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Mein Urlaubsziel! Wer kommt mit?

Erschienen in:
DGW-8-1980

Wie schön, wenn es uns einmal vergönnt ist, sagen zu können: „Ich habe Ferien!“ Viele von uns haben vielleicht kaum Möglichkeiten zu diesem Ausspruch, aber sicher lassen sich einmal Tage oder Stunden finden, an denen wir uns etwas Ruhe gönnen können. Wie aber nutzen wir diese, für uns an weniger Arbeitspflichten mahnendere Zeit? Gibt diese, meiner persönlichen Verwaltung geschenkten Zeit mir Anrecht auf Müßiggang, oder gar Pflichtvergessenheit? Wir haben doch alle ein bestimmtes Ziel vor Augen, auf das wir unser Standes-, unser Berufs-, ja unser Freizeitleben ausrichten wollen. Im hellen Lichte unseres Glaubens gesehen ist es unser innigster Wunsch, unser Tun in den Dienst Gottes und das Heil der Seelen zu stellen. Wir haben gesehen bei den vergangenen Themen, dass der Beruf, oder die Berufung persönlichen Einsatz fordert zur Verwirklichung der Pläne Gottes in uns. Unser Nationalbewusstsein wiederum beruht auf unserem Kampf für die Heimat, als dessen Glieder wir unsere individuelle und gottgewollte Aufgabe erfüllen sollen, um dadurch eine innige, aufopfernde Liebe zu unserer diesseitigen Heimat zu erlangen.

So wollen wir nun eine kurze Betrachtung halten über eine sinnvolle, zielbewusste Nutzung unserer freien Zeit, unserer Ferien. Ist es mein Recht, in dieser Zeit mein übernatürliches Ziel für zwei/drei Wochen zusammen mit dem Arbeitskittel an den Nagel zu hängen? Denken wir einmal darüber nach, unter welche Leitmotive wir unsere freie Zeit bisher gestellt haben. Sind wir nur unseren weltlichen Interessen nachgegangen: möglichst viele Kilometer zurückgelegt? Möglichst viele Länder besucht? Möglichst viele weltliche Eindrücke auf uns wirken lassen? Sind nicht gerade die Ferien dazu da, uns körperlich und geistig zu erholen, uns zu stärken zur weiteren Bewältigung unserer Aufgaben gegenüber Gott und der Welt? Wie oft entgeht unserem Herzen der seufzende Aufruf: „Ich habe kaum Zeit!“, wenn die drängenden Pflichten des Alltags uns zerstreut über manche Probleme hinweggehen lassen. Versuchen wir doch einmal in die Tiefen unseres Herzens einzudringen, halten wir innere Einkehr und suchen wir unser Ideal. Besonders unsere junge, kräftige Natur verlangt nach Freiheit und Frieden. Nun liegt aber die Triebfeder unserer Kraft, unserer Energie nicht in erster Linie im Körper, sondern in unserer Seele. Die Seele ist behaftet mit dem Ewigen, Unvergänglichen, weil sie von Gott ist und sich nach dem Höchsten sehnt, nach dem Vollkommenen. Nun sind wir kurzsichtigen und diesseits denkende Menschen vielfach darum besorgt, diesem Streben nach dem Höchsten Nahrung in vorwiegend materiellen Werken Befriedigung zu geben. Wir sind besorgt um allerlei Dinge, die wir auf dieser Welt zu versäumen glauben und stillen unseren Hunger nach Freiheit und Frieden in Tätigkeiten, die diesen Hunger nie zu stillen vermögen.

Diese vermehren im Gegenteil ein solches Verlangen und lassen uns nie zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit kommen, weil die Frönung unserer körperlichen Wünsche nicht Ewigkeitswert hat. Nicht die Vervollkommnung unseres Körpers ist eigentliches Ziel, sondern die der Seele. Unsere vom göttlichen Schöpfer eingehauchte Seele strebt nach unvergänglichen Werten, nach Werten, die die Seele emporheben zu Höherem, zu Gott, der uns nach Seinem Ebenbild geschaffen hat; der einen jeden von uns berufen hat und mit Möglichkeiten ausgestattet hat zur Erreichung einer ewigen Liebesvereinigung mit IHM. Das ist unser Ziel, danach verlangt eine jede Seele, selbst wenn sie in der dunkelsten Nacht der Sünde umherirrt. Deshalb wollen wir uns aufraffen und unseren Urlaubsabsichten ein wertvolleres „Reiseziel“ geben, wertvoller, verdienstlicher, weil es unvergänglich ist, weil diese angesammelten geistigen Kräfte uns Sicherheit, Zufriedenheit und Geborgenheit geben, weil sie überströmen auf unseren Körper und ihn aktivieren zu Taten der wahren Nächstenliebe – Taten der Nächstenliebe, deren Ursprung in der vorbehaltlosen Liebe zu Gott unserem Schöpfer ankert und im Glauben an unsere hohe Aufgabe. Stellen wir uns einen Kreis vor, von dessen Mittelpunkt aus sich auf alle Seiten Strahlen ausbreiten. Das Licht in der Mitte ist Gott und jeder von uns ist ein Lichtstrahl. Je näher die Strahlen dem Mittelpunkt sind, umso enger liegen sie beieinander.

Je näher unser Leben bei Gott ist, umso näher sind wir unserem Nächsten. Je weiter wir uns von Gott, vom Mittelpunkt entfernen, umso weiter sind wir auch von unserem Nächsten entfernt, umso schwächer ist unsere Ausstrahlung. Lernen wir die wahren Werte unseres Lebens kennen und machen wir unser Urlaubsziel zu unserem Lebensziel, aus dem wir in überzeugender Sicherheit Kraft, Geduld und Ausdauer schöpfen.