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Katholische Aidsprävention im Diskurs
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…oder die „Burka des Westens“
Am Dienstag, dem 17. März 2009 unternahm Papst Benedikt XVI. eine apostolische Reise nach Afrika. Im Flugzeug bekam er eine Frage zum Umgang der katholischen Kirche mit der Aidsepidemie gestellt, worauf er antwortete:
„Ich würde sagen, das Problem Aids kann man nicht bloß mit Werbeslogans überwinden. Wenn die Seele fehlt, wenn die Afrikaner sich nicht selbst helfen, kann diese Geißel nicht mit der Verteilung von Kondomen beseitigt werden – im Gegenteil: Es besteht das Risiko, das Problem zu vergrößern.
Die Lösung kann nur mit einem doppelten Engagement gefunden werden:
Das erste ist eine Humanisierung der Sexualität, das heißt eine geistige und menschliche Erneuerung, die eine neue Art des Umgangs miteinander bringt.
Und das zweite eine wahre Freundschaft auch und vor allem mit den Leidenden, die Bereitschaft, bei ihnen zu sein, auch mit Opfern und persönlichem Verzicht.“1
Ein gleichgeschalteter Aufschrei ging durch die Presselandschaft. So war beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung zu lesen:
„Die deutsche Sektion des UN-Kinderhilfswerks Unicef re[a]gierte inzwischen mit Unverständnis auf die Äußerungen des Pontifex zur Aids-Problematik. ,Erwachsene und Jugendliche müssen über die Ansteckungswege Bescheid wissen – und darüber, wie man sich vor Aids schützen kann‘, sagte Unicef-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus dem Kölner Stadt- Anzeiger.
Kondome seien Teil der weltweiten Aufklärungskampagnen nach dem ,ABC-Ansatz‘. Dabei stehe A für Abstinenz, B für ,Bleib treu‘ und C für die Benutzung von Kondomen (englisch: ,Condoms‘). ,Das ist unsere klare Botschaft an die Jugendlichen auf der Welt‘, so Stachelhaus. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen- Bundestagsfraktion, Volker Beck, sagte in Berlin, angesichts der Ausbreitung von Aids im südlichen Afrika seien die Worte des Papstes ,zynisch und menschenverachtend‘. Warum Kondome die Situation angeblich sogar noch verschlimmerten, erkläre der Papst nicht.“2
In unseren KJB-Gebeten beten wir täglich für den Papst, Gott möge ihn vor dem Hasse seiner Feinde bewahren. Selten schlägt aber dieser Hass höher, als wenn vom Pontifex Verhaltensweisen infrage gestellt werden, die von einer medialen Armada begünstigt werden. In diesem Artikel wollen wir weiter ausholen, um das Thema „Aids“ in einer umfassenderen Schau zu betrachten als diejenigen, die sich, anstatt die Fakten nüchtern zu erwägen, in Beschimpfungen gegen den Heiligen Vater ergehen.
Guten Vorbildern folgend3 möchte auch ich diese Abhandlung – die ja im Kern eine Abhandlung über den liebevollen Plan Gottes ist, uns Menschen an seiner Schöpfermacht teilhaben zu lassen, und die somit das 6. Gebot als Schutz dieses Sanktuariums menschlicher Begegnung tangiert – mit dem bekannten Zitat Gerhard Theißens beginnen. Er sagte in einer Predigt über das 6. Gebot:
„Mir ist bewusst: Wenn alle Menschen, die in dieser Kirche versammelt sind, ihre Erfahrungen zusammenfließen ließen – es gäbe einen gewaltigen Strom von Leid.“
Und so sollten wir nie vergessen, dass bei der komplexen Thematik von Aids, bei Fragen nach der Herkunft der Krankheit und der Prävention durch Reinheit als einzigem Weg zu ihrer Bekämpfung, es nicht an erster Stelle biologische und medizinische Indikationen sind, die wir aus katholischer Sicht eigentlich beklagen, sondern die Verwundungen der Seele durch einen inhumanen Umgang mit der Sexualität. Sollte es eines Tages einen Impfstoff gegen sämtliche Geschlechtskrankheiten geben, sodass jeder sexuell scheinbar „tun kann, was er, will“, ändert das nichts an dieser grundsätzlichen Haltung der Kirche. An diesem eigentlichen, seelischen „Aids“ leiden ungleich mehr Menschen, davon mag auch mancher von uns noch Vernarbungen mit sich tragen, wenn er sich in der Vergangenheit solche seelischen Verwundungen zugezogen hat.
Der Autor dieser Zeilen stand bereits selbst am Totenbett eines Aidskranken im Endstadium. Die bittere Realität dieses Anblicks – der Aidstod hat nichts Ästhetisches an sich – ist so ganz und gar verschieden von den Plakaten, mit denen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Deutschland unlängst warb, auf denen Aidskranke abgebildet waren, deren Krankheit noch nicht weit fortgeschritten war und die noch ihrem Beruf nachgehen konnten.4 Doch welches Szenario am Ende der Aidskrankheit steht, wird für gewöhnlich mit sonderbarer Scham verschwiegen. Derselbe Aidskranke, an dessen Bett ich stand, fand noch wenige Jahre zuvor die einprägsamen Worte: „Weißt du, enthaltsam zu leben, das ist nicht schwer …“.
Und so fehlen in der Debatte um die Aidskrankheit augenscheinlich vor allem diese Aspekte: eine schonungslose Aufklärung und die Berücksichtigung dieses Diktums: „Enthaltsamkeit ist nicht schwer“. Vielleicht sollte man besser sagen: „Enthaltsamkeit ist möglich“, aber so, wie die Diskussion normalerweise geführt wird, ist bereits die Feststellung, dass Enthaltsamkeit überhaupt eine Option ist, verpönt. Bald 30 Jahre Aidsepidemie sollten Anlass zu einer faktenbasierten Reflexion sein. Was hilft gegen Aids: Liebe, Treue und Zucht – oder das mit imperialistischem Fanatismus vertriebene Kondom, von den Einwohnern der Dritten Welt oft eher als „Burka des Westens“5 wahrgenommen.
I. Die Geschichte der Aidskrankheit
Seit 1981 sind rund 30 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit Aids gestorben.6 Allein in Afrika sind derzeit weitere rund 30 Millionen Menschen infiziert.7 Aids hat sich somit als die größte Epidemie erwiesen, von der die Menschheit je heimgesucht wurde.8 Als Faustregel kann das sogenannte Eisberg-Phänomen angenommen werden: Auf 100.000 Aidskranke kommen 1 Million mit dem HI-Virus Infizierte.9 Jede Minute werden zehn Menschen neu mit dem HI-Virus infiziert.10 Zu Beginn des neuen Jahrtausends stiegen die Infektionszahlen in Deutschland wieder an.11 In Deutschland stiegen in den Jahren nach der Jahrtausendwende auch die Erkrankungen an Syphilis wieder an.12 Die BZgA fasste die derzeitigen Probleme in Deutschland vor wenigen Jahren so zusammen: „steigende HIV-/STD-Zahlen in Europa und Deutschland; Nachlassen des Safer-Sex-Verhaltens in einigen Gruppen“13.
Der gängigen Entstehungstheorie zufolge entwickelten sich zwei bei Affen in Afrika vorkommende Virustypen zu einem neuen Virentyp, der dann durch Jagen, Häuten und Zubereiten dieser Affen auf den Menschen übertragen wurde und in dieser Gestalt (HIV) nun unter den Menschen virulent wurde bzw. sich zu den verschiedenen HI-Virenvarianten entwickelte (Viren können die Artengrenze überspringen, dieser Vorgang wird „Zoonose“ genannt).14 Auch die Krankheiten Gelbfieber, BSE und die Schlafkrankheit weisen eine Genese dieser Art auf.15 Die Mutation des Virus zu den verschiedenen HIV-Typen stellt einen sehr differenzierten Gegenstand dar.16
Das Grundlegende zur Krankheit selbst:
Unter AIDS versteht die Medizin eine Immunschwächekrankheit, die durch die Infektion mit dem Immunschwächevirus HIV erworben wird. Vor Ausbruch von AIDS kann der Infizierte aber schon unbestimmte Zeit den HI-Virus in sich getragen haben, ohne dass es zum Ausbruch und zur Diagnose der Krankheit kam. In dieser gesamten Zeit war der Infizierte aber nicht nur Träger, sondern auch potenzieller Überträger des HI-Virus.17 Nach Ausbruch der Krankheit befinden sich in einem Tropfen Blut eines Infizierten mehrere Millionen HI-Viren.18 Die Übertragung des Virus kann bei Geschlechtsverkehr mit einem Infizierten oder Blutkontakt mit infiziertem Blut erfolgen. Während der Schwangerschaft, der Geburt und des Stillens kann auch eine Übertragung von der Mutter auf das Kind erfolgen.19 Vor allem die männliche Samenflüssigkeit ist aufgrund ihres hohen Leukozytengehalts Hauptüberträger.20 Darmzellen sind besonders affin zum HI-Virus und nehmen diesen deshalb leichter auf.21
Die Medizin stellt aufgrund dieser Fakten für die westliche Welt drei besondere Risikogruppen fest: Die größte Risikogruppe stellen Homosexualität praktizierende Männer (hier wird überdies eine größere Anzahl an Sexsüchtigen und eine größere Promiskuität festgestellt22, zudem gibt es in der Homosexuellenszene Praktiken wie das sogenannte barebacking, die bewusste Inkaufnahme einer Infektion, respektive das sogenannte bugchasing, das absichtliche Herbeiführen einer Infektion23) und Drogenabhängige dar, die zweitgrößte Gruppe bilden Bisexualität praktizierende Menschen und Sexualpartner von Infizierten, die drittgrößte Risikogruppe bilden schließlich sogenannte „Sextouristen“.24 Rund 60 Prozent der weltweit Neuinfizierten waren einer Untersuchung des Robert-Koch-Institutes zufolge Homosexualität praktizierende Männer.25
In den letzten Jahren ist in den westlichen Ländern eine steigende Zahl von Neuinfektionen zu verzeichnen.26
Im „Morbidity and Mortality Weekly Report“ vom 5. Juni 1981 vermuteten Mediziner erstmals ein bestimmtes Syndrom als zusammenhängende Todesursache von fünf praktizierenden Homosexuellen, die zwischen Oktober 1980 und Mai 1981 in Kalifornien unter ähnlichen Bedingungen den Tod fanden.27 Die Geschichte der Krankheit ist jedoch bedeutend älter. Bereits in den 1970er-Jahren berichteten Krankenhäuser und Missionsstationen in Uganda von einer auffälligen Krankheit, was damals aber auf ungenügendes Interesse stieß.28 Zunächst nannte man die Krankheit, die sich später als Aids herausstellen sollte, nach dem Abmagerungszustand bei fortgeschrittener Krankheit „thin“ (engl. für „dünn“). 1983 vermutete man erstmals einen Zusammenhang von „thin“ und Aids – eine Annahme, die sich in verschiedenen Ländern bestätigte.29 Rückwirkend untersuchte man Blutproben, die einst wegen der Malariakrankheit genommen worden waren, auf HI-Viren und fand heraus, dass im heutigen Kongo in den 1970er-Jahren ca. 3 Prozent der Bevölkerung infiziert waren. Die älteste Blutprobe, in der der HI-Virus nachgewiesen wurde, stammt von einem Mann aus Leopoldville aus dem Jahre 1959.30 Bei früheren Todesfällen deuteten zwar in der Retrospektive die Symptome auf eine Aidserkrankung, von diesen Verstorbenen existieren jedoch keine Blutproben.31
Für die schnelle Ausbreitung der Krankheit in Afrika werden als Gründe u. a. die häufig vorkommende (rituelle) Promiskuität32 und das Sexualverhalten afrikanischer Fernfahrer, die Geschlechtsverkehr mit infizierten Prostituierten haben33, genannt. Der Faktor „Armut“ provoziert indes selbstverständlich Phänomene wie die Prostitution, die wiederum massiv zur Verbreitung des Virus beiträgt.34 Vor Bekanntwerden der Aidskrankheit wurde zudem bei Impfungen in Afrika teilweise eine Nadel für mehrere Hundert Patienten benutzt. In den Jahren zwischen 1957 und 1960 wurde im heutigen Kongo eine spezielle Impfkampagne durchgeführt, bei der der Impfstoff aus Schimpansennieren (siehe die Entstehung des Virus) gewonnen wurde.35 Im Gebiet um den Viktoriasee entstand durch die Verstädterung, verbunden mit kriminell-prostituierendem Milieu, eine besonders infektiöse Gemengelage.36 Die lange Inkubationszeit der Aidskrankheit und die Tatsache, dass die Infizierten dann aufgrund ihrer schwachen Immunabwehr an bereits bekannten Krankheiten wie Tuberkulose starben und somit nicht für aidskrank gehalten wurden, sind weitere Faktoren, die eine schnelle Ausbreitung ermöglicht haben.37 Den „Überseeimport“ des Virus schildert die Korrespondentin Stephanie Nolen wie folgt: „Einzelne Personen, wie vor allem weitgereiste Matrosen und Flugbegleiter, schleppten das Aidsvirus dann in Nordamerika und Europa ein, und in den Vereinigten Staaten fand es in der damaligen Aufbruchszeit der Schwulenbewegung einen fruchtbaren Nährboden.“38
II. Aids und Afrika
Es sagt sicher viel über die Arroganz und Ignoranz des Westens aus, dass 1981 nach einer vergleichsweise geringen Zahl von Todesfällen gleich ein immenses Interesse und detailreiche Forschung einsetzte; die Abertausende von Todesfällen, die es bereits zuvor in Afrika gegeben hatte, aber niemanden interessierten. Auch wenn darauf in diesem Rahmen nicht näher eingegangen werden kann, sei diese Bemerkung niedergeschrieben: Wer denkt, nach der Abhängigkeit der afrikanischen Staaten in den 1960er-Jahren sei in Afrika eine Ära der Selbstverwaltung angebrochen, die zwar schwierig sei, jedoch vom Westen zugestanden würde, der täuscht sich. Wenngleich die katholische Kirche aus gutem Grund niemals eine eigentliche Verfechterin des Kolonialismus war, ist Erzbischof Lefebvre recht zu geben, der das überstürzte Ende der Kolonialära kritisierte39 und schlimmste Befürchtungen äußerte über die Anarchie, die es nach sich zöge – so ist es dann ja auch eingetroffen. Zu diesem Themenkomplex sehr aufschlussreich ist das Buch (oder die gleichnamige ZDF-Dokumentation) von Peter Scholl-Latour „Afrikanische Totenklage“40.
Die ganze Dümmlichkeit und Borniertheit des Westens schildert Renate Cochrane aus Südafrika anhand einer Werbekampagne, die von westlichen Werbefachleuten entworfen wurde: Plakate sollten wachrütteln, auf denenstand: „Half of our South African Youth will die before they will reach 35“, was zur Folge hatte, dass das sexuelle Verhalten noch unvernünftiger wurde, da es ja sozusagen ohnehin nichts mehr zu verlieren gab. Auf einem weiteren Plakat fragte die 13-jährige Sipho: „I have had sex – will I die?“ Sie avancierte zum Vorbild der gleichaltrigen Teenager. Anhand dieser Beispiele dürfte dem Leser klarwerden, dass alle möglichen Institutionen im Zusammenhang mit Aids in Afrika der Verantwortungslosigkeit für schuldig befunden werden müssten – die katholische Kirche mit Sicherheit nicht.
Gerade durch den Westen generierte ausbeuterische Strukturen in der Kolonialzeit und danach begünstigten die Ausbreitung der Aidskrankheit: In Tansania wurde das Milieu von Wanderarbeitern geschaffen, um mehr Arbeitskräfte bei der Zuckerernte zur Verfügung zu haben. Durch diese Maßnahme wurden die natürlichen Familien destabilisiert, Prostitution provoziert.41 Dasselbe gilt für den vom Westen finanzierten Volta-Staudamm, der in Ghana in den 1960er-Jahren erbaut wurde.42 Franz Thiedecks Schlussfolgerung: „Es gibt also einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Prosperität in Entwicklungsländern und Prostitution und wiederum HIV/AIDS“43, was wohl daran liegen mag, dass man in den genannten Beispielen synthetische Prozesse in Gang setzen wollte, anstatt partnerschaftliche, an den wahren Bedürfnissen der afrikanischen Menschen orientierte Entwicklungshilfe zu leisten.
Ergo: Wer Afrikaner für unfähig hält, monogam und treu zu leben, wer meint, man bürde hier den Menschen Lasten auf, die untragbar seien, der schaue sich das lächerliche Possenspiel an, wenn es darum geht, die Verteilung und Benutzung von Kondomen zu gewährleisten. So fragt ein Kondombefürworter verzweifelt: „Wie gelangen Kondome in abgelegene Gebiete und dort zu den Personen, die sie benutzen sollen und wollen? (…) In den Gewändern und Arbeitskleidern gibt es keineswegs immer Taschen und in den Hütten (…) ist der Boden sandig und als Ablage nach Öffnen des Briefchens etwas ungeeignet.“44 Wenigstens ist Hans Reerink, der das Zitierte allem Anschein nach tatsächlich ernst gemeint hat, so ehrlich, das zuzugeben, was jedem klar ist, der sich auch nur oberflächlich in afrikanische Verhältnisse versetzt: „Es ist daher unrealistisch, zu glauben, dass man in Afrika Aids hauptsächlich durch die Kondombenutzung in den Griff bekommt.“45
III. Die Rückkehr des Kondoms in Zeiten des „Aidsschocks“
Der Aidsvirus ist viel weniger ansteckend als etwa Tuberkulose- oder Ebola-Viren. Speziell die Übertragung durch Körperflüssigkeiten, die beim Sexualverkehr ausgetauscht werden, verursacht jedoch eine spezifische Problematik, die die Thematik „Aids“ schnell zu einer Angelegenheit macht, die bei Weitem über rein klinische Details und Vorsichtsmaßnahmen hinausgeht.46
Der „Aidsschock“ der 1980er-Jahre verhalf dem Kondom zu einem besonderen Comeback: Die sogenannte „Pille“, Ausgangspunkt der größten sexuellen Ausbeutung der Frau in der Geschichte der Menschheit, wurde dank entsprechender medialer Aufbereitung nicht nur zum Sinnbild einer „befreiten Sexualität“, sondern auch mit dem Mythos des sicheren Verhütungsmittels umgeben.47 Das Produkt „Kondom“ steckte deshalb in der Zeit zwischen 1960 und 1980 in einer merkantilen Krise. Die Tatsache aber, dass gewisse Kondome unter Gewährleistung einer bestimmten Anwendung die Übertragung der HI-Viren verhindern, sorgte für einen neuen, globalen Absatzmarkt für die Präservative. Seitdem sind staatliche Entwicklungsprogramme und verschiedene Institutionen, die sich mit der Aidsbekämpfung brüsten, millionenschwere Kunden entsprechender Firmen. Die Ratte beißt sich hier insofern in den Schwanz, als dass die Aids fördernde Wirkung der Kondompropaganda diesen „Markt“ noch auf absehbare Zeit am Laufen halten wird. Alexandra M. Lindner, Buchautorin des Buchs „Geschäft Abtreibung“48, wies in einem Zeitungsinterview darauf hin, dass es in entsprechenden Gegenden Afrikas zwar an Medikamenten, natürlich aber nicht an Kondomen und Pillen fehle.49 Die latent rassistische Maxime, in der die Agitatoren des „Weltbevölkerungsproblems“ in strammer Nachfolge von Margaret Sanger marschieren, wird hier erkennbar: In Wahrheit geht es hier um die Verhinderung der weiteren Vermehrung der schwarzen Rasse.50
Dass das Kondom trotz nicht enden wollender (mit Steuergeldern finanzierter) Medienlawinen immer noch alles andere als flächendeckend genutzt wird, beklagen ja vor allem Kreise, die seine Ausbreitung als das Gebot der Stunde betrachten.51 Vor allem die Künstlichkeit, welcher der Sexualakt mit Kondomen unterworfen wird, ist aber auch im Westen ein immer wieder genannter Grund, warum es nicht gerne „konsumiert“ (dieser Begriff scheint hier passend) wird. Kondombefürworter beklagen stets die Weigerung der „Beworbenen“, diese auch tatsächlich zu benutzen.52
Die Nutzung von Kondomen wird aber oft nicht nur deshalb abgelehnt, weil sie dem Geschlechtsakt selbst Kondome unter Gewährleistung einer bestimmten Anwendung etwas Künstliches, Unnatürliches verleiht. Es werden auch oft Gründe gesundheitlicher Art gegen das Präservativ vorgebracht; die Möglichkeit von Allergien gegen Bestandteile des Kondoms liegt ja auf der Hand. Nitrosamine, die in Kondomen enthalten sind, stehen im Ruf, krebserregend zu sein. Der häufige Kondombestandteil Nonoxynol-9 erhöht gar das HIV-Risiko.
Die BZgA schildert eindrücklich den stets hohen Propagandaaufwand, der erforderlich sei, um eine möglichst flächendeckende Nutzung von Kondomen zu gewährleisten – und stellt die eigene Aufklärungsarbeit somit als alternativlos dar.53 Demzufolge darf sich Deutschland auch weiterhin auf Kampagnen freuen, die das Ausleben der Geschlechtskraft als ein Grundnahrungsmittel darstellen. Der Geschlechtsakt, der dem christlichen Abendland wichtig genug war, um ihn mit einem kulturellen Tempelvorhang zu umgeben, wird zum „Schluck Wasser“ (Lenin). Die Institution sieht indes auch weiterhin Homosexualität praktizierende Männer als diejenige Gruppe an, die am meisten „beworben“ werden müsse.54
Es kann nicht geleugnet werden, dass es Kondome gibt, die unter den Bedingungen einer spezifischen Anwendung vor Aids schützen, doch wirkt sich dieser Effekt zahlenmäßig nicht aus. Dagegen richtet die Kondompropaganda speziell des Westens viel mehr an, als durch diese Nutzung ausgeglichen werden könnte, da sie die Frage der die Seuche begünstigenden Verhaltensweisen nicht anspricht.
IV. Die Haltung der katholischen Kirche – Unterstützung nicht nur aus Harvard
Wer bis zu diesem Punkt zwar von einer philosophischen, ethischen oder theologischen Blickrichtung her dem hier Dargelegten folgen konnte, aber dennoch meint, im „wahren Leben“ sei einem alternativlosen Fatalismus zu huldigen, der mache sich nun auf etwas gefasst.
Der 1958 promovierte Arzt Wolfgang Raab zeigt sich in seiner „Sexualfibel“ wahrhaftig nicht als praktizierender Katholik. An manchen Tatsachen kommt allerdings auch er schlichtweg nicht vorbei. So schreibt er interessanterweise zum Thema Abtreibung: „Über die mitunter bleibenden psychischen Folgen eines solchen Eingriffs und die möglichen organischen Konsequenzen bei späterem Kinderwunsch wird zu wenig gesprochen und zu viel verdrängt.“55 Beim Thema Aidsprävention kommt er zur Erkenntnis: „Selbst bei Ausklammerung aller moralischen Gesichtspunkte drängen sich aus medizinischer Sicht die Vorteile des alten Rein bleiben und reif werden in den Vordergrund.“56
Im Jahr 2003 initiierte die amerikanische Regierung unter Bush jr. das 15 Milliarden schwere Notmaßnahmenpaket PEPFAR zur Eindämmung der Aidskrankheit – es setzte neben Medikamentenprogrammen vor allem auf die Enthaltsamkeit als durchlaufendes Prinzip.57 Stephanie Nolen sieht in ihrem Buch – das der UN-Sonderbeauftragte für HIV/Aids, Stephen Lewis, als das beste je geschriebene Buch über Aids lobte – in erster Linie den Einsatz von den Ausbruch der Krankheit hinauszögernden Medikamenten als entscheidend an, um sichtbare Ergebnisse zu erzielen. Es scheint also ganz so, als sei die Zeit der Kondomgläubigkeit vorbei.58
Mitten im Auge des Orkans der eingangs erwähnten Papstkritik meldete sich der führende Aidsforscher der Harvard-Universität, Edward C. Green, seines Zeichens Leiter des „Forschungsprojekts AIDS-Prävention“, gegenüber der amerikanischen Zeitung National Review am 19. März 2009 zu Wort.59 Das, was Green hier sagte, ist leicht mit normalem Menschenverstand zu erfassen. Dennoch bekommt es aufgrund seiner Stellung ganz anderes Gewicht. Bezug nehmend auf die eingangs des Artikels erwähnten Äußerungen des Papstes sagte er: „Der Papst hat recht“. Für Green ist die Unwirksamkeit von Kondomen in der Aidsbekämpfung erwiesen: „Wie unsere besten Studien – einschließlich des US-finanzierten Demographic Health Surveys – beweisen, gibt es einen Zusammenhang zwischen der größeren Verfügbarkeit und Verwendung von Kondomen und höheren – nicht niedrigeren – Aids-Infektionsraten.“ Green argumentiert mit einer gleichsam eingängigen wie einschlägigen Theorie: Kondome halten dazu an, mit jenen Sexualpraktiken fortzufahren, die ein hohes Risiko für die Ansteckung bieten. Dass das Kondom aber – zumal in Gebieten, in denen eine flächendeckende Versorgung mit Kondomen nicht möglich ist – auch „mal“ genauso vergessen werden kann, wie wir das selbst bei Menschen im Westen beobachten können, ist klar.
Oft wird der katholischen Kirche quasi als „Knüppel“ vor die Füße geworfen, dass ein Mensch seit seiner Kindheit infiziert sein könne (z. B. über die Mutter), dann heirate und nun erst die Krankheit bemerke: Wie könne man da Enthaltsamkeit fordern? – Eine ähnliche Argumentationskeule ist ja auch das Anführen der Vergewaltigung in der Abtreibungsfrage. Beides sind Extremsituationen, bei denen Heroisches von den Betroffenen gefordert wird (und auch geleistet wird, wie die Realität zeigt). Doch in der Regel, darauf kommt auch Green zurück, ist mit der Einhaltung der katholischen Ehegebote genügend Schutz gegeben; „die Verminderung mehrerer und gleichzeitiger Sexualpartner“ sei „die wichtigste Verhaltensänderung, die mit einer Reduktion von HIV-Infektionsraten zusammenhängt“. Green fasst schließlich zusammen: „Wir haben keinen Zusammenhang zwischen dem Kondomgebrauch und einer niedrigeren Infektionsrate feststellen können. 25 Jahre nach Beginn der Pandemie hätten wir sehen müssen, wenn diese Maßnahme Erfolg gehabt hätte.“
Steven W. Mosher, Präsident des Population Research Institute60, konnte feststellen, dass die katholische Kirche eine wesentliche Rolle im Kampf gegen Aids spiele. Den Rahmen für seine Aussagen bildeten Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die zukünftige Entwicklung der Aids-Infektionsraten in verschiedenen Ländern. Scheinbar hatte man hier aber den moralischen Einfluss der Kirche unterschätzt, denn als Quintessenz lässt sich sagen, wo der Einfluss der katholischen Kirche gering ist, lagen die Neuinfektionen deutlich höher; wo er hoch ist, deutlich niedriger als erwartet. In Uganda beispielsweise konnte ein langfristiges Programm der Aufklärung, welches auf die Treue in der monogamen Ehe pochte, einen erheblichen Rückgang der Aidsrate bewirken. Thailand, ein Land mit flächendeckender „Kondomversorgung“, hat ungefähr ein Zehnfaches der Zahl an Aidspatienten zu beklagen, welche die WHO vorausgesagt hatte. Die Philippinen hingegen als weithin katholisches Land mit wenig Kondompropaganda haben eine sensationell niedrige Zahl an Aids-Toten zu beklagen. Sie liegt ungefähr bei 1/80 des von der WHO vorhergesagten Wertes.
Der Erzbischof von Durban, Kardinal Wilfrid Fox Napier, verwies am Rande des Weltjugendtages in Sydney am 17. Juli 2008 gegenüber news.com.au ebenfalls auf die sensationelle Bilanz Ugandas, wo die HIV-Rate innerhalb weniger Jahre von 26 auf 6 Prozent fiel (s. o.), klagte aber auch über die Zustände in seinem Land, in dem weltweit durchgängig die meisten Kondome verteilt werden. Dementsprechend gibt es dort auch die meisten Aidsinfektionen.61
Renate Cochrane, liberale Verfechterin einer kontrollierten Kondompolitik, kommt ebenfalls nicht an dem Königsweg der Keuschheit vorbei: „Kirchliche Jugendarbeit kann viel dazu beitragen, junge Mädchen zu bestärken, dass Christus ihnen die Kraft gibt, NEIN zu sagen. Für junge Mädchen ist die Möglichkeit zur Abstinenz auch eine emanzipatorische Stärkung. Immer mehr Mädchen wehren sich gegen zu frühen Sex und sexuellen Missbrauch von älteren Männern“62.
In seiner Sexualfibel laviert sich Wolfgang Raab zunächst um unmissverständliche Aussagen herum, doch kommt auch er schließlich zu der Frage, warum das Thema „AIDS trotz Kondom“ so (im wahrsten Sinne des Wortes) virulent sei.63 Er ist bemüht zu erklären, dass es bei Kondomen Qualitätsunterschiede gebe, und kommt um komplizierte Erklärungen plastischer Art nicht herum, wie und unter welchen Bedingungen ein Kondom eben dann sicher vor AIDS schütze. Man kann sich denken, wie wahrscheinlich es ist, dass bei den überall als „cool“ angepriesenen Sexualkontakten, die idealiter unter Alkoholeinfluss und spontan stattfinden, diese Anleitungen flächendeckend korrekt befolgt werden. Schließlich muss er aber dann doch zugeben: „Der englische Ausdruck Safer Sex drückt schon aus, dass alle Empfehlungen zur Vermeidung einer AIDS-Ansteckung selbst bei exaktester Befolgung keinen absoluten Schutz versprechen.“ 64
V. Schluss: Verkümmerung der Liebe oder eine Vision von Liebe?
Einer der großen Vertreter einer zur herkömmlichen Aidstheorie revisionistisch eingestellten Szene, die die Gefahr von Aids (zumindest für den Westen) herunterspielen will, ist interessanterweise der für seine menschenverachtenden Ansichten bekannte Wiener Abtreiber und Protagonist des Mathusianismus65, Dr. Christian Fiala. Sein Beweggrund, die gegenwärtige Aidstheorie zu leugnen, ist, wie er zu Beginn seines Vortrags auf der „Alternativen Aidskonferenz“ 2010 in Wien66 erklärte, dass ein Zusammenhang zwischen sexuellem Verhalten und Aidsinfektion den Fortschritt der im 20. Jahrhundert erfolgten Loskoppelung von Geschlechtsverkehr und Zeugungsakt zunichtemache, da man nun erneut Angst haben müsse (früher vor der Schwangerschaft, heute vor Aids). Er insistiert darauf, dass für den heterosexuellen Westeuropäer, also die Mehrzahl der bei uns lebenden Menschen, die Gefahr in einer Panikmache, nicht in einer reellen Bedrohung liege – umso dramatischer für Fiala, der unter der eugenischen Prämisse der „reproduktiven“ Gesundheit doch die Voraussetzungen für das Sex-Schlaraffenland geschaffen haben will. Dr. Christian Fiala, der der katholischen Welt durch eine geradezu obsessive Verhaltensweise im Kampf gegen das ungeborene Leben und gegen Lebensschützer bekannt ist, hat vielleicht eine richtiggehende dämonische Intuition, dass die Aidskrankheit das Fanal unserer Zeit ist. Denn es zeigt, dass eine „autonome“ Sexualität (an sich ja ohnehin nicht sinnvoller als ein im Vomitorium [im „Brechraum“] endendes Fressgelage) immer wieder auf den Charakter ihrer Bindung an normative Voraussetzungen verwiesen wird – sei es durch psychische Probleme „Sexbefreiter“, sei es durch ungewollte Schwangerschaften, sei es durch sexuell übertragbare Krankheiten.
Wir haben gesehen, dass es die Möglichkeit gibt, HIV-infiziert zu sein, ohne etwas dafürzukönnen. Wenn wir trotzdem die heutige Situation der Aidsepidemie in Zusammenhang setzen mit einer sündhaften Verkettung menschlichen Handelns, so liegt dieser Schlussfolgerung kein archaisch-alttestamentliches Schuldbild zugrunde, wonach jede schlechte Tat gleich sofort Entsprechendes nach sich zöge (somit entfiele die Notwendigkeit eines wesentlichen Punkts der Jenseitstheologie – das Gericht). Doch müssen wir auch zugeben, dass bei einer weitgehenden Beobachtung der Gebote menschlichen Zusammenlebens – eben der katholischen Ehe- und Sexualmoral – eine so gravierende Ausbreitung von Aids schlicht und ergreifend nicht erfolgt wäre. Deshalb sei die katholische Vision von Liebe zum Ende dieses Artikels thematisiert, gleichsam als Gegenentwurf zum skizzierten – mit Verlaub – Sumpf! Es handelt sich hierbei sicher nicht lediglich um eine Aufwärmung romantisierender Konzepte, sondern um aus der Überzeugung fließende Gedanken, dass der Schöpfungsakt Gottes selbst ein Zeichen absoluter Liebe ist. Von diesem Gipfel der Liebe erhalten auch die Ehegatten die Weisung für ihre Vereinigung, die deshalb dieses Mitwirken am Schöpfungsakt nicht ablehnen können, sofern sie die christliche Auffassung von Ehe teilen.
Drei Punkte also zu diesem Thema, zu dem selbstverständlich viel mehr gesagt werden könnte – „wollte man dieses einzeln aufschreiben, so glaube ich, würde die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären“ (Joh 21,25).
I. Die eheliche Liebe – ein Sanktuarium
Es ist eine universale Beobachtung, dass keine andere Tätigkeit den Menschen in seiner ganzen Psyche so sehr „mitnimmt“ wie seine Geschlechtlichkeit. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, dieser Tatsache zu begegnen: Es gibt den Versuch der Leugnung dieser Tatsache; es seien soziale Gründe, tradierte Vorstellungen von Ehre und Moral, die Schuld daran seien. Wir denken hier zum Beispiel an kulturrevolutionäre Agitatoren aus der Mottenkiste der 1960er- Jahre: Sie wollten Sexualität zu einem normalen Kommunikationsmittel degradieren. Auf manche Christen, die sich schwertun, den Sinn der Monogamie und des Verbots von gelebter Sexualität außerhalb der Ehe zu verinnerlichen, wirken die hinlänglich bekannten Parolen aus dieser Zeit vielleicht zunächst verlockend. Doch sei man sich bewusst, dass diese Vorstellung von Geschlechtlichkeit ausdrücklich nicht das sein möchte, was sie auch heute noch für den Großteil der Bevölkerung ist: ein durch Zärtlichkeit ausgedrücktes Sich-Verschenken. Sexualität dieser Couleur will bewusst „entwertet“ sein. Diese „Liebe“ kostet nichts an Überwindung und ist deshalb auch nichts wert. Die Kirche hat nun eine andere Antwort auf die oben erwähnte Erkenntnis: In einer staunenswerten Analogie zu allem, was ihr heilig ist, baut sie für den Vollzug der menschlichen Liebe ein Heiligtum, einen geschützten Raum für die Teilhabe der Gatten am göttlichen Schöpfungswerk. Dieses Heiligtum ist die Ehe. Wie leibfeindlich kann man eine Institution nennen, die es zur Verteidigung dieses Heiligtums in Kauf nahm, dass sich ein ganzes Königreich wie das englische von ihr trennte? Wie leibfeindlich kann man eine Institution nennen, die durch ihre Ehemoral das Wachsen und Gedeihen ganzer Völker gewährleistet?
II. Lieben heißt leiden
In Punkt I klang bereits an: Was nichts kostet, ist nichts wert. In Zeiten des Markenzwangs, des ausufernden Snobismus und des Flüchtens in Subkulturen, nur um etwas „Apart’s für sich“ (Goethe, Faust I, erste Szene: „Studierzimmer“) zu behalten, soll ausgerechnet der Fast-Food- Lustgewinn oberste Maxime sein, Geschlechtlichkeit soll nichts Besonderes mehr sein. Wie visionslos! Die Erfahrung lehrt uns doch: Lieben ist gleichbedeutend mit Leiden. Das ist die Quintessenz sämtlicher Literatur der Weltgeschichte. Das ist auch die Quintessenz der Heiligen Schrift, denn das Leiden, durch das wir erlöst wurden, war ein Leiden aus und aufgrund von Liebe. Wer sich anschickt, das Sakrament der Ehe (an den künftigen Gatten) zu spenden, muss sich dessen bewusst sein. Vieles ist denkbar: Ein Ehepartner verunglückt und wird zum Pflegefall oder er bekommt eine ansteckende Krankheit, die Enthaltsamkeit erfordert. Es gibt sogenannte „Theologien“, die hartnäckig die kleinere Last eines Menschen wegnehmen wollen, um dadurch noch viel größeres Leid zu verursachen. Man denke nur an die „Barmherzigkeit“ mit Ehebrechern, ohne an die Kinder zu denken, die ihren Papa nicht verlieren wollen.
III. Das letzte Wort
Ich schließe mit den berühmten paulinischen Worten über die Liebe. Diese Worte sind universal. In diesem Blickwinkel haben wir die Liebe zu sehen, sei es die göttliche, sei es die eheliche, denn letztere soll sich ja ganz aus der ersten speisen. Glauben wir diesem Leuchtstern katholischer Spiritualität und nicht den „roten Barlampen Satans“ (Pater Leppich), die alles, auch die kostbarsten Momente menschlicher Liebe, zum sinnlosen Flüssigkeitsaustausch degradieren wollen. Liebe ist ernst, denn Liebe bedeutet ein bedingungsloses, selbstloses Opfer. Hat die katholische Kirche das der Welt nicht mehr zu sagen, dann ist sie überflüssig. Denn Nivellierung und Propaganda einer Herabwürdigung der körperlichen Liebe, das mag wohl jeder zugeben, das könnte man auch getrost anderen überlassen:
Anmerkungen
1 KNA, Presseamt Vatikan, zitiert nach Domradio.de, 18.03.2009: Die Äußerung von Papst Benedikt XVI. zu Kondomen im Wortlaut, www.domradio.de/benedikt/51500/die-aeusserung-von-papst-benedikt-xvi-zu-kondomen-im-wortlaut.html, Zugriff am 29.10.2012
2 Benedikt XVI. und Afrika: Kondome verschlimmern Aidsproblem. Papst Benedikt hat seine erste Afrika-Reise begonnen. Bereits vor der Landung in Kamerun erklärte der Pontifex, was er von Kondomen als Schutz vor Aids hält: Gar nichts, in: Süddeutsche.de, 17.05.2010, www.sueddeutsche.de/politik/benedikt-xvi-und-afrika-papst-kondome-verschlimmern-aids-problem-1.392197, Zugriff am 29.10.2012
3 Inge M. Thürkauf zu Beginn ihres Vortrages „Die sexuelle Befreiung als Steigbügelhalter der Rebellion“; Schneider, Prof. Dr. Hermannn (Pro Conscientia e. V. – Zum Schutze des menschlichen Lebens und für das ungeborene Kind): Gottes Gebote! – Was denn sonst? Das 6. Gebot mit besonderer Berücksichtigung des Wartens bis zur Ehe. Heidelberg 2004, S. 1.
4 Die Plakatkampagne hatte vor allem die Frage zum Thema, ob Aidskranke am Arbeitsplatz diskriminiert würden.
5 Diese Formulierung scheint mir hier passend, weil sie zum einen das Befremdliche, zum anderen das Bedrohliche ausdrückt, das afrikanische Menschen angesichts dieser neuartigen Einmischung in ihr Sexualleben empfinden. Ein ähnliches Befremden befällt die Einheimischen der westlichen Industrienationen häufig, wenn sie burkatragenden Frauen aus dem islamischen Kulturkreis begegnen.
6 Battisti, Martina: Sexuelles Risikoverhalten junger Erwachsener – Grundlagen, Studie, Diskussion. Saarbrücken (Verlag Dr. Müller) 2006, S. 9
7 Nolen, Stephanie: 28 stories über Aids in Afrika. München (Piper) 2007, S. 11
8 Battisti, Sexuelles Risikoverhalten, S. 14
9 Korte, Rolf: HIV/AIDS in Afrika – Grund zur Hoffnung? In: Evangelische Akademie Bad Boll (Hg.): HIV/AIDS in Afrika – Herausforderung für Wirtschaft und Entwicklung. Entwicklungspolitisches Herbstseminar vom 8. bis 10. Dezember 2000 in der Evangelischen Akademie Bad Boll (Protokolldienst 21/01), Bad Boll 2000/2001, S. 4–23, hier: S. 5
10 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [BZgA] (Hg.): Gib Aids keine Chance – Die Kampagne zur Aidsprävention in Deutschland. Dokumentation 1985–2007, Köln 2007, S. 5
11 BZgA, Gib Aids keine Chance, S. 6 ff.
12 BZgA, Gib Aids keine Chance, S. 11
13 BZgA, Gib Aids keine Chance, S. 13
14 Nolen, 28 stories über Aids, S. 18
15 Iliffe, John: The African Aids Epidemic – A History, Oxford (James Currey) 32007, S. 4
16 Iliffe, The African Aids Epidemic, S. 4 f.
17 Raab, Wolfgang: Sexualfibel. Sexualität – Kontrazeption – Geschlechtskrankheiten – AIDS. Ulm (Stephan Reusche) 32006, S. 122
18 Nolen, 28 stories über Aids, S. 14
19 Battisti, Sexuelles Risikoverhalten, S. 17
20 Raab, Sexualfibel, S. 113
21 Raab, Sexualfibel, S. 115
22 Raab, Sexualfibel, ebd.
23 Zum bugchasing sendete der Fernsehsender ZDFneo in der Reihe „Wild Germany“ am 12. Februar 2011 eine Enthüllungsdokumentation über die entsprechende Szene in Deutschland.
24 Raab, Sexualfibel, S. 111
25 BZgA, Gib Aids keine Chance, S. 8
26 Raab, Sexualfibel, S. 121
27 Battisti, Sexuelles Risikoverhalten, S. 12
28 Nolen, 28 stories über Aids, S. 16
29 Nolen, 28 stories über Aids, S. 17
30 Nolen, 28 stories über Aids, S. 18
31 Iliffe, The African Aids Epidemic, S. 3
32 Nolen, 28 stories über Aids, S. 24
33 Vgl. Nolen, 28 stories über Aids, S. 75 ff.
34 Nolen, 28 stories über Aids, S. 22
35 Iliffe, The African Aids Epidemic, S. 7
36 Nolen, 28 stories über Aids, S. 20
37 Iliffe, The African Aids Epidemic, S. 8 f.
38 Nolen, 28 stories über Aids, S. 20
39 Mallerais, Bernard Tissier de: Marcel Lefebvre – Eine Biographie. Stuttgart (Sarto) 22009, S. 258 f.
40 Scholl-Latour, Peter: Afrikanische Totenklage – Der Ausverkauf des schwarzen Kontinents. München (C. Bertelsmann) 2001
41 Korte, Rolf: HIV/AIDS in Afrika – Grund zur Hoffnung? In: Evangelische Akademie, ebd., S. 4
42 Thedieck, Franz: Personalentwicklung und HIV/AIDS. In: Evangelische Akademie, ebd., S. 31–39, hier: S. 31
43 Thedieck, Personalentwicklung, ebd., S. 32
44 Reerink, Hans: HIV/AIDS im traditionellen Kulturzusammenhang – ein Bericht aus Ghana. In: Evangelische Akademie, ebd., S. 77–82, hier: S. 80
45 Reerink, HIV/AIDS im traditionellen Kulturzusammenhang, ebd.
46 Nolen, 28 stories über Aids, S. 15
47 Vgl. Marx, Gabriele: Die Pille – vom Aufgang bis zum Untergang. Vortrag, gehalten beim Kongreß der Europäischen Ärzteaktion, 16. August 2008, Königstein i. T. Stuttgart (Sarto) 2009
48 Lindner, Alexandra M.: Geschäft Abtreibung. Augsburg (Sankt Ulrich) 2009
49 Im Gespräch mit Alexandra M. Lindner: „Markt der Zukunft“. Schon heute werden mit Abtreibung Milliarden verdient. Doch das ganz große Geschäft steht noch bevor. Interview von Moritz Schwarz, in: Junge Freiheit, Nr. 44/2009, S. 3
50 Vgl. Mosher, Steven W.: Die malthusianische Täuschung – Die Ursprünge der Geburtenkontrolle. Schriftenreihe der Aktion Leben e. V., Nr. 17 (= Eigenübersetzung der Aktion Leben e. V. aus: Population Research Institute Review – A review and analysis of worldwide population control activity, Vol. 13, N°1, January-February 2003). Abtsteinach/Odw. 2004
51 Vgl. Battisti, Sexuelles Risikoverhalten, S. 41 und 43
52 Korte, HIV/AIDS in Afrika – Grund zur Hoffnung? In: Evangelische Akademie, S.7 und 22
53 BZgA, Gib Aids keine Chance, S. 31
54 BZgA, Gib Aids keine Chance, S. 80
55 Raab, Sexualfibel, S. 120.
56 Raab, Sexualfibel, ebd.
57 Nolen, 28 stories über Aids, S. 25 f.
58 Nolen, 28 stories über Aids, S. 25
59 Lopez, Kathryn Jean: From Saint Peter’s Square to Harvard Square. Media coverage of papal comments on AIDS in Africa is March madness, in: National Review Online, 19.03.2009, www.nationalreview.com/articles/227110/saint-peters-square-harvard-square/kathryn-jean-lopez, Zugriff am 29.10.2012
60 Die Internetadresse des Institutes mit vielen hochinteressanten englischsprachigen Beiträgen lautet: http://www. pop.org/
61 „Condoms won’t change HIV rates in Africa‟ – A South African Catholic cardinal says the rampant HIV infection rate in Africa would not change if the church ordered its faithful to use condoms during sex, in: news.com.au, 17.07.2008, www. news.com.au/news/condoms-wont-change-hiv-rates-in-africa/story-fna7dq6e-1111116937377, Zugriff am 29.10.2012
62 Cochrane, Renate: HIV/AIDS Pandemie und die Chance der Kirchen. In: Evangelische Akademie, S. 88–94, hier: S. 90
63 Raab, Sexualfibel, S. 117
64 Raab, Sexualfibel, S. 119
65 Zum Malthusianismus vgl. Mosher, Steven W.: Die malthusianische Täuschung – Die Ursprünge der Geburtenkontrolle. Schriftenreihe der Aktion Leben e. V., Nr. 17, Abtsteinach/Odw. 2004. Der Begriff Malthusianismus bezeichnet die vom anglikanischen Geistlichen und britischen Ökonomen Thomas Malthus (1766–1834) beschriebene Bevölkerungsfalle, entstehend aus einem Missverhältnis zwischen Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelproduktion. Aufgrund der Vermengung von axiomatischen und empirischen Behauptungen mit Werturteilen kam er zu kaum nachvollziehbaren Argumentationen und sagte 1798 in seiner Schrift An essay on the principle of population as it affects the future improvement of society … („Ein Essay über das Prinzip der Bevölkerung“, auf Deutsch auch unter dem Titel „Das Bevölkerungsgesetz“ erschienen) voraus, dass es 1890 nur noch Stehplätze auf der Erde gebe, wenn nicht Krankheiten, Elend und Tod als natürliche Korrektive dazwischenträten.
66 Der Vortrag ist im Netz einsehbar unter www.youtube.com/watch?v=XUA6vD6QXaQ&feature=related, Zugriff am 16.10.2012