Unsere Mediathek
Meine lieben jungen Freunde
Erschienen in:

(Fortsetzung des zum -teil gekürzten- Protokolls des Vortrags von Frau Dr. Stumpf auf dem letzten Christkönigstreffen in Dachau)
Die Lust wird heute oft zum obersten Prinzip erhoben. Die sexuelle Freiheit ohne Hemmungen und Gewissensnöte wird gerade von den Linken propagiert. Aber wenn man diese Freizügigkeit näher betrachtet, so sieht man, dass sie nicht freimacht, ganz im Gegenteil. Sie versklavt den Menschen. Ein Mensch ohne Moral ist ein unglücklicher, ein armer Mensch. Denn am Ende stehen Abstumpfung, Enttäuschung, Ekel und Verzweiflung. Es empört mich auch die Verlogenheit unserer Zeit. Man sagt den jungen Menschen zuerst, ihr seid frei, ihr könnt machen, was ihr wollt. Ihr braucht euch an keine veralteten Gesetze zu halten – aber wehe, wenn etwas passiert. Wenn z.B. das Mädchen ein Kind bekommt. Dann ist man eng und kleinlich und pharisäisch, dann heißt es nicht, das ist ein moderner Mensch, dann heißt es, die oder der taugt nichts. Dann lässt man diesen Menschen fallen. Darum lassen Sie sich nicht hineinziehen von solchen, die oft nur Bundesgenossen oder besser Leidensgenossen haben wollen.
Das Triebleben muss beherrscht werden. Die voreheliche Enthaltsamkeit ist notwendig. Sie ist Vorbedingung und Voraussetzung für eine wirkliche Liebesfähigkeit. Nicht nur vom religiösen her, sondern auch vom rein natürlichen kann man deren Wert erkennen. Die Enthaltsamkeit, zu der man sich frei entscheidet, weil Gott es so will, macht nicht krank. Darüber sind sich alle verantwortungsbewussten Ärzte klar. Im Gegenteil, sie wirkt sich günstig und kräftigend aus. Der Geschlechtstrieb muss gemeistert werden, wie alle anderen Triebe der Schöpferkraft. Und vom sittlichen Wollen hängt es ab, ob die Geschlechtskraft zum Segen oder zum Fluch wird. Wie die Macht des Feuers und des Wassers eingedämmt werden muss, um nicht Unglück und Zerstörung zu bewirken – Brand und Überschwemmung- so muss auch die Geschlechtskraft gezügelt werden. Die Fähigkeit, das Triebleben zu beherrschen, ist Voraussetzung der Ehetauglichkeit. Ein junger Mann hat einmal zu mir gesagt: Warum hat Gott den Trieb nicht erst bei der Heirat aufwachen lassen, sondern schon in der Reifezeit? Dann bräuchte man sich nicht die Jugendzeit hindurch damit herumzuschlagen. Ja, der Herrgott hat genau gewusst, warum er schon dem jungen Mann den Trieb – Trieb kommt von treiben- mitgegeben hat, damit er an ihm wächst, dass er seelisch erstarkt. Rein bleiben und rein werden ist höchste und schwerste Liebeskunst. Die Reinheit und Keuschheit spielt eine schicksalschwere Rolle im Leben des einzelnen und der Völker.
Sie kennen den Ausspruch „Wie schön ist ein keusches Geschlecht im Tugendglanz. Bei Gott und den Menschen steht es in Ehren“.
Es lohnt sich, um die Tugend der Keuschheit zu kämpfen, auch wenn es heute ganz besonders schwer ist. Wir müssen jetzt klar und entschieden sein – es geht hier um Gottes Gebot.
Der hl. Paulus sagt im Tessalonicherbrief: „das ist der Wille Gottes: Ihr sollt heilig leben, ihr sollt euch der Unzucht enthalten. Ein jeglicher von euch soll in heiliger Zucht und Ehrbarkeit seinen Leib zu besitzen wissen, nicht in leidenschaftlichen Begierden so wie die Heiden, die Gott nicht kennen“ (1. Tess. 4.3-5). Wo Gott Schweres verlangt, gewährt er auch Schutz. Er hat dem Menschen ein feines Gespür, das Schamgefühl mitgegeben. Die großen Heiligen hatten ein starkes, ausgeprägtes Schamgefühl – es wurde zur Tugend der Schamhaftigkeit. In den Märtyrerakten der hl. Perpetua, die zu Karthago im Amphitheater von einer wilden Kuh angefallen wurde, steht geschrieben: „Als sie sich erheben konnte, zog sie ihr Kleid, das an der Seite zerrissen war, zur Verhüllung ihres Körpers zurück, mehr besorgt um ihre Scham als um ihren Schmerz“. Ein Mann hat es einmal so ausgedrückt: „Besonders das Mädchen muss sich um die Tugend der Schamhaftigkeit bemühen. Bei denen, die die Scham vermissen lassen, findet man keine wahre Schönheit mehr. Das eigentlich Feine, das Anmutige, das Schöne der sittsamen, züchtigen Frau veredelt gute Männer.“ In Bayern hat man ja den Ausdruck für jemanden, der nicht mehr ganz in Ordnung ist, der ist „ausgeschamt“. Wenn wir das betrachten, dann wird umso schmerzlicher bewusst, wie furchtbar es ist, wenn das Schamgefühl zerstört wird. Wie dies in den Schulen schon bei den Kindern geschieht; ich möchte das nur kurz antippen. Bei der sogenannten Schulsexualerziehung wird in einem fächerübergreifenden immer wiederkehrenden Unterricht (meist Buben und Mädchen gemeinsam) das Schamgefühl brutal zerstört. Sie verstehen, warum man sich mit aller Kraft dagegen wehren muss. Die hl. Maria Goretti kannte keine biologischen Details, aber sie wusste mit absoluter Sicherheit um die Schwere der Sünde und nahm lieber den Tod auf sich, als Gott zu beleidigen.
Das Mädchen wird durch seine innere Reinheit und Lauterkeit zu einer Königin, die eine Krone trägt. Das klingt vielleicht etwas sehr pathetisch, aber es trifft ganz genau den Kern. Der Mann muss zum Mädchen aufschauen können. Hier möchte ich einfügen, dass auch ein Mädchen, das gefallen ist – es ist ein hässliches Wort- wieder aufstehen kann mit Gottes Hilfe und die innere Reinheit wieder gewinnen kann. Feste Reinheit ist die große Macht der Frau und ist der Schmelz ihres Wesens. Die Frau soll Schutzengel sein für den Mann, soll in Kleidung, Haltung und Benehmen Rücksicht nehmen auf ihn. Ihr Klarheit und Festigkeit soll ihm im Kampf um das Reifen der Seele helfen. Und auch beim Mann ist die Keuschheit, das lautere Denken, die innere Sauberkeit etwas ganz Großes. Es verleiht ihm etwas Sieghaftes und Strahlendes. Es wird immer wieder Versuchungen geben, er wird vielleicht auch fallen, aber wenn er ernsthaft ringt, ist er rein. Wer sich beherrscht, wird Herr! Die Keuschheit gleicht einem Kampfplatz mit sehr hohem Siegespreis, so hoch, dass sich der Einsatz lohnt.
Die gegenseitige Hochachtung ist das Fundament des Glückes, sie dauert ein ganzes Leben. Ehrfurcht ist der Kern der Liebe. Es ist erschütternd, das viel zu wenig bedacht wird, dass die Schuld der Eltern, ihr Leichtsinn sich am Kinde rächen kann. Dass die Unzucht der Eltern ihm im späteren Leben das Kämpfen um Tugend und Ehre schwerer machen. Es werden ja nicht nur die körperlichen Anlagen weiter vererbt. Das wissen wir ja heute. Ein Missionspater hat einmal ausgerufen: „ich bitte euch, um des Kindes willen bleibt rein, haltet durch.“ Ist es nicht selbstverständlich, dass Gott für die Weckung eines Gotteskindes hl. Gebote erließ. Für das hohe Recht Mitschöpfer zu sein, gilt die hohe Pflicht der Verantwortung. Ganz wichtig ist die richtige Partnerwahl. Man sollte sie sehr ernst nehmen. Sie kennen den Ausspruch: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ Man muss sich im Tiefsten verstehen, darum ist die gleiche Religion so eminent wichtig. Wenn eine Zuneigung zu einem Menschen uns von Gott entfernt, wenn man sich seelisch unsicher und bedrückt fühlt, dann ist die Liebe zu wenig rein und edel. Wir sollen doch in der Liebe miteinander zu Gott gehen, einander tragen und stützen. Beten ist ja nichts anderes als ein Gehen zur Ewigkeit.
Ein Mädchen hat mir einmal gesagt: „Seit ich ihn kenne, hat sich meine Liebe zu Gott verdoppelt. Wir beten jetzt gemeinsam, wenn es uns schwer wird, wir gehen den Kreuzweg miteinander, und beten gemeinsam den Rosenkranz. Auch in anderen Gebieten, was die Vorbildung angeht, die Herkunft, die Interessengebiete, das Alter sollte ein Gleichklang bestehen.
Ich muss auch noch kurz auf die freigewählte Ehelosigkeit eingehen:
Es ist tiefste Liebe, wenn ein Mensch um Gottes Willen auf menschliche Liebe verzichtet. Was wäre, wenn es keine hochherzigen Menschen mehr gäbe, die im Priester- oder Ordensstand oder in Laienberufen im Dienste Gottes stehen. Aber auch diejenigen, die wegen eines Gebrechens, einer Krankheit oder aus äußeren Umständen heraus nicht zur Ehe kommen, können ein sinnvolles gottgefälliges Leben verwirklichen und Respekt erlangen.
Zum Schluss darf ich Ihnen noch einmal die täglichen Hilfsmittel ins Gedächtnis rufen:
Stärken wir unseren Willen, das beginnt schon bei Kleinigkeiten – beim korrekten Aufstehen mit einem Stoßgebet, beim Unterbrechen einer spannenden Lektüre, wenn die Pflicht ruft. Beim Verzicht auf etwas, das Spaß macht, beim Sichüberwinden, wenn einem etwas lästig ist. Bringen wir immer wieder ein Opfer Gott zuliebe, einen Verzicht auf an sich Erlaubtes, auf Schleckereien, aufs Fernsehen, auf Vergnügen. Helfen wir dafür einem anderen, hören wir zu, machen wir ihm eine Freude, opfern wir alles auf. Wir müssen ja unsere Arbeit tun, müssen unser Geld verdienen, tun wir es doch für Gott.
Lernen wir Schweres und Schwierigkeiten ertragen. Gehen wir gegen unsere Launen an, kurz gesagt: Nützen wir die Gelegenheiten, um an uns zu arbeiten, um liebevoll zu werden, um liebevoll zu sein.
Nehmen wir die Gnaden und Hilfen, die Gott uns anbietet, an: Die hl. Messe, die regelmäßige hl. Beichte. Es ist doch paradox: Die Beichte schaffte man ab und zum Psychologen rennt man. Hier möchte ich all denen, die im Strudel unserer Zeit vom Weg abgekommen sind, Mut machen. Es ist heute so leicht, irre zu gehen. Wir sind schwach, und schlechter Einfluss ist einfach zu stark. Gott ist unsagbar gütig, er ist barmherzig. Das ist so tröstlich. Fangen wir immer wieder von vorne an, stehen wir auf, wenn wir gefallen sind. Und vielleicht muss mancher von uns durch Schuld hindurch, und vielleicht muss er dadurch demütiger werden.
Es hat einmal ein Mädchen gesagt: „Ich musste dieses Kind bekommen, ich war viel zu hochmütig und habe immer auf andere herabgeschaut.“ Urteilen wir niemals über einen anderen. Wir kennen die Umstände nicht und wir wissen nicht, wie wir reagieren würden, wenn wir in dieser Lage wären.
Beten wir füreinander, die Gnade strömt uns doch vor allem durch das Gebet zu. Und darum möchte ich mit meinem Lieblingsgedicht schließen:
Gib, dass mir im Herzen,
ob Freud‘, ob Schmerzen
starke Reinheit wache
und auf meiner Stirne
strahlend gleich dem Firne
reine Freude lache.