sich aus usw. Wenn diese Mitteilung falsch und schlecht ist, dann kann auch die Freundschaft nicht gut sein. Ist diese Mitteilung aber mit echten Werten verbunden, so wird auch die Freundschaft wertvoll sein. Dazu sagt der hl. Franz von Sales in der Philothea: „Wie der Honig aus den Blütenkelchen der edelsten Blumen der beste ist, so steht auch die Liebe am höchsten, die auf der Mitteilung der edelsten Güter beruht. Zu Heraklea im Pontus gibt es einen giftigen Honig, der alle irrsinnig macht, die von ihm essen, weil er aus den Blüten des dort sehr verbreiteten Eisenhutes gewonnen wird. So ist auch die Freundschaft falsch, wenn sie auf der Mitteilung falscher und lasterhafter Güter beruht“ (Kap. 17: Schlechte und leichtfertige Freundschaften).

Die Freundschaft zwischen Mann und Frau

Ehrfurcht ist der Schutzengel der Freundschaft; wer ihr die Ehrfurcht nimmt, raubt ihr die Schönheit und die Kraft.

Man kann allgemein sagen, dass Freundschaft die notwendige Basis für eine richtige Beziehung bzw. für eine gottgewollte Ehe zwischen Mann und Frau ist. Eine eheliche Gemeinschaft wird als eine Lebens-, Arbeits-, Liebes- und unauflösliche Treuegemeinschaft definiert, die nicht nur sinnlich, sondern auf Gott ausgerichtet sein sollte. Dafür ist eine wahre und heilige Freundschaft nötig, die die Eheleute in der rechten Weise verbindet und dafür sorgt, dass nach vielen Jahren das Band der Zusammengehörigkeit, die Liebe, immer noch besteht. Da, wie schon erwähnt, eine Freundschaft immer aus mindestens zwei Personen besteht, Liebe aber auch einseitig bleiben kann, ist die Freundschaft in der Ehe nicht wegzudenken, denn was ist eine Ehe, in der nur einer liebt?

Ein Freund ist jemand, der einem hilft, der einen unterstützt und der einem beisteht, einer, der das Beste für den anderen will. Genau diese Voraussetzungen sind nötig, damit die Eheleute zusammen – als Freunde – die Lasten des Alltags tragen können, indem sie sich Leid abnehmen und den Partner unterstützen.

Leidenschaft, Sinnlichkeit und das äußere Erscheinungsbild stehen oft in einer Beziehung bzw. einer Ehe im Vordergrund, die ihre Wurzeln nicht in Gott hat. Somit wird hier die Liebe meist schwächer und erlischt, je älter der Partner wird und je mehr die jugendhafte Schönheit verblasst. Viele Beziehungen bzw. Ehen scheitern folglich heutzutage, da nicht genügend Fundament vorhanden ist, welches hilft, Schwierigkeiten zu überwinden. Dieses Fundament ist eine Liebe, auf der wahre christliche Freundschaft aufbaut, die hilft, die ehelichen Pflichten in rechter Weise zu erfüllen und sich gegenseitig zu unterstützen, um das Endziel, den Himmel, zu erreichen.

Das Wesen der Liebe, auf welcher die Freundschaft aufbaut, besteht in der Ganzheit. Denn Liebe verlangt so einiges: Mitgefühl, Verständnis, Rücksichtnahme, Güte, Geduld, Zartheit, Sanftmut aber auch Verantwortung, Treue und Achtung vor dem anderen. Liebe denkt nicht primär an sich, sondern wendet sich dem anderen zu, nimmt sich des anderen an, nimmt ihn an, so wie er ist, in seiner Andersartigkeit, mit seinen guten und schwachen Seiten. In der Ehe muss eine umfassende, alles umspannende Liebe bestehen, die in allen Lebenssituationen, in Freud und Leid, in Gesundheit und Krankheit zusammenhält. Es ist eine lebenslange Aufgabe, einander zu verstehen und Rücksicht zu nehmen. Man muss sich ständig Mühe geben, für den anderen liebenswert, also liebenswürdig zu sein. Liebe ist Durchhalten im Alltag. Dies heißt vergeben und verzeihen, heißt Zeit haben füreinander, zuhören können und miteinander reden.

Nur wahre Freunde sind zu solchen oft große Opfer kostenden Leistungen bereit!

Die Freundschaft zwischen Gott und dem Menschen

Gott liebt alle Menschen auf das Innigste, doch leider lieben nicht alle Menschen ihn. Er möchte als unser Freund nur das Beste für uns, aus diesem Grund hat er uns erlöst und wartet Tag für Tag im Allerheiligsten Altarsakrament auf unseren Besuch, um uns Gnade und Kraft zu schenken. Es liegt an uns, ob wir seine Liebe erwidern und somit eine tiefe und heilige Freundschaft zu ihm aufbauen. Als Beweis unserer Liebe wollen wir auf die Worte des Heilandes hören und danach handeln. Deshalb möchten wir, wenn wir wahrhaft mit ihm befreundet sind, nur das Beste für ihn, d. h., wir streben danach, sein Königtum hier auf Erden auszubreiten und wir leiden mit ihm, wenn wir die Undankbarkeit und Sittenlosigkeit der Menschen betrachten. Denn Freundschaft bedeutet unter anderem Mitleiden.

Das gemeinsame Gut dieser heiligen Freundschaft ist die übernatürliche Gnade.