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Die Schule als Vorbereitung auf’s Leben

Erschienen in:
DGW-9-1980

Als kleine Kinder stellten wir uns immer wieder vor, was wir tun würden, wenn wir Bundeskanzler wären. Wir äußerten da oft seltsame, verwegene und eben der kindlichen Phantasie entsprungene Wünsche. Einer davon hieß: „Wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich die Schule abschaffen. Dann hätten wir das ganze Jahr Ferien.“ Manchem von uns mag dieser Kinderwunsch aus dem Herzen sprechen, da wir doch nach der schönen Ferienzeit wieder einmal am Beginn eines neuen Schuljahres stehen, – das manchem von uns sicher viel abverlangen wird.

Die Sehnsucht nach Ferien, nach Erholung, nach Zeit für sich selbst entspringt letztlich der Sehnsucht des Menschen nach der Ruhe in Gott. Wir wollen nicht leiden, uns nicht abmühen, lieber ausruhen und Freude haben. Wir Christen wissen, dass wir diesen Zustand des Glücks erst im Himmel haben werden. Der Weg dorthin ist der Weg des Kreuzes. So dürfen wir alles, was uns Kraft, Mühe und Fleiß abverlangt, als Teil unseres Weges zu Gott sehen.

Als Schüler halten wir uns vor Augen: Gott hat mich jetzt, heute, in diesem neuen Schuljahr an diesen Platz, in diese Klasse, zu diesen Lehrern gestellt. Hier soll ich seinen Willen erfüllen. Ich habe die Aufgabe, meine Standespflichten zu erfüllen: Lernen, Aufpassen, Verantwortung in der Klasse übernehmen, Vorbild sein, usw. Wir sind Lernende und Empfangende. Wir gehen auf ein Ziel zu: Klassenziel, Mittlere Reife, Abitur…

Dieses Ziel ist nur ein Ergebnis unseres Schulbesuchs: Wir lernen noch andere Dinge, wie Pflichterfüllung, Gewissenhaftigkeit, sauberes Arbeiten, Geduld und Disziplin, Einordnen in eine Gemeinschaft, Übernahme von Pflichten und Verantwortung, nicht zuletzt sind wir verpflichtet, unseren Eigenwillen hintenan zu setzen und dem Willen und den Befehlen eines anderen Folge zu leisten. Als Kinder haben wir blind dem Lehrer Folge geleistet, als Heranwachsende werden wir kritisch und beurteilen den Lehrer nach unseren Wertmaßstäben. Das ist gut so, denn wir sind als Christen zur Wachsamkeit aufgerufen, besonders heute, wo so viele Wolfe in Schafspelzen die Jugend verführen wollen.

Dennoch sollte für uns KJB-ler gelten, dass wir uns nicht der gedankenlosen und ehrfurchtlosen Kritik unserer Klassenkameraden  ebenso gedankenlos anschließen, wenn es um die Beurteilung und oft Verurteilung eines Vorgesetzten geht. Obwohl heute jegliche Autorität oft verneint wird, gilt doch das Wort des hl. Paulus: „Jedermann interwerfe sich den vorgesetzten 0brigķeiten, denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott angeordnet.“ (Rom. 13,1)

Wir müssen dort widersprechen, wo die Gebote Gottes missachtet werden. Beten wir lieber für diejenigen, die wir auf dem falschen Wege sehen. Allein die Liebe und das Gebet sind Wege zum Herzen eines Menschen und nicht lieblose Worte und hartherzige Urteile.

Die Schule, die ein jeder von uns besucht oder besucht hat, ist ein Ort, wo wir auf das Leben als Erwachsener vorbereitet werden. Wir begegnen hier wie dort Arbeit, Mühe, Sorge und Freuden und gehen immer auf ein Ziel zu. So bereitet Gott schon in dieser schönen und manchmal auch weniger schönen Schulzeit uns auf das Leben vor, auf Beruf und Stand. Wenn wir die Schule verlassen, will Er unser Lehrer sein, wir sollen von Ihm und seinen Heiligen lernen, Durch die tägliche Pflichterfüllung, durch Arbeit, Not und Kreuz pilgern wir auf unser  Ziel hin, zur letzten Prüfung, zur Stunde unseres Todes, wo wir beweisen müssen, dass wir gute Schüler unseres göttlichen Lehrmeisters waren.