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Let’s talk about pop music
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„Let’s talk about pop music“ – So lautete der Refrain des (äußerst primitiven) Chartstürmers „Pop Muzik“ der britischen Gruppe M aus dem Jahre 1979, und es ist tatsächlich sehr vonnöten, dieses Thema anzusprechen, zumal man dieser Musik in unserer Gesellschaft kaum noch aus dem Weg gehen kann. Sie scheint allgegenwärtig: sei es im Supermarkt oder in der Autowerkstatt, in öffentlichen Verkehrsmitteln in Form von Handys oder zu lauten MP3-Playern, überall wird man beschallt, und es gibt wohl kaum jemanden, den dies vollkommen kalt ließe. Doch geht es nicht in erster Linie um den unfreiwilligen, sondern den freiwilligen Konsum von zeitgenössischer Musik, die das Medium schlechthin geworden ist, um die neuen „Werte“ des entchristlichten Westens zu verbreiten. Was ist das für eine Musik? Pop-Musik leitet sich aus der englischen Kurzform von popular music („populäre Musik“) ab. Dieser sehr weit gefasste Begriff wird heute mit allen Musikarten assoziiert, die ihre Wurzel im Rock ’n’ Roll haben, wie etwa Heavy Metal, R&B, Rap, Reggae, aber auch elektronische Musik wie Techno. Aus diesen ist in den letzten 50 Jahren eine große Fülle von Subkulturen entstanden, die unsere heutige Gesellschaft nachhaltig prägen, und zwar auf eine sehr negative Weise. Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch darauf, ein musikwissenschaftlicher Exkurs zu sein, sondern soll die Wirkung und Folgen der Popmusik sowie den ihr zugrunde liegenden Geist untersuchen.
Rock’n’ Roll („Schaukeln und Wälzen“ – eine Anspielung auf den Geschlechtsverkehr) entstand Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Musik der Afroamerikaner in den Südstaaten, dem Rhythm and Blues, wobei eine Vielzahl anderer musikalischer Einflüsse aus der amerikanischen Volksmusik dazu beitrug, dass bald ein undurchschaubares Sammelsurium von verschiedenen Stilrichtungen entstand, so etwa Northern Band Style, Hand-Jive, Doo-Wop, Rockabilly, um nur einige Beispiele zu nennen. Mit der Zeit überschnitten sich viele Spielarten, sodass man über die Variationsbreite ganze Studien abfassen könnte. Eines haben aber alle Richtungen gemeinsam: Sie verkörpern den Protest gegen gesellschaftliche Normen und vermeintliches oder tatsächliches Unrecht. Bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Rock’n’ Roll seinen Siegeszug auf beiden Seiten des Atlantiks anzutreten. Besonders Elvis Presley machte ihn auch unter Weißen salonfähig, die diese Musik bis dahin aufgrund ihres afroamerikanischen Ursprungs eher negativ bewerteten. Sie wurde zur Ausdrucksform einer Generation, die die Werte ihrer Eltern ablehnte und sich nach der vielbesungenen Freiheit sehnte. Verschiedene Subkulturen wie die Hippies, Rocker und Popper entstanden. Im Rahmen der 68er-Bewegung der USA, der New Left sowie der Hippie-Bewegung wurde Rock zum Sprachrohr im Kampf gegen Krieg, Kapitalismus und die äußeren Relikte einer christlichen Gesellschaft. Der Höhepunkt des musikalischen Protests, das Woodstock-Festival, mit dem man sich ein kommunistisches Utopia aus freier Liebe und Drogen geschaffen hatte und welches Hunderttausende Menschen im Sommer 1969 im US-Bundesstaat New York zu Exzessen aller Art hinriss, wird noch heute nostalgisch verklärt und als Fest der „Liebe und des Friedens“ hingestellt. Tatsächlich hatte es einen Mord, zahlreiche Verletzte und eine so bedenkliche Versorgungslage zu verzeichnen, dass ironischerweise ausgerechnet die US-Armee Ärzte und Notversorgung zur Verfügung stellen musste.
Die Popmusik, die bis in die 1970er-Jahre von der älteren Generation kritisch beäugt und von katholischen Würdenträgern verurteilt wurde, ist mittlerweile salonfähig geworden. Als John Lennon, Frontmann der Beatles, 1966 behauptete, die Band sei beliebter als unser Herr, verlangte der damalige Papst, Paul VI., eine Entschuldigung, die er auch erhielt. Im Jahr 2010 hingegen kürte die vatikanische Tageszeitung l’Osservatore Romano „eine Liste der Top Ten Rock & Pop Alben aller Zeiten“, darunter Michael Jacksons „Thriller“ und „Revolver“ von den Beatles.1
Wie ist nun die Pop-Musik aufgebaut und was macht ihre Anziehungskraft aus? Trotz ihrer großen Bandbreite und den zahlreichen Stilen kann man feststellen, dass bei einem Großteil der Stücke der Rhythmus oder Beat der Melodie übergeordnet ist, wobei ein starker Bass dominiert. Noch dazu bestehen viele Lieder aus Samples, gleichbleibenden Teilen, die in gewissen Zeitabständen wiederholt werden. Dasselbe gilt für den Refrain, der meist sehr einfältig ist und oft nur noch aus einigen Schlagwörtern besteht, worin die Hauptbotschaft des Textes, sofern eine vorhanden ist, wiedergegeben wird. Sofern tatsächliche Instrumente (gegenüber Synthesizern und Beatcomputern) benutzt werden, lässt sich eine starke Disharmonie feststellen, etwa bei dem „Gejaule“ einer E-Gitarre. Den besonderen Einfluss der starken Basslastigkeit, die den Hörer oft zu einer wie auch immer gearteten körperlichen Reaktion veranlasst, charakterisierte Michael Matt, Chefredakteur der amerikanischen Zeitung The Remnant bei einem Vortrag über Pop-Musik an einer Schule der Priesterbruderschaft St. Pius X. in passender Weise: „Wenn eure Mutter ein Stück Fleisch richtig weich kriegen will, was benutzt sie dann? Einen Hammer. Genauso wird von den ständigen Bässen (von Rapmusik) der Körper weichgeklopft.“ Die ständige Wiederholung tut ihr Übriges, der Hörer lässt sich irgendwann „gehen“. Auch die Lautstärke spielt eine Rolle: Ab 90 Dezibel beginnt das Bauchgewebe zu vibrieren, ein angenehmes Körpergefühl stellt sich ein. All diese Faktoren spielen zusammen, um die Selbstbeherrschung, die jeder Katholik wahren soll, gänzlich abzubauen.2
Man darf in diesem Zusammenhang natürlich auch einen wesentlichen Aspekt der Popmusik nicht außen vor lassen, und zwar den Tanz. Wenigen Katholiken selbst ist bewusst, dass acht Konzilien jeglichen Tanz, selbst bei Hochzeiten, unter die Strafe der Exkommunikation gestellt haben.3 Der hl. Augustinus sagte sogar, dass „die Männer besser daran täten, am Sonntag zu pflügen, und die Mädchen, zu spinnen, als auf den Tanz zu gehen; das Übel wäre geringer“4. Daher geht von der Popmusik eine noch größere Gefahr für das Seelenheil aus, da sie unweigerlich zum Tanzen animiert. Kaum ein Mensch kann sich basslastige, schnelle Popmusik anhören, ohne dabei irgendeinen Teil des Körpers rhythmisch bewegen zu wollen und sei es bloß durch Kopfnicken. Betrachtet man einmal, wie Disco-Gänger zu Electro, sprich Techno, tanzen, so stellt man schnell fest, dass es sich dabei nur noch um ein zombiehaftes Zucken zum Beat handelt, welches von sporadischem Gejohle begleitet wird. Der Rock ’n’ Roll-Tanz mit seinen sehr anzüglichen Bewegungen ist sogar als Sportart etabliert. Der Tanz potenziert die Wirkung der Popmusik und so ist es leicht zu erklären, warum so viele Tanzbekanntschaften später zu Verstößen gegen das 6. Gebot führen.
Eine unterschätzte Gefahr stellen auch die Texte dar, besonders in unserer Zeit, in der immer mehr Menschen Englisch, die Lingua franca des Pops, verstehen. Bei ruhigeren Soul– oder R&B-Stücken wird zu romantischen Träumereien oder Melancholie eingeladen, die Beziehung zwischen Mann und Frau wird als niemals endendes Verliebtsein präsentiert, wobei Gefühle und Sexualität klar in den Vordergrund gerückt werden. Die Gefahr, dass ein Katholik, der diese Musik konsumiert, sich ein vollkommen falsches Bild von der Ehe macht und falsche Kriterien bei der Gattenwahl anwendet, liegt auf der Hand. Was allerdings viel schwerer wiegt, ist die Gefahr für die Keuschheit, die von solchen Texten ausgeht. So etwa beschreibt Soulsänger Marvin Gaye in dem Stück „Sexual Healing“ (1982), dass er eine bestimmte Dame Tag und Nacht anrufen kann, um durch Geschlechtsverkehr seine Depressionen zu „heilen“. Allerdings stehen die weiblichen Popstars den Männern in nichts nach – „Sex sells“ ist schließlich eine der Losungen der Popbranche, und emanzipierte Frauen, die ihre Sexualität ausleben, sind gewünschte Vorbilder. Je weniger sie in Videos oder bei Konzerten tragen und je verruchter die Lieder sind, desto besser. Besonders weibliche Künstler betonen häufig, dass sie vollkommen unabhängig sind und Männer nur für den Geschlechtsakt brauchen. Die Geschlechterrollen werden durch die Musik vollkommen pervertiert, in Hardrock- oder Rap-Liedern sind Frauen nur noch Sexualobjekte, oft nimmt der Musiker die Rolle eines Zuhälters an. Das andere Extrem ist, dass Künstler sich betont weiblich geben, wie etwa Prince, der gar singt „I’m not a woman, I’m not a man“, und es ohne Frage auch zahlreiche offen homosexuelle Rocker gab, wie etwa Freddy Mercury, der Frontmann der englischen Gruppe Queen, der an AIDS starb.
Ein weiteres Thema der Popmusik ist die Gewalt. Seit den 1980er-Jahren existiert eine Spielart des Rap, der Gangsta-Rap, der schamlos den Lebensstil von Drogendealern, Zuhältern, Mördern und Straßenräubern in Amerikas Ghettos verherrlicht und als legitimen Ausdruck der Selbstverwirklichung darstellt. So schürte N.W.A. („Niggaz Wit Attitudes“) mit „f*** da police“ (1988) den Hass gegen die Polizei, im Refrain von „Show Discipline“ (2001) von Jadakiss wird zum Mord an den nächsten Verwandten aufgerufen, um nur zwei Beispiele aus einer Vielzahl von teils noch abartigeren Texten zu nennen. Es geht sogar so weit, dass der Lebenslauf eines solchen „Künstlers“ frisiert oder eine tatsächliche kriminelle Vergangenheit ständig betont wird (mit dem Placet der Plattenfirmen), um ihn der Hörerschaft als hartgesottenen Verbrecher zu präsentieren, wovon man sich höhere Verkaufszahlen erhofft. Dies ist beispielsweise der Fall bei Plattenmillionär Curtis „50 Cent“ Jackson, einem ehemaligen Drogendealer aus dem Stadtteil Queens in New York, dessen „Markenzeichen“ es ist, neun Mal angeschossen worden zu sein. Die Gewalt beschränkt sich tatsächlich nicht auf die Musik; in den letzten zwei Jahrzehnten sind Dutzende Rapper ermordet worden, darunter Tupac Amaru Shakur und The Notorious B.I.G., denen eine märtyrerhafte Verehrung entgegengebracht wird. Auch im deutschsprachigen Rap gibt es immer mehr Interpreten, die sich einer kriminellen Vergangenheit rühmen. Man denke auch daran, dass Graffiti, eine Form des Vandalismus, der jährlich weltweit wohl Milliardenschäden verursacht, als sogenanntes Element der Hip-Hop-Kultur zur Kunstform erhoben wurde.
Die Verherrlichung von Gewalt beschränkt sich aber nicht nur auf das Genre Rap, sondern ist auch ein Element des Hard Rock. Man betrachte nur einmal die Bühnenshow einer x-beliebigen Rockband. Dabei werden Gitarren zerschmettert, Boxen eingetreten etc. Selbstverständlich schlägt sich diese Zerstörungswut auch hier in den Texten nieder. Die Bandmitglieder von Marylin Manson tragen alle die Namen von Serienmördern, darunter auch die der Mitglieder der berüchtigten Manson Family, die in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren in Kalifornien Angst und Schrecken verbreiteten und einen bleibenden Eindruck in der linken Bewegung und der Popmusik Amerikas hinterließen. Die Gewalt reicht in manchen Fällen bis zur Selbstzerstörung. So wird der Selbstmord in Liedern von zahlreichen Künstlern wie etwa Ozzy Osbourne oder Grateful Dead glorifiziert. Eine morbide, den Tod glorifizierende Subkultur ist die Folge. Grunge-Musiker Kurt Cobain ist wohl der prominenteste in einer langen Liste von Popmusikern, die Selbstmord begangen haben.
Ein Mittel der Selbstzerstörung, das von den meisten Künstlern in allen Sparten der Popmusik verherrlicht wird, ist der Drogen- und Alkoholkonsum. So sagte John Lennon, dass er nach eigenen Schätzungen auf über 1000 LSD-Trips war. Auch die Boulevardpresse weiß ständig zu berichten, welcher „Star“ nun wieder in einer renommierten Entzugsklinik eingecheckt hat. In manchen Liedern werden Drogen sehr offensichtlich besungen, so etwa in „Heroine“ von Velvet Underground, während die Botschaft bei anderen Liedern kryptisch verschlüsselt ist, wie etwa „Mary Jane“, Rick James‘ Ode an Marihuana. Je nach Genre unterscheidet sich der Drogenkonsum der Hörer und Interpreten in den bevorzugten Substanzen: Rocker greifen oft zu Kokain, Heroin oder LSD, während Techno stark mit Ecstasy assoziiert wird; bei Rap und anderen afroamerikanischen Musikrichtungen wird meist Marihuana konsumiert. Durch bestimmte Musikgenres haben manche Drogen gar eine ungeahnte Verbreitung gefunden; so zum Beispiel in den südlichen USA, wo der Konsum von verschreibungspflichtigem codeinhaltigen Hustensaft von dortigen Rappern propagiert wird. Das als Rauschmittel missbrauchte Medikament, dessen Konsum zum Tod durch Herz- und Atemstillstand führen kann, haben nach offiziellen Angaben 8 Prozent aller texanischen Highschool-Schüler bereits einmal konsumiert.5 Nicht zuletzt gibt die große Zahl von Personen aus der Musikbranche, die an den Folgen von Drogenmissbrauch verstorben sind, Zeugnis von der engen Verbindung zwischen moderner Musik und Drogenkonsum.
Besonders auf Konzerten sind die Folgen der Indoktrination erkenntlich: So geben 15 Prozent der Personen, die schon über fünf Rockkonzerte besucht haben, Drogenprobleme an. Rock-„Ikone“ David Bowie sagte einmal: „Das Dritte Reich war wie ein Rock-Konzert“6. Dies mag zwar eine grobe Übertreibung sein, doch handelt es sich auch bei den Rockkonzertteilnehmern um eine gleichgeschaltete Masse, die ihren Einpeitschern, den Interpreten, bedingungslos gehorcht. So springen Zehntausende bei Festivals wie „Rock im Park“ auf und ab, wenn es auf der Bühne vorgemacht wird. Man denke auch an das vollkommen besinnungslose Gekreische junger Mädchen, wenn sich ihr vergöttertes Idol von der Bühne zu ihnen herunterbeugt. Die Bühnenshow wird genutzt, um die Musik visuell zu verstärken, sie ist oft surreal und dämonisch. Die Band Rammstein (benannt nach der Katastrophe bei der Flugschau auf der gleichnamigen US-Airbase) verwendet beispielsweise massive Flammenwerfer, die allen Bandmitgliedern vor den Mund (!) geschnallt werden, sodass es aussieht, als würden sie Feuer spucken. In vielen Fällen entlädt sich die Spannung je nach Genre auch in Gewaltexzessen, so bilden sich bei Rockkonzerten sogenannte Moshpits, kreisförmige Ansammlungen von Konzertteilnehmern, die sich gegenseitig anspringen und herumschubsen, was nicht selten in Schlägereien endet. Die Neuauflage des Woodstock-Festivals im Jahr 1999 musste wegen heftiger Ausschreitungen abgebrochen werden. Aber auch die Musiker selbst halten sich in der Regel nicht zurück; so werden Fans, deren Benehmen dem Künstler missfällt, oft beleidigt oder mit Gegenständen beworfen. Der französische Rap-Star Booba warf eine Whiskeyflasche auf einen Konzertgast, der ihn mit Pfiffen und Beleidigungen provoziert hatte. Aber oft geht es noch viel weiter: So belästigte Schock-Rocker Marylin Manson im Jahr 2000 einen Security-Guard während eines Konzerts sexuell.
Ein anderes visuelles „Hilfsmittel“ zur Verbreitung der modernen Musik sind Videos, die ihren Siegeszug in den späten 1970ern begannen und deren Produktion heute zum Teil mehrere Millionen Euro pro Video verschlingt. Sie stellen in aufwendiger Weise eine vollkommen überzeichnete Scheinwelt da, die je nach Genre eine hedonistische, depressive oder gewalttätige Stimmung erzeugt. So darf in den meisten Rap-Videos nicht der obligatorische Pulk von so gut wie unbekleideten Frauen fehlen, die sich auf schlimmste Weise selbst erniedrigen. Luxuskarossen, überbordender, stark funkelnder Schmuck (Bling-Bling genannt), teure Spirituosen und vollkommen enthemmtes Verhalten gehören zum guten Ton, und so liegt es nahe, dass viele Fans nach eben diesen Gütern streben oder sich so verhalten, wie es ihre Idole vormachen. Zur Verbreitung dieser Propaganda haben sich in den letzten drei Jahrzehnten zahlreiche große Musiksender mit zahlreichen Ablegern entwickelt, angeführt von MTV, welcher neben Musikvideos auch höchst unmoralische Reality-Sendungen ausstrahlt.
Wie eingangs schon erwähnt, ist die Popmusik alles andere als unpolitisch. Musik wurde von jeher als Mittel für politische Zwecke genutzt, man denke nur an Kriegslieder oder Parteihymnen. Die Popmusik war seit ihrer Erfindung stets das Sprachrohr der Revolution. „Imagine“ von John Lennon transportiert nach seinen eigenen Worten die Botschaft des Kommunistischen Manifests, und zwar „in Zuckerwatte verpackt“. Die linksextreme amerikanische Rockband Rage against the Machine (RATM) verbrennt die US-Flagge auf der Bühne. Sie zieht ihre Inspiration aus den Werken des linken Gurus Noam Chomsky und gibt sich auch sonst betont antikapitalistisch, während sie gleichzeitig von der Plattenfirma Epic Records Millionen kassiert. Sicher nehmen nicht alle Bands ähnlich extreme Positionen ein, doch gibt es genug Popstars, die mit ihrem politischen Engagement stets linke Positionen vertreten. So sprach sich eine schier endlose Liste von Musikern in den Medien für die Präsidentschaft von Barack Obama aus. Politiker bedienen sich auch gerne selbst der Massenwirkung von Popmusik. In Deutschland gibt es die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD), eine obskure Kleinpartei, die aus der Punk-Subkultur entstanden ist. Die FDP machte während ihres „Spaßwahlkampfes“ Werbung unter den Besuchern der Berliner Love-Parade, die man als „ein bedeutendes kulturelles Ereignis und eine eindrucksvolle Jugenddemonstration für Frieden und Freiheit“7 bezeichnete. Horst Seehofer, seines Zeichens bayerischer Ministerpräsident, traf mit dem Rapper Bushido, dessen Alben teilweise auf dem Index stehen, zusammen, um eine neue Hymne für die Christlich Soziale Union (CSU) zu texten. Allein dieses Beispiel reicht, um die Korrelation zwischen Popmusik und Werteverfall zu verdeutlichen.
Betrachten wir zuletzt die Position der Popmusik und ihrer Interpreten zur Religion, insbesondere zum Christentum. Ohne Zweifel gibt es zahllose Popmusiker, die sich als „Christen“ bezeichnen und dies auch in ihren Liedern thematisieren. Kanye West, ein Rapper aus Chicago, singt in „Jesus walks“ (2004) „I ain‘t here to argue about his facial features, But here to convert atheists into believers” („Ich bin nicht hier, um über Sein Aussehen zu streiten, sondern um Atheisten zu Gläubigen zu machen“). Gleichzeitig legt West – wie viele sogenannte Christen in der Musikbranche – einen alles andere als christlichen Lebenswandel an den Tag. Diesem zumindest nominellen Christentum steht der zum großen Teil antichristliche Rest der Popwelt gegenüber. Madonna, der mittlerweile betagte Popstar der 1980er- und 1990er-Jahre, wurde in eine katholische Familie geboren, fiel vom Glauben ab und machte später häufig mit ihren blasphemischen Videos und Bühnenshows auf sich aufmerksam, sodass Papst Johannes Paul II. Katholiken den Besuch ihrer Konzerte verbot. Heute gehört sie der obskuren jüdischen Kabbalah-Sekte an. Die Beatles lästerten Christus und behaupteten überheblich, dass das Christentum untergehen würde, dass Christus zwar nett war, seine Apostel aber alles langweilige, normale Kerle gewesen seien. Der Wu-Tang Clan, eine New Yorker Rap-Gruppe, die sich vor allem aus Mitgliedern der pseudoislamischen Sekte Five Percent Nation rekrutiert, stellte während des Pontifikats Johannes Pauls II. die krude Verschwörungstheorie auf, der Papst wolle sie ermorden lassen. Zahlreiche Rapper bekennen sich zum Islam oder einer der vielen afroamerikanischen Abwandlungen, die in den 1960er- und 1970er-Jahren entstanden. Der berühmteste muslimische Musiker ist wohl der Brite Cat Stevens, nach seiner Konversion als Yusuf Islam bekannt, dem Sympathien für islamische Terroristen nachgesagt werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Bands, besonders in der Sparte Heavy Metal, die eindeutig satanistisch inspiriert sind. Dies geht sehr deutlich aus Bandnamen wie Black Sabbath, Deicide oder Judas Priest hervor, um nur einige zu nennen. Der Teufel wird von diesen Bands verherrlicht, schreckliche Wahrheiten wie die ewige Verdammnis werden verlacht oder gar als wünschenswert dargestellt.
Was all dies jedoch weit übertrifft, ist der Einzug der Popkultur in die Kirche. Der Weltjugendtag erinnert zunehmend an ein gigantisches Woodstock, jede Papstaudienz wird von schreienden und weinenden Mädchen begleitet. Am diesjährigen Ministrantentag in Rom (über 50.000 Teilnehmer) machten die Messdienerinnen und Messdiener eine Polonaise über den Petersplatz oder übten die Laola-Welle. Rock– oder Disco-Messen gehören mittlerweile zum „ganz normalen“ Novus Ordo-Repertoire, sodass sich mancher Kardinal nicht scheut, sie zu „zelebrieren“. In St. Louis, USA steht eine „Rock-Kirche“, St. Alphonsus Liguori, die sich auf die Rock-Liturgie spezialisiert hat. Der Erzabt der Benediktiner von St. Ottilien, Notker Wolf, hat gar eine eigene Rockband gegründet und bekennt freimütig, dass „Highway to Hell“ von AC/DC eines seiner Lieblingslieder sei, da der Aufstand gegen das Establishment in solchen Liedern sehr nah am Evangelium sei.8 Die postkonziliare Kirche hat zwar nicht Christus in die Welt gebracht, es dafür aber geschafft, die Verkommenheit der Welt in die Kirche zu holen.
Wie sollte man sich als Katholik nun gegenüber Popmusik verhalten. Angesichts der überaus großen Gefahren für das Seelenleben kann ich nur aus eigener Erfahrung als Konvertit raten, sich davon fernzuhalten – und zwar völlig. Es mag zwar das eine oder andere Lied geben, das harmlos scheint, doch kommt man schnell in den überaus mächtigen Bann dieser Musik, die einer zutiefst antichristlichen Bewegung entstammt. Man kann sich nicht vorstellen, dass große Heilige wie der Pfarrer von Ars oder Theresia von Lisieux sich zur Zerstreuung Popmusik angehört hätten. Sie hätten darin wohl das Sprachrohr der Hölle gesehen. Es ist eine Krankheit der heutigen Menschen, immer den Lärm zu suchen und die Stille zu meiden, wenngleich diese für das geistige Leben notwendig ist. Man darf sich als Katholik nicht der Welt anpassen und schon gar nicht als Werkzeug in der Massenbewegung der Popmusik dienen, die in solcher Weise zum moralischen Verfall der westlichen Welt beigetragen hat. Man kann als Katholik vielmehr mit Stolz auf eine lange musikalische Geschichte zurückblicken, die Gregorianik, eine darauf folgende reiche Palette verschiedenster Gattungen geistlicher, vom wahren Glauben getragener Musik, altehrwürdige Kirchenlieder usw. Seien wir keine Heuchler, die den Modernismus und den allgemeinen Werteverfall anprangern und gleichzeitig im stillen Kämmerlein die Propaganda der Welt konsumieren. Besinnen wir uns lieber auf die zwei Jahrtausende katholischer Kultur, die keiner überflüssigen, wie auch immer gearteten Ergänzung durch Popkultur bedarf!
Anmerkungen
1 http://www.polkarobot.de/2010/02/18/die-top-10- rock-alben-aller-zeiten-vom-vatikan/ ;
Matt, Michael J.: L’Osservatore Romano. An International Scandal, in: http://www.remnantnewspaper.com/Archives/2010-02-mjm-popes-newspaper.htm, 12.3.2010
2 Miehling, Klaus: Gewaltmusik – Musikgewalt: Populäre Musik und die Folgen. Würzburg (Königshausen & Neumann) 2006, S. 425
3 Couvert, Abbé H.: Der Sonntag und die Woche in Ars zur Zeit des sel. Vianney – samt einer Studie über seine Predigtweise. Freiburg/CH (Canisius Druckerei) 1914, S. 93
4 Ebenda, S. 92
5 Leinwand, Donna: DEA warns of soft drink-cough syrup mix, in: http://www.usatoday.com/ news/nation/2006-10-18-lean_x.htm?csp=34, 19.10.2006; zugegriffen am 25. August 2010, 11.49 Uhr
6 Miehling, Klaus: Gewaltmusik – Musikgewalt: Populäre Musik und die Folgen. Würzburg (Königshausen & Neumann) 2006, S. 330
7 Leuschner, Udo: Die FDP mutiert zur „Spaßpartei“. Ein neoliberaler Einpeitscher entwirft für Möllemann und Westerwelle die neue Wahlkampfstrategie, in: Geschichte der FDP (37), 14. Bundestag 1998–2002, in: http://www.udo-leuschner.de/ liberalismus/fdp37.htm, zugegriffen am 25. August 2010, 11.59 Uhr
8 http://www.orden-online.de/wissen/w/wolf-notker/, zugegriffen am 25. August 2010, 12.04 Uhr