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Kurze Chronik der Pius-Päpste

Erschienen in:
dgw-januar-1979

Im Augenblick, da ich diese Zeilen schreibe, sind wir zum zweiten Male in diesem Jahr ohne Papst. In die Klage über die Hoffnung auf einen neuen Heiligen Vater, der endlich der Wahrheit wieder zum Durchbruch verhilft. „Wir brauchen einen neuen Pius!“ hört man in Stadt und Land. Was steckt hinter dieser Forderung? Wer die Papstgeschichte sorgsam studiert, wird feststellen, dass seit dem 15. Jahrhundert kaum einem Papstnamen von seinen Trägern so viel Ruhm und Ehre erworben wurde, wie dem Namen Pius. Pius ist ein lateinisches Wort und bedeutet „fromm, gottesfürchtig“. Über den zwölften und vorläufig letzten Pius-Papst wurde bereits in einer vorigen Ausgabe ein Bericht verfasst. Hier nun einiges über die anderen Träger dieses Namens:

Der heilige Papst Pius I. (140/142 – 154/155?) war der neunte Nachfolger des hl. Apostels Petrus. Er bekämpfte die Irrlehre der Gnosis.

Papst Pius II. (1458 – 1464, zuvor Enea Silvio Piccolomini) war neben seinem geistlichen Amt ein bedeutender Dichter, Geschichtsschreiber und Humanist.

Papst Pius III. (1503, Francesco Piccolomini-Todeschini) war der Neffe von Pius II. Obwohl er nur 27 Tage im Amt war, erfreute er sich bei den Römern großer Beliebtheit. Als Kardinal war er ein strenger Kritiker seines unwürdigen Vorgängers, Borgia-Papstes Alexanders VI.

Papst Pius IV. (1559 – 1565, Giovanni Angelo Medici di Marignano, nicht verwandt mit dem Florentiner Medici) ließ das unterbrochene Konzil von Trient wieder aufnehmen und erfolgreich zu Ende führen.

Seinem Nachfolger, dem heiligen Papst Pius V. (1566 – 1572, Michele Ghislieri, Dominikaner) verdanken wir den „Catechismus Romanus“, das „Römische Brevir“ und das „Missale Romanum“ von 1570. Von Gott erleuchtet, erblickte er, Hunderte von Kilometern vom Ort des Geschehens entfernt, zum entsprechenden Zeitpunkt auf wunderbare Weise den Seesieg der Christen Über die Osmanen bei Lepanto (1571): „Ich sehe die christlichen Waffen siegen!“

Papst Pius VI. (1775 – 1799, Giovanni Angela Braschi) musste unter den Irrlehren der Aufklärung viel leiden, und zwar im innerkirchlichen wie im politischen Bereich. Den Vorschlag, die Feier der heiligen Messe auch in der Landessprache zu gestatten, wies er als „tolldreist und für fromme Ohren beleidigend“ zurück. Er starb in Valence, von den Revolutionstruppen der Franzosen verschleppt. Ein Martyrer?

Papst Pius VII. (1800 – 1823), Luigi Barnaba Chiaramonti) schloss ein Konkordat mit Frankreich und wirkte 1804 an der Kaiserkrönung Napoleons I. mit. Dies hinderte dessen Truppen nicht daran, 1808 den Kirchenstaat Frankreich einzuverleiben und den Papst gefangen zu setzen. Erst 1814 wurde die rechtmäßige Ordnung wieder hergestellt.

Papst Pius VIII. (1829 – 1830, Francesco Saverio Castiglioni) bekämpfte während seines kurzen Pontifikats entschieden die Freimaurerei.

Dem ruhmreichen Papst Pius IX. (1846 – 1878, Graf Giovanni Maria Mastai-Ferretti) war es von Gott vergönnt, am längsten von allen 255 bisherigen Päpsten Christus auf Erden zu vertreten: fast 32 Jahre lang! Als junger Bursche wurde der Graf durch eine Wallfahrt nach Loreto von der Fallsucht (Epilepsie) geheilt o Die großen Taten dieses im Rufe der Heiligkeit stehenden Papstes könnte in einer ganzen Nummer des „Geraden Weges“ nicht annähernd zusammengefaßt werden. Weil er scharfsinnig und mutig die Irrlehren der modernen Zeit im Syllabus von 1864 verurteilte, ist dieser Papst den modernen Geschichtsschreiborn, die den Zeitgeist zum Maßstab der Wahrheit erheben, ein Greuel. Dem Raub des Kirchenstaates durch die Horden Garibaldis (1860 – 1870) mußte Pius IX. ohnmächtig zusehen, doch war er bei der Verwaltung des ihm anvertrauten Glaubensgutes überaus erfolgreich. Die Unbefleckte Empfängnis Mariä wurde feierlich zum Dogma erhoben. Das erste Vatikanische Konzil bestätigte die Unfehlbarkeit des Papstes, Hundert Jahre sind nun seit dem Tode dieses Papstes vergangen. Der Seligsprechungsprozeß ist noch im Gange, wird aber von gewissen Kräften im Vatikan ständig verzögert.

Der heilige Papst Pius X. (1903 – 1914, Guiseppe Sarto) wollte „alles in Christus erneuern“. Der Bauernsohn und frühere Patriarch von Venedig verabscheute die Politik und war, um ein Modewort zu gebrauchen, ein „Seelsorger-Papst“ von schlichter Frömmigkeit. Schon zu Lebzeiten umgab ihn der Ruf der Heiligkeit. Bei seinen Audienzen geschahen zahlreiche wunderbare Heilungen. Entschieden verurteilte er den Modernismus. Für die Priester schrieb er den Antimodernisteneid vor (1967 von Paul VI. abgeschafft). 1910 gab er einen neuen Syllabus der Irrtümer heraus (vgl. Pius IX.). Die KJB-Gruppe Zürich hat löblicherweise diesen heiligen Papst zu ihrem Patron gewählt.

Papst Pius XI. (1922 – 1939, Achille Ratti) erhob zahlreiche berühmte Heilige zu Ehren der Altire. Mit Pietro Kardinal Gasparri und später Eugonio Kardinal Pacelli dienten ihm zwei Kardinalstaatssekretäre von herausragender Tüchtigkeit; letzterer wurde sein Nachfolger. Den Nationalsozialismus verurteilte er ebenso wie den Kommunismus.

Über den großen Papst Pius XII. (1939 – 1958, Eugenio Pacelli) wurde im Oktoberheft bereits ausführlich berichtet. Bemerken möchte ich nur noch, daß Eugenio Pacelli am 13. Mai 1917 zum Bischof geweiht wurde, dem Tag der ersten Marienerscheinung in Fatima. Ein Zeichen des Himmels? Sein Seligsprechungsprozess ist im Gange.