Unsere Mediathek
Hl. Katharina von Siena
Erschienen in:
[Anmerkung des Transkripteurs: Hier wurde eine Artikelserie zu einem Beitrag zusammengefasst. Die Teile sind gekennzeichnet, so dass die innertextlichen Referenzen sich auf die Teile und keinen anderen Beitrag beziehen.]
Teil 1:
Liebe Freunde in der KJB!
Der Monat Juli ist angebrochen und viele von Euch haben diesen Monat herbeigesehnt, weil mit ihm die Ferien beginnen und der Urlaub näher rückt. Es ist recht so; wir alle freuen uns auf schöne, erholsame Tage. Aber für uns Katholiken muß der Monat Juli noch mehr bedeuten. Es ist der Monat, den die Kirche in besonderer Weise dem kostbaren Blute geweiht hat. Wir wollen deshalb in diesem Monat mit der Lebensbetrachtung einer Heiligen beginnen, die eine besondere Liebe zum kostbaren Blute besaß: Die Hl. Katharina von Siena.
In schwersten Stunden der Kirche schrieb sie an ihre Zeitgenossen: „Nur im Blute Christi werdet Ihr siegreich alles überwinden, anders aber nicht!“ Katharina hat gerade unserer Zeit so viel zu sagen, daß es kaum möglich ist, dies in einen Artikel zu fassen; deshalb wird in den nächsten Nummern des Geraden Weges jeweils ein Abschnitt über diese Heilige zu lesen sein. In kurzen Zügen aber nun eine Zusammenfassung!
Wer war Katharina von Siena? Katharina lebte und wirkte von 1347 bis 1380 in der Stadt Siena, in der ital. Region Toscana. Als junges Mädchen schon entschloß sie sich ihr Leben ganz Gott zu weihen, in der heiligen Jungfräulichkeit. Sie trat dann dem Dritten Orden der Dominikanerinnen bei, lebte aber ihr Gelübde mitten in der Welt. Die damalige Zeit hatte mit der unsrigen vieles gemeinsam. Ein Teil des Klerus war dem wahren, unverfälschten Glauben untreu geworden, die schlechten Sitten drangen in die Kirche ein, ein 2. Papst war aufgetreten, zuvor lebte der rechtmäßige Papst in Avignon – kurz gesagt: Die Kirche blutete aus vielen Wunden. Mitten in diese dunkle Zeit stellte Gott ein helles Licht – die hl. Katharina. Eine Frau, die nicht einmal Volksschulbildung besaß, die erst mit 20 Jahren lesen und mit 30 Jahren schreiben lernte, – kann eine solche Frau unserer wissensstolzen Zeit noch etwas sagen? Die Antwort auf diese Frage gab uns der verstorbene Papst, Paul VI., als er am 4. Oktober 1970 die Hl. Katharina als 1. Frau zur Würde einer Kirchenlehrerin erhob – und dies darum, weil eben diese Heilige in der gegenwärtigen Glaubens- und Kirchenkrise den Gläubigen, vorallem aber auch den Bischöfen und Priestern ungemein viel zu sagen habe. In seiner Ansprache beim Festakt dieser Ehrenpromotion sagte der hl. Vater im Anschluß an das Pauluswort im Korintherbrief, daß sich an der Hl. Katharina von Siena ganz besonders klar zeige, wie Gott das, was in den Augen der Welt klein, unscheinbar und unbedeutend ist, auserwählt hat, um das, was in den Augen der Welt groß ist, zu beschämen. Er lenkte auch auf die einzigartigen Charismen hin, mit denen Gott diese Heilige von Kindheit an ausgezeichnet hat (es sei dazu bemerkt, daß Katharina oft im direkten Gespräch mit Gott stehen durfte). Der Papst verschwieg auch nicht die großmütigen Anstrengungen, die Katharina unternommen hat, um den damaligen Papst Gregor XI zur Rückkehr aus Avignon an seinen legitimen Sitz in Rom zu bewegen.
Reform und Erneuerung des Klerus, um so zu einer echten Reform und Erneuerung der gesamten Kirche zu kommen, darum ging es dieser mystisch begnadeten, mit den Stigmata (Wundmalen} des Gekreuzigten ausgezeichneten Frau, in all ihren Bemühungen. Katharina wußte, daß ein guter, frommer und sittenreiner Klerus Grundsteinlegung für ein blühendes Leben in der Kirche ist. Deshalb wurde sie nicht müde, die Priester, Bischöfe, Kardinäle u. selbst den Papst durch ihre Briefe immer wieder zu warnen, zu mahnen, aber auch zu ermutigen. Immer wieder wies sie in ihren Briefen auf das kostbare Blut unseres Heilandes hin. Noch mehr aber als zu warnen und zu mahnen, lag es der Heiligen daran, für sie alle zu beten. Die letzten 2 Jahre ihres Lebens verbrachte die Heilige in Rom, um dort noch mehr zu beten. Wie sie selbst sagte, sann sie nur noch darüber nach, wie sie sich Gott zum Opfer darbringen könne für die Hl. Kirche. Das ergreifende Gebet ihrer Hinopferung, am 15.Februar 1380, kurz vor ihrem Tode, lautet: „Oh Gott, nimm an das Opfer meines Lebens, für den mystischen Leib Deiner Kirche; ich habe nichts zu geben, als das, was Du selbst mir gegeben hast; So nimm denn mein Herz und presse es aus über dem Antlitz Deiner hl. Kirche!“ Die letzten Worte auf dem Sterbebett fassen ihr ganzes Leben in einem einzigen Wort zusammen, das lautet: Blut – Blut – Blut! Wir sehen darin, daß sie nur kraft dieses Blutes gestärkt wurde, ihr Leben für die hl. Kirche zu opfern. Sie erkannte zutiefst, um welch teuren Preis der Herr uns, seine Kirche, erkauft hat – um sein kostbares Erlöserblut! Darum wollte auch sie, für diese hl. Kirche, die damals in so großer Not stand, ihr Leben ganz und grenzenlos hingeben. Katharina wird uns durch ihr Lebensbeispiel zeigen, wie man die hl. Kirche richtig liebt – und wie man sie immer besser lieben lernt durch das kostbare Blut.
Teil 2:
Katharina, dieses 25. Kind der arbeitsamen, aber rauhen Monna Lapa, war bis zum 6. Lebensjahr durch nichts hervorragend, drum aber wurde sie durch eine Christusvision aus der gewöhnlichen Bahn geworfen. Mit 7 Jahren legte sie ohne Mitwissen eines Menschen auf die Fürbitte der Muttergottes das Gelübde der vollkommenen Jungfräulichkeit ab: „Ich liebe Jesus aus meiner ganzen Seele, und ich verspreche Ihm und Dir (Muttergottes), daß ich nie einen anderen Bräutigam haben will“. Der Vater mußte nun von seiner Tochter bekennen: „Es ist etwas an ihr, das nicht in unseren engen, bürgerlichen Rahmen paßt“. Man wollte die herangereifte Katharina von ihrem vielen Beten und Fasten abbringen, auf „vernünftigere“ Gedanken bringen, man wollte sie verheiraten, aber sie widersetzte sich dem energisch. Sie ging aber auch nicht in ein Kloster, Sie bedurfte zu ihrer Sendung einer größeren Freiheit, als ihr die Ehe oder der Ordensstand gewährt hätten. Katharina bewarb sich nur um die Aufnahme in den III. Orden des hl. Dominikus. Mit dieser Aufnahme war die erste Etappe im Leben der Heiligen abgeschlossen. Bisher hatte sie gegen äußere Widerstände kämpfen müssen. Nun, da sie ganz zurückgezogen im Elternhaus lebte, konnte sie den Kampf gegen den inneren Feind fortsetzen. Um dem himmlischen Geliebten, dem sie sich geweiht hatte, ganz wohlgefällig zu werden, reinigte sie ihre Seele durch Härte gegen sich selbst in vielen Bußwerken.
Katharinas Visionen häuften sich. In einer Vision sprach Jesus zu ihr: „Weißt du, mein Kind wer du bist und wer ich bin? Wenn du dies erkennst, wirst du glücklich sein: Du bist die, die nicht ist, und ich bin der, der ist. Wenn diese Erkenntnis Besitz deiner Seele geworden ist, wird dich der Teufel nie betrügen können. Du wirst all seinen Fallstricken und all seiner List entgehen. Dann wirst du nie einer Sache zustimmen, die meinem Gebot widerspricht. Meine Tochter, wenn du Kraft und Stärke gewinnen willst, mußt du mir nachfolgen und mir nacheifern. Ich hätte doch meine Widersacher mit meiner göttlichen Macht zuschanden schlagen können, aber ich kämpfte gegen sie nur mit der Waffe des Kreuzes. Alles ertragen, alles erdulden, alles annehmen in Milde und Güte, in Sanftmut und Demut, wie mein Vater es zuläßt. Dann brauchst du keine Angst zu haben, und wirst in allen Widerwärtigkeiten stark sein.“
Es war Fasching. In Siena wurde wie überall gefeiert, üppig gegessen und getrunken, getanzt, geflirtet, geludert. Sinnentaumel bis in die Klöster, Sünde auf Sünde. Katharina fastete und betete mehr denn je, den Herrn dabei bittend, die Sühne anzunehmen. Jesus antwortete:“ Da du vor den Eitelkeiten der Welt und den Vergnügungen des Fleisches geflohen bist und deine Wünsche auf mich allein gerichtet hast, darum will ich jetzt, während alle andern feiern und es sich bei Essen und Trinken gut gehen lassen, die Hochzeit mit deiner Seele feiern, mich ganz mit dir vereinen. Ich will mich dir nach meinem Versprechen im Glauben vermählen.“ Und Katharina empfing in Gegenwart der Muttergottes und mehrerer Heiliger von Jesus einen Verlobungsring, wobei er sprach: „Ich nehme dich zu meiner Braut in vollkommener Treue, die dich für alle Zeiten rein und lauter bewahren soll, bis unsere Hochzeit mit großer Freude im Himmel gefeiert wird. Tue von nun an, meine Braut, mannhaft und ohne zu wanken, was meine Vorsehung in deine Hände legen wird! Du bist mit der Kraft des Glaubens gestärkt worden, so wirst du alle deine Widersacher siegreich überwinden.“ Als Katharina 19 Jahre alt war, befahl ihr Gott, unter den Menschen apostolisch zu wirken. Sie trat nun aus ihrer Einsamkeit heraus und begann, die Kranken in den Spitälern zu besuchen, sowie Notleidende, Arme in der Nachbarschaft und sogar Aussätzige zu betreuen. Dieses Apostolat fiel Katharina anfangs keinesfalls leicht – aber Gott wollte es so. Die Visionen und Ekstasen gingen unvermindert weiter. Mystik und caritative Tätigkeit förderten sich bei Katharina gegenseitig so, daß sie einen ungeahnten Grad der Steigerung erreichten. Gott bereitete Katharina nur langsam auf ihre eigentliche Berufung vor. Durch Opfer und Leiden mußte sie heranreifen, um ans Ziel ihrer eigentlichen Berufung zu gelangen, die in erster Linie der hierarchisch verfassten Kirche, dem Papst und den Priestern gelten sollte.
Teil 3:
Wir haben gesehen, wie Gott die Hl. Katharina langsam auf ihre eigentliche „Mission“ vorbereitet hat. Was war nun die eigentliche Aufgabe dieser Heiligen? Sich ganz und restlos für die Erneuerung des damaligen Klerus einzusetzen. Sie sah die Hierarchie der Kirche in ihrem Ursprung von der Hl. Dreifaltigkeit herkommend; die Bischöfe und in Abhängigkeit von ihnen die Priester, leiten sich von den Aposteln her, Oberhaupt des Apostelkollegiums ist Petrus und sein Nachfolger, der Papst, der seine Autorität von Christus empfangen hat, Christus aber hat sie von seinem himmlischen Vater. Was waren für die Heilige die kirchlichen Amtsträger – Was war für Katharina der Papst?
Der trauteste und wärmste Titel, den sie häufig dem Papst gibt, lautet: „Der süße Christus auf Erden. Aus ihrer Blutmystik heraus nennt sie ihn auch „Pförtner oder Kellermeister des Weinkellers Gottes, des kostbaren Blutes“. Katharina wußte um die hohe Aufgabe und Verantwortung des Papstes, deshalb scheute sie sich auch nicht, sich selbst nach Avignon zu begeben, um den damaligen Papst, Gregor XI. aufzufordern, nach Rom zurückzukehren, was dieser 1377 auch tat. (Zur damaligen Zeit fielen in Italien deutsche Kaiser ein, um die Päpste zu zwingen, ihrer Forderung auf Unterwerfung der geistlichen Macht unter die weltliche Macht nachzugeben. Man zwang die Päpste nach Neapel oder Lyon zu flüchten, während sich in Rom ein Gegenpapst niederließ. So weigerte sich der 1305 zum Papst gewählte Erzbischof von Bordeaux, Klemens V., sein Vaterland zu verlassen, um nach Rom zu gehen; er ließ sich in Avignon nieder, wo auch alle folgenden Päpste, die praktisch Gefangene des Königs von Frankreich waren, regierten. Zwei Jahre hindurch gab es überhaupt keinen Papst. Das Volk verlor mehr und mehr das Vertrauen und die Liebe zur Hl. Kirche. Kriege hatten die Lande verwüstet. Die Moral innerhalb der höheren und niedrigen Geistlichkeit war unbeschreiblich tief gesunken. Nacheinander waren Franzosen Päpste und sie ernannten ihrerseits wieder französische Kardinäle. Nur wenige waren rechtschaffene und fromme Priester. Am sehnlichsten rief Italien nach dem Papst und viele hatten es versucht, die Päpste zur Rückkehr in die hl. Stadt zu bewegen, doch nur der Hl. Katharina ist dies gelungen).
Mit Mut begab sie sich also nach Avignon und unerschrocken hielt sie Papst Gregor XI die Wahrheit vor Augen: „Hl. Vater, ich wage es zur Ehre des allmächtigen Gottes zu sagen, daß ich, als ich noch in Siena, meinem Vaterland war, schon die Sünden des römischen Hofes besser kannte, als die Schuldigen selber!“ Nach Papst Gregor XI. kam Urban VI. Auch er hätte nicht die Kraft besessen, in Rom zu bleiben, wäre Katharina ihm nicht bis zu ihrem letzten Atemzug beigestanden. Wahrend seines Pontifikates wählten die französischen Kardinäle unter dem Schutze ihres Königs einen Gegenpapst – Clemens VII., Kardinal Robert von Genf, weil Urban VI. hart durchgriff. Alles war so verwirrend und raffiniert aufgezogen, daß selbst Heilige sich dem Gegenpapst anschlossen. Urban VI war der rechtmäßige Papst und Katharina kämpfte für ihn mit einer kleinen Schar von Getreuen. Unerschrocken trat sie schriftlich und mündlich vor den Großen der Kirche und vor den Volk für den wahren Papst ein. Ohne Katharina hätte der Papst den Angriffen seiner vielen Feinde nicht standgehalten. Aus ihren Briefen an den Papst erkennen wir, welches Katharinas Waffe war, mit der sie alle Feinde der Kirche und des Papstes besiegte: Sie mahnt P. Gregor XI. sich nicht auf irdischen Besitz zu stützen, sondern das Auge des Geistes auf die Schönheit der Seelen und auf das Kostbare Blut zu richten, das der eigentliche Schatz der hl. Kirche ist.
In einem anderen Brief an den Hl. Vater schreibt sie: „Hl. Vater, Ihr sollt die Braut Christi, die Kirche, mittels guter Hirten und guter Vorgesetzter reformieren. Die Hirten der Kirche dürfen nicht aufgeblasen sein von Hoffart; nicht Schweinen gleich durch den Schmutz des Lebenswandels; nicht den Blatt gleich, das sich nach dem Winde des Reichtums und der weltlichen Eitelkeit dreht! Ach Vater, pflanzt in diesem Garten (Kirche) duftende Blumen, Hirten und Regenten, die wahre Diener Jesu Christi sind, die nur die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchen und Väter der Armen sind!“
An einer anderen Stelle schreibt sie: „Heiligster, seligster Vater in Christus, Eure unwürdige, armselige Tochter Katharina tröstet Euch in Seinem kostbaren Blute. Ich wünsche Euch frei zu sehen von der knechtischen Furcht! Denn der Furchtsame zerschneidet starke Bande heiligen Vorsatzes und guter Absicht. Möge der liebe, gute Jesus jegliche knechtliche Furcht von Euch nehmen und nur die hl. Furcht Euch lassen. Im Namen des gekreuzigten Christus bitte ich Euch: Seid kein furchtsames Kind, sondern ein Mann! Zeigt Euch, Hl. Vater als ein mannhafter Mann um ohne jede knechtische Furcht, dem Beispiel des guten Jesus folgend, dessen Stellvertreter Ihr seid. Richtet Eure ganze Aufmerksamkeit auf das geopferte Lamm, denn das Blut dieses Lammes wird Euch zu jedem Kampfe stärken! Im Blute werdet Ihr jede Furcht verlieren, ein guter Hirte werdet Ihr dann werden und sein und Ihr werdet Euer Leben einsetzen für Eure Schafe. Mir scheint, daß die ewige Güte sich bereit macht, die großen Wölfe in Schafe zu verwandeln!
Sie bestärkt P. Gregor XI. in der Würde seines Primates mit folgenden Worten: „Gar lange schon habe ich gewünscht, daß Ihr ein Pförtner seid, mannhaft und furchtlos! Ihr seid ja Pförtner des göttlichen Weinkellers, nämlich des Blutes des eingeborenen Gottessohnes, dessen Stellvertreter Ihr auf Erden seid. Nur Eure Hände können das Blut Christi reichen!“ An Papst Urban VI. schreibt sie über die Kraft des kostbaren Blutes folgendes: „Hl. Vater reicht Eure Seele dem Blute Christi, damit sie wie liebetrunken in den Kampf eile und männlich kämpfe! Das Gedächtnis sei erfüllt von diesem kostbaren Blute, so auch der Wille! Auf, Heiliger Vater, geht ohne Furcht in die Schlacht! Berget Euch in der Seitenwunde Christi, des Gekreuzigten, badet Euch in seinem süßen Blute!“ Katharina handelt ganz in der Kraft des kostbaren Blutes Jesu Christi. Wie tief gehen doch Katharinas Briefe und mit welch kindlicher Einfachheit kommt sie zum Papst. Immer wieder mahnt und tröstet sie ihn zugleich in der Liebe Christi und im Blute des Lammes. Noch mehr aber, sie betet und opfert für ihn. Sie weiß, daß der Papst das Haupt des mystischen Leibes Christi, der hl. Kirche ist und daß dieses Haupt gestützt und getragen werden muß von den Gliedern dieses mystischen Leibes. Katharina schrak deshalb vor nichts zurück; kein Opfer war ihr zu groß für die Hl. Kirche – und deshalb kämpfte sie auch unerschütterlich und bis zu ihrem letzten Atemzug für den „süssen Christus auf Erden“, den Papst. Möge uns die Hl. Katharina ein Vorbild sein, nehmen auch wir unseren Hl. Vater, Papst Johannes Paul II., jeden Tag in unser Gebet, besonders ins hl. Meßopfer, wo das kostb. Blut unseres Herrn in Strömen fließt – und tragen wir so, Ihn und die Anliegen der Hl. Kirche immer wieder neu vor unseren himmlischen Vater!
Teil 4:
In der letzten Nummer des DGW haben wir gehört, wie sich Katharina für den Papst eingesetzt hat. Die Sorge der Heiligen galt aber ebenso den Kardinälen, Bischöfen und Priestern. Was sind nach der hl. Katharina die Kardinäle und Bischöfe? – Die Säulen der Kirche.
An drei italienische Kardinäle, die an der Wahl des Gegenpapstes beteiligt waren, richtet sie folgende Worte: „Ihr waret als Säulen eingesetzt, um das Schiff der Kirche auf Erden und den Statthalter Christi zu stützen; als Leuchter auf dem Leuchtturm, um den Gläubigen Licht zu spenden und den unverfälschten, wahren Glauben zu verbreiten! Die Kardinäle und Bischöfe sollten auf nichts anderes achten als auf die Ehre Gottes und das Heil der Seelen sowie auf den Dienst an der süßen Braut Christi, der Kirche; darum sollen sie mannhaft handeln und die Ehre Gottes fördern, wann und wieviel sie nur können, ratend und helfend, daß das Laster vernichtet und die Tugend erhöht werde!
Was denkt Katharina über das Leben und Wirken der Priester? Der Priester muß aus Liebe und Sehnsucht nach der Ehre Gottes und dem Heil der Menschen Last und Mühe für sie tragen und ein wahrer Hirte sein, der mit Sorgfalt die Schafe leitet, die in seine Hände gegeben sind, damit sie der Höllenwolf nicht leicht fortträgt. Die Priester sollen duftende Blumen im Garten der Kirche sein. An ihren Beichtvater, den seligen Raimund von Capua schreibt sie: „Ich, Katharina, Magd und Sklavin der Knechte Jesu Christi, schreibe Euch in seinem Kostbaren Blute; seid eine neu gegründete Säule im Garten der hl. Kirche, ein treuer Bräutigam der Wahrheit, wie Ihr es sein sollt! Dann wird sich glücklich preisen meine Seele. Und darum will ich nicht, daß Ihr irgendeiner Trübsal oder Verfolgung wegen zurückscheut, sondern will, daß Ihr Euch im Unglück sogar rühmt, denn nur durch unser Ausharren zeigen wir unsere Liebe und Standhaftigkeit und ehren den göttlichen Namen, anders aber nicht! Jetzt ist es Zeit, teuerster Vater, sich ganz zu verlieren und sich selbst zu vergessen, wie es die großen Arbeiter im Weinberg des Herrn taten, die mit so großer Liebe und Sehnsucht ihr Leben hingaben und in stetem, demütigem Gebet bis zum Tode ausharrend, diesen Garten Gottes mit ihrem Blute tränkten.“ Katharina fordert die Priester,- aber auch die Laien zur oftmaligen heiligen Beichte auf. Im Kostbaren Blute sollte die Kirche reingewaschen und erneuert werden. So schreibt sie wieder an den seligen Raimund folgende Zeilen: „Tauchet unter im Blut des Gekreuzigten, badet Euch im Blute. Sättigt Euch im Blute. Kleidet Euch im Blute. Und wenn Ihr schwach geworden seid, taufet Euch wieder im Blute. Und wenn der Teufel Euch das Auge des Verstandes getrübt hat, so waschet Euch das Auge im Blute. In der Wärme des Blutes verjagt die Finsternis, damit Ihr ein ganz an die Wahrheit hingegebener Bräutigam seid, ein echter Hirte und Führer der Schafe, die Euch anvertraut sind!“ Katharina ging es in allem um die Heiligung der Glieder der Kirche. Sie war sich klar darüber, daß nur von einem heiligen Klerus aus die Kirche und die ganze Welt erneuert werden kann. Um die Heiligung der Kirche zu erbitten, opferte sie ihr Leben und Sterben.
Teil 5:
Die letzten 2 Lebensjahre verbrachte Katharina auf Wunsch des Papstes in Rom. Sie verbrachte hier die Zeit in Gebet, Leiden und Sorgen um die wahre Erneuerung der Kirche, um ihre Einheit und in opferbereiter Hingabe an den Nachfolger Petri, den Papst. Trotz ihrer Leiden schleppte sich Katharina in diesen letzten Monaten jeden Morgen eine Meile weit zum Petersdom, um dort zu beten. „Am liebsten würde ich diesen Ort weder bei Tag noch bei Nacht verlassen, bis ich dieses Volk ein wenig beruhigt sehe und geeint mit dem Papst.“
Katharinas Todeskampf begann, als sich die Römer anfangs Jänner 1380 gegen den Papst erhoben und sogar sein Leben bedrohten. Während des Gebets sah sie vor ihrem inneren Auge, wie die ganze Stadt von Teufeln überflutet wurde, die das Volk zum Vatermord aufstachelten. Katharina erzählt darüber: „Ich sann nur noch darüber nach, wie ich mich Gott zum Opfer für die hl. Kirche darbringen könne. Darauf brüllten die Dämonen furchtbar: Verdammtes Weibsbild! Wenn du es wagst, dich gegen uns aufzulehnen, werden wir dafür sorgen, dass du einen schrecklichen Tod stirbst. – Ich opferte mich von neuem auf. Da schrien die Teufel Verwünschungen über mich und strebten, durch ihre Schrecken das freie, glühende Verlangen in mir zu hindern und zu schwächen. Daher schlugen sie auf die Hülle meines Körpers los. Aber mein Verlangen wuchs noch mehr und ich schrie empor: O ewiger Gott, nimm das Opfer meines Lebens in den mystischen Leib der hl. Kirche. Ich kann dir nur geben, was du mir gegeben hast. Nimm also mein Herz und drücke es auf das Antlitz deiner Braut. – Da wandte mir der ewige Gott das Auge seiner Gnade zu, nahm mir das Herz aus der Brust und zerdrückte es in der hl. Kirche. Und so gewaltsam hatte er es an sich gezogen, dass mein Leben entschwunden wäre, hätte er es nicht sofort mit seiner Stärke bereichert. Da heulten die Teufel noch ärger auf, als ob sie einen unerträglichen Schmerz fühlten; sie bemühten sich, mich zu ängstigen, indem sie mir drohten, die Erfüllung dieses übernommenen Opfers zu verhindern. Weil aber die Hölle die Tugend der Demut, vereint mit dem Lichte des Glaubens, nicht widerstehen kann, raffte mein Geist sich auf und entflammte in Eifer und vernahm vor dem Angesicht der göttlichen Majestät so anziehende Worte und Versprechungen, dass ich voll Freude war und meine Zunge dieses nicht auszusprechen imstande ist.“
In St. Peter betrachtete Katharina gern das Mosaik von Giotto, das darstellt, wie Christus das sturmumpeitschte Schiff der Kirche rettet und dem auf den Wassern schreitenden Petrus hilft. Eines Tages, glaubte sie, dieses Schiff der Kirche sei dem Untergang nahe. Sie wollte es retten, fühlte sich aber von aller Kraft verlassen. Das Schiff schien auf sie zuzukommen, sie spürte die übergrosse Last auf ihren Schultern und brach unter ihr zusammen. Man trug sie nach Hause bei S. Maria sopra Minerva, wo sie regungslos liegen musste, weil die geringste Bewegung ihr furchtbare Pein verursachte. Auf dem Sterbelager betete Katharina: „Mein Jesus, mein Gott, ich bin nichts, du bist alles. Ich bin die, die nicht ist, du bist der, der ist“. Mit ihren letzten Kräften schrie sie, sich aufbäumend, der anstürmenden Hölle entgegen: „Nie eitel Ehre nie, sondern die wahre Ehre und das lob des Herrn!“ Auch klagte sie sich noch einmal selbst an: „Mein Gott, dur erwählst mich zu deiner Braut, als ich ein Kind war; aber ich war dir nicht immer treu. Ich suchte nicht so eifrig deinen Ruhm, wie ich es hätte tun müssen. Und ich dachte nicht immer an die Gnade, die du über mich Unwürdige ausgegossen, mit der du meine Erinnerung erfülltest. Oft war mein Herz voll von anderen unziemlichen Gedanken. Da schicktest du mir so viele Söhne und Töchter und batest mich, ihnen mit besonderer Liebe zu begegnen und sie auf dem Weg des Lebens zu dir zu führen. Aber, ich war nur ein Spiegel menschlicher Schwäche für sie. Ich habe sie nicht in unablässigem Gebet zu dir geführt. Ich war ihnen nicht genug Vorbild.“
In diesem Bekenntnis sehen wir doch wohl am klarsten Katharinas wunderbare Demut. Katharina betete bis zum letzten Atemzug für den Hl. Vater, die Kirche, die Priester und für ihre „Kinder“. Ihr letzter Schrei fasst ihr leben im Wort „Blut“ zusammen: „O Herr, du rufst mich. Ich komme zu dir. Ich komme nicht dank meiner Verdienste, sondern allein dank deiner Barmherzigkeit, die ich kraft deines Blutes von dir erbitte.“ Sie bezeichnet sich mit dem Zeichen des Kreuzes und ruft: „Blut! Blut! Blut!“ Katharina von Siena starb am 28.4.1380 in Rom. In den gewaltigen Opfergedanken für die Einheit der Kirche und die Einheit des christlichen Volkes endete das Leben der Heiligen, die eine der grössten Reformatoren der Kirche war und die Kirchenreformation auf dem Konzil zu Konstanz, das zugleich das grosse Schisma beendete, herbeiführen half. 1970 wurde sie zur Kirchenlehrerin erhoben und stellt so das grosse Vorbild, die grosse Helferin und Fürbitterin in den bis heute allerschwersten Zeiten der Kirche dar. Möge uns die hl. Katharina ein Ansporn sein für die leidende Kirche unserer Zeit zu beten, zu opfern und zu leiden.