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Gedanken zu Fronleichnam

Erschienen in:
dgw-juni-1979

Auf den Straßen der Erde zieht eine heilige Prozession. Sie ist ein Bild unseres Erdenwandels. Wir wollen bei dieser hl. Prozession mitgehen. Der Herr geht mit – wo der Meister ist, wird auch sein Jünger sein. Brechen wir auf, treten wir ein in die Kampfbahn unseres Lebens. Aufbruch bedeutet zunächst Entscheidung. Welchen Weg wollen wir gehen? Aufbruch bedeutet Trennung, der Herr ruft uns zu: Komm, folge Mir, laß alles zurück. Gib dich Mir, ein für alle Mal, jetzt, ganz. Der Anruf Gottes ist radikal – und kann seiner Natur nach nicht anders sein, weil Gott der Schöpfer aller Dinge ist. Für ihn ist nur das Schönste schön genug und und nur das Beste gut genug. Wir wollen Ihm daher alles geben.

Was hat hingegen die Welt zu bieten? Wie viele hat sie schon getäuscht durch schillerndes Blendwerk, durch Lügen und falsche Versprechungen! Auf die Freude eines Augenblicks folgte die innere Leere und die Einsamkeit der Sünde. Welch ein Bild der Verwüstung hinterläßt die Sünde; der in seiner Sünde erniedrigte und vertierte Mensch, der das Ebenbild Gottes in sich schändete. Menschen, die der Teufel in seine Gewalt brachte und deren Geisteslicht er ausgeblasen hat. Die Gebilde ihrer Verirrungen geistern durch die Welt, immer wieder hören wir ihre Verzweiflungsschreie: Gott ist tot! Religion ist Opium fürs Volk! Der Mensch ist sein eigener Schöpfer, deshalb muß er frei sein! Es ist immer die gleiche geifernde, höhnische Stimme des Vaters der Lüge und des Menschenmörders von Anbeginn, des Liebhabers des Irrtums und des Meisters der Verdrehung.

Wie ganz anders belebend und erquickend die Worte, die der Herr spricht. Er hat Worte des ewigen Lebens. Er spricht nach wie vor sein zärtliches und beruhigendes: Komm, folge Mir; sei ohne Furcht, denn ich habe die Welt besiegt. Wir gehen in Prozession, es wird uns bewußt: wir sind unterwegs; aber wir sind nicht allein, andere gehen mit uns, sie gehen denselben Weg wie wir. Wir sind unterwegs, wir haben unser letztes Ziel noch nicht erreicht, unsere endgültige Bestimmung wartet noch auf uns. Aber wir wissen: Sie liegt nicht in dieser Welt. Inmitten des Angefochtenseins, inmitten des Zweifels, der Dunkelheit in der Stunde der Versuchungen spüren wir immer wieder das Geheimnisvolle unseres Weges, den wir gehen: Der Herr, unser Ziel ist schon unter uns. Unser Ziel ist schon Gegenwart. Ich bin nicht allein. Es gehen nicht nur andere mit, der Herr selbst, Er geht mit; geheimnisvoll, schweigend und verborgen. Und wenn alle uns vergessen sollten, er ist da, der treueste Freund und Begleiter auf dem Lebensweg. Immer wieder dürfen wir diese Erfahrung machen: Der Herr ist uns nahe auf unserem Weg, Er hat ihn bestimmt, und Er geht ihn mit uns! Jeder einzeln betrachtet ist unterwegs; die Kirche als solche ist aber schon am Ziel, weil sie sich nicht mehr ändern wird und schon im sichersten Vollbesitz der Wahrheit ist. Und darauf dürfen und sollen wir stolz sein. Wir dürfen unseren Glauben zeigen. Das Wort Monstranz ist lateinisch und heißt soviel wie Gefäß zum Zeigen; wir dürfen unseren Glauben demonstrieren. Und da sie das höchste Gut enthält, den Schöpfer des Himmels und der Erde, Jesus Christus mit Seiner Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, wahrhaft, wirklich und wesentlich, ist es selbstverständlich, daß wir sie mit dem höchsten Prunk und der ausgesuchtesten Verehrung umgeben. Die erste Pflicht des Menschen ist Gott anzubeten. Die kleine weiße Hostie, die wir in öffentlichem Triumphzug vor aller Welt zeigen, ist die unmittelbare Frucht der heiligen Messe, die die Summa theologica unseres Glaubens ist, da sie jegliche Wahrheit unseres Glaubens enthält und ausdrückt. Deshalb ist die Fronleichnamsprozession auch die höchste Form der Identifizierung mit unserer Glauben, da wir in ihr ausdrücklich das hl. Meßopfer und alle Glaubenswahrheiten bejahen und öffentlich bekennen. Der katholische Glaube hat das Recht zu dieser öffentlichen Bekundung, und da er der einzig wahre Glaube ist, auch die missionarische Pflicht dazu. Warum sollte sich ausgerechnet die wahre Religion hinter den anderen verstecken? Im öffentlichen Triumphzuges des Zentralsakramentes unseres Glaubens kommt also der missionarische Gedanke der universalen Verchristlichung zum Ausdruck. Ist somit Fronleichnam nicht auch ein wahres Christkönigsfest? Wir tragen unseren König hinaus in alle Welt. Christentum, wahres Christentum läßt sich nicht auf den Kirchenraum beschränken, sondern ist immer missionarisch; entweder ist man missionarisch, oder man ist überhaupt nicht katholisch! Die Völker und Staaten sollen daran erinnert werden, ihren Herrn und König auch im öffentlichen und staatlichen Bereich anzuerkennen und ihm die schuldige Ehre zu erweisen.

Christus König aller Zeiten, Christus Herr auch unsrer Zeit, Christus König aller Völker, Christus Herr in Ewigkeit!

Wenn man überlegt, wie wenig man bräuchte: Eine Handvoll Menschen, die Jesus Christus über alles lieben, und die Welt wäre gewonnen. Letztlich kann nur ein König die Herzen der Menschen erobern: Christus – König! Wenn wir das verstanden haben, werden wir leicht alle Menschenfurcht abtun, dann aber auch unseren Glauben immer und überall bei jeder Gelegenheit bekennen, unerschrocken und unschreckbar. Der Aufruf an eine katholische Jugend könnte am Fronleichnamstag etwas so lauten: Katholische Jugend, an die Front! Man will Christus still und leise aus der menschlichen Gesellschaft ausbürgern; dies ist ein himmelschreiendes Unrecht, dem wir nicht länger tatenlos zusehen dürfen. Jetzt gilt es auf die Gebete die entsprechenden Taten folgend zu lassen: ora et labora heißt es doch – bete UND arbeite! Wir können dem lautlosen Glaubensabfall nicht länger tatenlos zusehen, jetzt heißt es aktiv werden! Laßt euch nicht in die Enge treiben. Kath. Jugend in den Universitäten, Katholische Jugend in den Schulen, Katholische Jugend in den Betrieben, Katholische Jugend in den Pfarreien: durchdringt alles mit der heilsamen Lehre des kath. Glaubens, und führt die Welt so heim zu Christus, seid wahre und begeisterte Christuskämpfer!

Ergreifen wir die Waffen des Lichtes, und kämpfen wir den guten Kampf des Glaubens!