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Multikultur und Christentum

Erschienen in:
dgw-multikultur

Die anderen Schafe außerhalb des Schafstalls

Ich habe noch andere Schafe, welche nicht aus diesem Schafstall sind; auch diese muss ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde werden und ein Hirte“ (Joh 10,16). Diese Worte aus dem Johannes-Evangelium machen deutlich, dass Jesus von Anfang an ein Auge auf jene geworfen hat, welche dem alttestamentlichen Gottesreich nicht angehörten, die er aber in seiner unermesslichen Liebe auch „an sich ziehen“ (Joh 12,32) wollte. Seine ausgestreckten Arme am Kreuz sind Sinnbild dieser weltumspannenden Liebe. Den Aposteln und ihren Nachfolgern gab er den Auftrag, sich auch um die Schafe außerhalb des Schafstalls zu kümmern und sie unter seiner Führung und mit seiner Hilfe zu einer Herde zusammenzuführen, ut unum sint – „damit sie eins seien“.

Schon zu Beginn des Christentums setzte sich das römische Imperium aus einem Gemisch von Völkern und Sprachen zusammen. Diese Vermengung von Traditionen, Religionen und unterschiedlichen Muttersprachen bezeichnen wir heute als Multikultur. Multikultur ist seit einigen Jahrzehnten eine gesellschaftliche Wirklichkeit in unseren europäischen Ländern. Die Literatur, die sich mit der „Völkerwanderung“ des 20. und 21. Jahrhunderts auseinandersetzt, bereichert ganze Bibliotheken. Zentrales Thema ist „Migration“ und „Integration“, also die Abwanderung von Menschen oder Menschengruppen aus ihrer angestammten Heimat – aus welchen Gründen auch immer – in ein anderes geografisches und soziales Umfeld und ihre Eingliederung in die Gesellschaft und Kultur der Aufnahmeländer.

Die Gruppe der Migranten, die die multikulturelle Diskussion in der westlichen Welt am nachhaltigsten angestoßen und zu einem zentralen Diskussionsthema ausgeweitet hat, sind die Muslime. Es sind nicht mehr die großen ideologischen Konflikte des 20. Jahrhunderts, die heute die politischen und religiösen Debatten bestimmen. Seit der Tragödie am 11. September 2001 in New York wurde der Eiserne Vorhang der Ideologien, der Europa bis Anfang der 1990er-Jahre teilte, durch „den Samtvorhang der Kulturen“1 abgelöst. Während das eigene christliche Erbe des alten Europa immer mehr verschwindet, arbeitet der Islam mit allen Mitteln daran, die nicht-islamische Welt in Richtung einer koranischen Gesellschaft zu verändern. Er will, dem Gebot des Korans gehorchend, sein islamisches Reich über die ganze Welt ausbreiten.

Die muslimische Glaubensgemeinschaft wird durch deren heiliges Buch, den Koran, bestimmt. Darüber hinaus ordnen die Sunna (Worte und Taten Mohammeds als Vorbild für die Gläubigen), die Hadithen (Sammlung dieser Worte und Taten), die Scharia (das islamische Recht, basierend auf dem Koran, der Sunna und den Entscheidungen der Gelehrten, der Idschma) das soziale und politische Leben der Muslime.

In der Zeit des sogenannten Kalten Krieges sprach man vom „real existierenden Sozialismus“. Heute sind wir nicht allzu weit davon entfernt, nicht nur in den muslimischen Stammländern, sondern auch im westlichen Europa von einem „real existierenden Islam“ zu sprechen. Diese neue Konstellation droht sich zu einem bedrohlichen „Kampf der Kulturen“2 auszuweiten. Um sich dieser Tatsache nicht stellen zu müssen, versuchen nicht wenige Politiker und Vertreter der Kirche, in der k o r a n i s c h e n Religion eine Bereicherung des eigenen Glaubens zu sehen und erträumen sich einen Euro-Islam, den es, wie die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali schreibt, gar nicht geben kann. Aufrichtige Muslime wehren sich gegen die Behauptung, Islam und Christentum hätten ein und denselben Gott. Sie lehnen sowohl den trinitarischen Gott der Christen als auch die pluralistische Gesellschaft ab. Es sind die Muslime selbst, die die Verharmlosungsversuche quer durch das gesamte politische S p e k t r u m der etablierten Parteien sehr scharf widerlegen.3

Auch weigern sich islamische Staaten, die im Westen geltende Erklärung der Menschenrechte anzuerkennen, was deutlich zeigt, dass es sich hier um eine politische Ideologie handelt, die mit den Werten der westlichen Welt unvereinbar ist. Die in weiten Kreisen von Politik und Kirche zirkulierende Unkenntnis (oder vielmehr das Nicht-wahrhaben-Wollen) der tatsächlichen Grundverschiedenheit dieser Kulturkreise ist verstörend. Da im Koran Anklänge aus dem Alten und Neuen Testament zu finden sind, die den Anschein erwecken, Islam und Christentum hätten Ähnlichkeiten aufzuweisen bzw. nur unwesentliche Unterschiede würden sie trennen, entsteht die irrige Meinung, Christen und Muslime würden an ein- und denselben Gott glauben. Eine intensive Beschäftigung mit den Menschen, die im Kulturkreis dieser uns fremden Religion leben, und mit dem, was der Islam eigentlich beinhaltet, ist daher erstrangig. Dabei geht es nicht um Ablehnung der Muslime. Als Christen haben wir die Pflicht, zwischen den Menschen und dem Islam, d.h. dem religiös-politischen Machtsystem, zu unterscheiden, denn „nicht die Muslime, der Islam ist das Problem“4.

Es ist keinesfalls zu leugnen, dass es auch unter den Muslimen erfolgreiche Integration in europäische Gesellschaften gibt. In nicht wenigen Fällen ist die multikulturelle Vermischung verschiedener islamischer Nationalitäten mit Europäern gelungen.

 

Das Gottes- und Menschenbild im Islam und im Christentum

Sowohl das Christentum als auch der Islam beruhen auf Offenbarungen. Beide nehmen für sich in Anspruch, mit den für sie gültigen Begründungen die einzig wahre Religion zu sein. Da beide sich als Heilsbotschaft verstehen, sehen sie sich vor Gott verpflichtet, der ganzen Welt diese Einladung Gottes an die Menschen zu verkünden. Eine Heilsbotschaft „zu glauben oder sie abzulehnen, bedeutet nicht nur Annahme oder Ablehnung einer religiösen Meinung, sondern Gehorsam oder Ungehorsam gegenüber Gottes Wort und Willen“5. Dabei gibt es jedoch gravierende Unterschiede in der Verkündigung dieser beiden Religionen.

• Als Jesus seinen Jüngern den Auftrag gab, das Evangelium von der Liebe Gottes die Welt zu lehren, gab er den Menschen gleichzeitig auch die Freiheit, die frohe Botschaft in freier Entscheidung anzunehmen oder zu verwerfen, denn die Liebe aus dem geöffneten Herzen Christi kennt keinen Zwang. (Dem Verweis der Muslime auf Sure 2,256: „Es sei kein Zwang im Glauben“, stehen eine Vielzahl von Aussagen von gewaltsamen Bekehrungen gegenüber). Liebe und Freiheit sind untrennbar miteinander verbunden, oder, um es im Sinne Augustinus’ zu sagen: Wo der Gott der Liebe regiert, dort ist Freiheit.

• Die wahren Muslime verstehen den Koran Wort für Wort als Handlungsanweisung Allahs, die sich auf alle Gebiete des menschlichen Lebens erstreckt. Ein Muslim, der den Koran ernst nimmt, muss sich dafür einsetzen, dass alle Menschen den Islam annehmen. Jedem gläubigen Muslim ist es aufgetragen, Nicht-Muslime für den wahren Glauben des Islam zu gewinnen oder sie zu bekämpfen, wenn nötig mit „Feuer und Schwert“, falls sie sich gegen die Bekehrungsversuche wehren sollten: „Tötet sie, wo immer ihr sie findet“ (Sure 2,191).

Ein wesentliches Unterscheidungskriterium von Christentum und Islam sind die völlig verschiedenen Gottesbilder und die entsprechend unterschiedlichen Menschenbilder. Auch der Islam kennt ein Credo, ein Glaubensbekenntnis. Es besteht aus einem Satz, der zwei Aussagen beinhaltet, die nicht voneinander zu trennen sind: „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.“ Der Gebetsruf des Muezzin, der fünfmal täglich vom Minarett verkündet wird, verdeutlicht dies: „Allah ist der Größte. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt. Ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Allahs ist. Auf zum Gebet. Auf zum Heil. Allah ist der Größte. Es gibt keinen Gott außer Allah.“ Mit diesem Credo bringt der Islam den Monotheismus seiner Religion, so wie er ihn versteht, zum Ausdruck. Der christliche Monotheismus bekennt sich dagegen zum Dreifaltigen Gott, zum Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Wenn jemand Muslim werden will, muss er vor zwei Zeugen laut, und zwar auf Arabisch die beiden Sätze aussprechen: „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.“ Jeder, der dieses Glaubensbekenntnis mit den Worten „ich bezeuge“ bestätigt, ist somit Muslim, und wer dieses Credo einmal ausgesprochen hat, für den gibt es kein Zurück. Er verpflichtet sich dadurch zu einem Leben, das die von Mohammed überbrachte Botschaft, der Koran, ihm vorschreibt. Dazu gehört das Gebet, das fünfmal am Tag zu vorgeschriebener Zeit verrichtet werden muss und dessen Elemente und Abfolgen genau festgelegt sind.

Wenn ein Kind geboren wird, ist es Aufgabe der Eltern oder Verwandten, dem Neugeborenen diese beiden Sätze ins Ohr zu flüstern. Sein ganzes Leben hindurch wird ein Muslim der Verpflichtung nachkommen müssen, dieses Bekenntnis täglich zu sprechen. Vor allem auf dem Sterbebett wird er es wiederholen, und wenn er nicht mehr in der Lage sein sollte, sich auszudrücken, werden seine Verwandten ihm dieses Credo vorsagen. „Denn nach dem Tode werden ihn zwei Engel im Jenseits erwarten, und dort muss er vier Prüfungsfragen beantworten, diese lauten: Wer ist dein Gott, wer ist dein Prophet, welche Gebetsrichtung hast du, welchen Glauben hast du? Und wenn er dies nicht weiß, ist er nach der Überzeugung der Muslime für ewig verloren.“6

Was die Stellung des Muslims zu Allah betrifft, so besteht diese ausschließlich in der Beziehung des Schöpfers zu seinem Geschöpf, des Herrn zu seinem Knecht. Sure 19,94 macht dies deutlich: „Keiner in den Himmeln und auf Erden darf sich dem Erbarmer anders nahen denn als Sklave“. Der Sklave beugt sich nieder vor dem Herrn, mit der Stirn auf den Boden. Wir sehen solche Bilder von betenden Muslimen beim Freitagsgebet in den Moscheen oder öffentlichen Plätzen und Straßen.

Ganz anders das Verhältnis des Christen zu Gott. Es ist eine Vater-Kind-Beziehung. (Jesus hat seine Jünger Freunde genannt.) Auf die Bitte der Jünger: „Herr, lehre uns beten“, hat Jesus geantwortet: „So sollt ihr beten: Vater unser, der Du bist im Himmel …“. Jesus selbst hat uns in seinem Gebet an den Vater durch diese Anrede mit dem Geist der Kindschaft bekannt gemacht. Dieser Geist der Kindschaft ist das Geschenk des Heiligen Geistes, welches den Kindern Gottes zum Zeugnis und zum Erkennungszeichen ihrer Würde gegeben worden ist. Für den Muslim ist die Anrede „Vater“ oder „Abba“, was übersetzt werden kann mit „Papa“, „Väterchen“, in Bezug auf Gott eine Blasphemie. Ebenso der Hinweis auf den Heiligen Geist. Alles, was die Kirche über den Heiligen Geist berichtet, lehnen Muslime ab, denn Mohammed selbst hat die „Rolle“ des Heiligen Geistes übernommen und sich zu jenem gemacht, von dem bei Johannes 14,26 gesagt wird, dass der verheißene Tröster der Welt alles lehren und in Erinnerung rufen wird, was Jesus verkündet hat.

 

Islam – ein nicht hinterfragbarer Glaube

Für Muslime ist Mohammed nicht Mittler zwischen Gott und den Menschen oder gar Heiland und Erlöser. Er wird verehrt, weil er Empfänger und Verkünder einer Offenbarung ist, von der die Gläubigen überzeugt sind, dass sie ihm von Allah durch den Erzengel Gabriel übermittelt wurde, niedergeschrieben im Koran (was heute von nicht wenigen Muslimen angezweifelt wird). Weder das Alte noch das Neue Testament, sondern nur der Koran gilt dem gläubigen Muslim als Offenbarung. Kritik, Hinterfragung oder gar nur eine Beurteilung des irrtumsfreien „heiligen Buches“ ist daher nach Sure 2,2 nicht erlaubt.

Der bekannte Konvertit Mark A. Gabriel schildert eigenem Erleben die Unerbittlichkeit des Dialogverbots im Islam. Von früher Kindheit an war es sein Ziel, Allah und seiner Botschaft zu folgen und ihm zu gehorchen. Seit seinem fünften Lebensjahr wurde er im klassischen Arabisch, in der Sprache des Koran, geschult und konnte mit zwölf Jahren den Koran Wort für Wort auswendig. Diese Fähigkeit verschaffte ihm innerhalb der Familie großes Ansehen, so dass er wie ein Heiliger behandelt und verehrt wurde.7 Nach seinem Oberschulabschluss sandte man ihn an die angesehenste und einflussreichste islamische Universität der Welt, die Al-Azhar-Universität in Kairo.

Was ihn außer seiner Intelligenz noch auszeichnete, waren seine Wissbegier und sein kritischer Geist, die ihm dann letztlich zum Verhängnis wurden. Gerade das Hinterfragen der koranischen Philosophie ist im Islam völlig unerwünscht. Mark Gabriel schildert die Einführungsvorlesung an der Universität, wo der Dozent mit Verhaltensregeln an die Studenten begann, die darin gipfelten, dass allein die Meinung des Lehrers Wahrheit sei und keine Form von Seminardiskussion geduldet würde. Wovon er nicht spreche, sei nicht wissenswert. Der Student habe zu gehorchen und keine Fragen zu stellen. Verständlich, dass bei Mark A. Gabriel gerade an diesem Punkt die ersten Zweifel einsetzten. Im Verlauf des Studiums entdeckte er auch Widersprüche zwischen dem Koran und dem Leben Mohammeds. Man hat ihm aber zu verstehen gegeben, dass er kein wahrer Muslim sei, wenn er die Worte Mohammeds nicht kritiklos hinnehme.8

Demokratische Entscheidungsfreiheit ist dem Islam unbekannt. Ein islamischer Geistlicher äußerte sich darüber sehr pointiert im Verlauf einer Diskussion zum Thema „Islam und Demokratie“: „Wer Allah gehorchen möchte, kann nicht frei sein, der westliche Begriff von Freiheit hat nichts mit Religion zu tun, schon gar nicht mit dem Islam. Hier erhebt der Islam den Anspruch, undemokratisch zu sein.“9 Der Islam – und dies bestätigen die Muslime selbst – ist daher als Ideologie in die westliche Demokratie nicht integrierbar. Er bleibt jede Antwort schuldig über die Vereinbarkeit mit Meinungsfreiheit, Pluralismus, Demokratie, ganz zu schweigen von der neuesten Ideologie, dem Gender Mainstreaming. Das westliche Verständnis von Religionsfreiheit, wo jeder seinen Glauben, den er für richtig hält, auch ausüben kann, ist dem Islam fremd und wird auch nicht honoriert, sondern lediglich als ein Instrument betrachtet, „politische Forderungen zu realisieren“10. Es ist überdies ein Beweis für die Muslime, dass die „Ungläubigen“ Politik mit Religion verwechseln. Die Einführung der Scharia auf der Grundlage der Religionsfreiheit ist für sie daher nur eine Frage der Zeit. In manchen Bereichen der Rechtsprechung wird die Scharia in europäischen Ländern auch schon angewandt.11

 

Willkürliche Vorherbestimmung

Ein tragischer Aspekt des Islam ist, dass Muslime auch bei frommem Lebenswandel nie sicher sind, ins Paradies eingehen zu können. Die Allmacht Allahs schließt mit ein, dass er völlig frei entscheiden kann, wen er am Ende annimmt und wen er verdammt (Sure 57,22). Das bedeutet, dass es nach islamischer Auffassung dem Menschen von Ewigkeit her bestimmt ist, entweder ins Paradies eingehen zu dürfen oder aber verworfen zu werden. Der Mensch kann sich also noch so anstrengen, er weiß nicht, ob seine Bemühungen ihm je helfen werden, gerettet zu werden. Allah ist ein launischer Gott, er schafft den einen im Zorn für die Hölle, den andern in einer Laune der Barmherzigkeit für die „Gärten der Wonnen“. Mohammed selbst spricht laut einem Hadith davon, dass Gott bei der Schöpfung einen Erdenkloß nahm, ihn in zwei Teile zerlegte, den einen in die Hölle warf und sprach: diesen in das ewige Feuer, was kümmert’s mich? Er warf den andern in den Himmel und sagte: Was kümmert’s mich?12 Nur wer im Krieg für den Islam getötet wird, also der Martyrer, kommt mit Sicherheit in die „Gärten der Wonnen“. Daher die erschütternde Zahl jener junger Menschen, die sich bei einem Selbstmordkommando für ihren Glauben opfern.

Ist es fassbar, dass es einen Gott geben soll, der den Menschen erschafft, um ihn am Ende seines Lebens in die Hölle zu stoßen, und zwar grundlos, einfach aus der Neigung eines launischen Gottes heraus?

 

Taqiyya

In einem Gespräch sagt Allah von sich zu Mohammed: Du bist listig, aber ich bin der noch viel Listigere. Und ich führe irre, wen ich will. Allah muss somit als Urheber des Konzeptes von Taqiyya angesehen werden, denn er selbst bezeichnet sich als der beste Listenschmied. Wenn also der islamische Gott schon Listen schmiedet, um wie viel legitimer ist es dann für die Gläubigen, dies zu tun. Taqiyya bedeutet Furcht, Vorsicht, Verschleierung und wird oft beschönigend „religiöse Verhüllung“ genannt, im Grunde handelt es sich jedoch einfach um eine „muslimische Täuschung der Ungläubigen“.

Der Mensch des christlichen Weltbildes nimmt bei einem Gespräch an, die Aussage des Gesprächspartners sei so gemeint, wie er sie zum Ausdruck bringt, er sage die Wahrheit. Im islamischen Kulturkreis ist dies nicht unbedingt so, denn es gibt keine Notwendigkeit für einen Muslim, einem Ungläubigen gegenüber wahrhaftig zu sein. Der bedeutende islamische Gelehrte Ibn Kathir (gest. 1373) schrieb zu Sure 3,28: „Wer immer zu gegebener Zeit und an beliebigem Ort das Böse der Ungläubigen fürchtet, darf sich durch äußere Verstellung schützen.“13 Um diese Aussage zu untermauern, wird der enge Gefährte Mohammeds, Abu Darda, zitiert: „Lasst uns ins Gesicht mancher Nicht-Muslime lächeln, währenddessen unsere Herzen sie verfluchen.“14

 

Angst und Gewalt

Die logische Folge für einen Menschen, der mit der Unsicherheit lebt, ob es für ihn eine Heilsgewissheit gibt oder nicht, ist Angst. Angst aber trägt das Potenzial in sich, Gewalt zu erzeugen. Es ist nachvollziehbar, dass solch ein ungewisses Lebensziel mutlos oder aggressiv macht, und es ist sehr wohl denkbar, dass die Gewaltbereitschaft mancher Muslime auch auf dem Hintergrund dieser Vorstellung eines Gottes wächst, der den Menschen grundlos in die Hölle verstoßen kann. „Dem Islam ist die gewalttätige Überzeugung in die Wiege gelegt“, schreibt der französische Schriftsteller Abdelwahab Meddeb15, was der in Deutschland lebende türkische Schriftsteller Zafer Senocak mit den Worten bestätigt: „Der Terror kommt aus dem Herzen des Islams, er kommt direkt aus dem Koran“.16 Magdi Cristiano Allam, Chefredakteur des Corriere della Sera, der sich im April 2008 von Papst Benedikt XVI. im Petersdom öffentlich taufen ließ, bezeichnet den Islam als eine Religion, die von Hass und Intoleranz geprägt ist. „Ich bin von einer Ideologie befreit worden, die Lüge und Gewalt legitimiert, Mord und Selbstmord hervorruft sowie für blinde Unterwerfung unter eine Tyrannei steht. Mit meiner Hinwendung zum Christentum habe ich die authentische Religion der Wahrheit, des Lebens und der Freiheit gefunden“.17 Auch Mark A. Gabriel konnte schwer mit der Gewalt und dem Hass leben, die ihm aus dem Koran entgegenschlugen. Im Evangelium Jesu Christi fand er seine wahre Befreiung.

Mohammed war ein kriegerischer Prophet, und die islamischen Eroberungen von China bis Spanien folgten gleichsam seinem Prinzip. An dieser Vorbildfunktion Mohammeds hat sich für die mit dem Koran verbundenen Muslime nichts geändert.

 

Wut und Ehre

Der dänische Psychologe der Kopenhagener Kommunalverwaltung, Nicolai Sennels, der einige Jahre in einem Gefängnis in Kopenhagen gearbeitet hat, berichtet in einem Interview über seine Arbeit mit jugendlichen kriminellen Muslimen und Nicht-Muslimen. Er machte dabei Erfahrungen, die für das Verständnis des Verhaltens von Muslimen wichtig sind. Seine Ergebnisse sind deshalb aufschlussreich, weil er nicht von einem christlichen, sondern einem humanistischen Standpunkt aus argumentiert. Bei seiner Gefängnisarbeit musste er erfahren, dass sieben von zehn Jugendlichen unter 20 Jahren eines durchschnittlichen Gefängnisses einen muslimischen Hintergrund haben.

Muslime, die stark vom Islam geprägt sind, haben eine andere Sichtweise auf Aggressionen, Wut und drohendes Verhalten als die meisten Menschen in der westlichen Welt. Für einen Menschen mit christlichem Hintergrund ist es ein beschämendes Zeichen von Schwäche, wenn er wütend wird. Generell, wenn Menschen zornig werden, zeigen Europäer in der Regel die Tendenz, den Respekt vor ihnen zu verlieren. Sie verscherzen sich zumindest die Sympathien.

Völlig anders verhält es sich im islamischen Kulturkreis. Sennels konstatiert: „Während die meisten Nicht-Muslime beschämt über ihre Wutausbrüche reagieren und es ihnen hinterher leidtut, scheint keiner der muslimischen Patienten diese Haltung überhaupt nur verstehen zu können. Denn in der muslimischen Kultur erwartet man, dass man ein wütendes oder drohendes Verhalten zeigt, wenn man kritisiert oder geneckt wird. Wenn ein Muslim dabei nicht aggressiv reagiert, wird er als schwach angesehen, und er verliert seinen sozialen Status.“18 Wenn er sich in Taqiyya übt, dann behält er äußerlich die Ruhe.

Kritik oder gar Witze über den Islam müssen mit Wut und Terrordrohungen beantwortet werden. Wir erinnern uns an die dänischen Karikaturen, von denen eine Mohammed mit einer Bombe in seinem Turban darstellte, um die Tatsache zu illustrieren, dass Mohammed Dutzende von Massakern durchgeführt und zum globalen „Heiligen Krieg“ gegen Nicht- Muslime aufgerufen hat. Die Reaktionen der muslimischen Führer und ihrer Anhänger bestätigten exakt das, was die Zeichnungen aussagten: Sie antworteten mit Dschihad, drohten mit Völkermord, Terror, einem Boykott, Prozessen, und – was nicht unbedeutend ist – sie gebrauchten die demokratischen Systeme, in denen sie lebten, um deren Gesetze über Rede- und Meinungsfreiheit infrage zu stellen, anzugreifen und um sie letztlich auszuhebeln. Für einen Muslim sind Wut und Aggression die eigentlichen Mittel, um seine Ehre zu verteidigen. Wenn ein praktizierender Christ an sich Probleme entdeckt, dann fragt er sich: Was kann ich in meinem Leben ändern, damit es mir besser geht. Nicht so der Muslim: Wie kann es ihm besser gehen, wenn er Schwäche zeigt, etwas, von dem er schon seit seiner Kindheit gelernt hat, dass man er es verbergen muss, um seine Ehre zu bewahren?19

 

Die Frau und die Ehre des Mannes

Der Begriff Ehre begegnet uns außerdem in Bezug auf die Frau. Die türkische Soziologin und Schriftstellerin, Necla Kelek, hat in kluger und einfühlsamer Weise das Leben von Frau und Mann in der islamischen Welt beschrieben. Ihre Bücher, Die fremde Braut und Die verlorenen Söhne, handeln vom archaischen Sittenkodex der Zwangsheirat und der arrangierten Ehe. Sie hat über das Thema „Islam im Alltag“ promoviert und entlarvt einige Tabus, deren Enthüllung man in den Medien vergeblich sucht. Frau Kelek berichtet von der extrem hohen Zahl gekaufter Bräute mitten in Europa und der Rechtlosigkeit türkischer Frauen. Aber sie berührt auch ein Tabu, das noch verhüllter ist als jenes der Frauen: die traditionellen muslimischen Männer, in deren Welt das Wort ihres Vaters Gesetz ist, und Ehre und Respekt wichtiger sind als männliches selbstständiges Handeln. Den muslimischen Mann beschreibt sie als das unbekannte Wesen, dessen sogenannte gefestigte Männlichkeit eher einem Wunschdenken entspricht. Viele muslimische Jungen sind Schulversager, überproportional viele muslimische Jugendliche sitzen in den Gefängnissen.

Necla Kelek gehört zu jenen Musliminnen, die sich mit Herz und Verstand in ihre neue Heimat, in diesem Fall Deutschland, integriert haben. Sie ist angekommen, wie sie sich ausdrückt, und stolz, einen deutschen Pass zu besitzen. Sie spricht zwar mit großem Respekt und Achtung von ihren Landsleuten, aber doch recht kritisch von ihrer islamischen Heimat und Kultur – sehr zum Ärgernis der Imame.

In ihren Büchern, Artikeln und Vorträgen erzählt sie von den Tausenden türkischer Frauen, die nicht angekommen sind, die von ihren Familien nach Deutschland vermittelt wurden und für die es praktisch keine demokratischen Grundrechte gibt.

Als sie bei einem Vortrag 25 mit Kopftuch bedeckte Frauen, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, fragte: „Was tun wir Türken für Deutschland?“, regten sich alle auf. „Ich habe dreißig Jahre lang hier gearbeitet, das dürfte doch wohl reichen“, sagte die eine. „Die Deutschen interessieren mich nicht“, eine andere. „Ich bin nicht nach Deutschland gekommen, sondern in eine Familie. Wir brauchen die Deutschen nicht. Wir haben hier unsere Moschee, unseren koscheren Laden, unser eigenes Fernsehen, wir brauchen sie nicht.“20

Dies ist die Haltung vieler Muslime, die sich gegen die Welt der „Ungläubigen“ abgrenzen. Für sie gibt es nichts, was die beiden Welten verbinden könnte.

 

Heirat im Islam und das Verlassen von Vater und Mutter

Das wichtigste Ereignis im Leben einer türkischen Familie ist die Hochzeit. Sie ist in der islamischen Gesellschaft traditionell eine Sache der Eltern, eine Selbstbestimmung der jungen Leute darüber ist nicht vorgesehen.21 Das Mädchen, oft kaum 18 Jahre alt und mit ungenügender Schulbildung, wird von ihren Eltern mit einem ihr unbekannten Mann türkischer Herkunft verheiratet, der seinerseits auch nicht immer weiß, mit wem er die Ehe eingehen wird. Wenn es um Zwangsverheiratung geht, so trifft dieser Zwang oft ebenso die jungen Männer, denn das Arrangieren ihrer Ehe überlassen auch sie der Familie. In vielen Fällen treffen sie die Braut erst am Hochzeitstag. Meist ist es die Mutter, die für ihre Söhne auf Brautschau geht. Sie fährt nach Hause in die Türkei und sucht sich, manchmal sogar unter ihrer Verwandtschaft, eine Braut für ihren Sohn. Bei dieser Gelegenheit wird auch der Brautpreis ausgehandelt. Dieser kann in Geld oder Sachwerten bestehen. Manchmal genügt der Braut auch nur die Aussicht, nach Deutschland zu kommen, um – wenn sie überhaupt gefragt wird – in die Heirat einzuwilligen. Liebe zwischen den Brautleuten ist in diesen Verhandlungen nicht inbegriffen, das interessiert niemanden und oft hat man den Eindruck, nicht einmal die Betroffenen selber. Die junge Braut kommt nach der Hochzeit in die Familie ihres Mannes – in eine türkische Familie – und hat vielfach keinen Kontakt zu Menschen außerhalb der türkischen Gemeinde. Sie tut, was ihr Mann und vor allem ihre Schwiegermutter von ihr verlangen, von der sie zumeist völlig abhängig ist. Sie hat ihre Familie verlassen, um ihrem Mann zu folgen, und – so könnte man in vielen Fällen sagen – ist bei der Schwiegermutter gelandet. Die Bibel hat hier eine andere Aussage:

In Genesis 2,24 lesen wir: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden zu einem Fleisch.“ Dieser Satz wurde in einer Zeit aufgeschrieben, die der unseren im Hinblick auf sozialen Umbruch und gesellschaftliche Veränderungen ähnlich war. Die Stämme Israels lösten sich auf. Eine neue Moral erhob Anspruch auf Geltung. Und in diese Situation hinein nennt der Autor dieser Genesis-Aussage drei Dinge, die für die Ehe wesentlich sind: Verlassen, Anhangen, Ein-Fleisch-Werden.

Wenden wir uns dem Wort „Verlassen“ zu. Ein Paar kann nur dann im Vollsinn „Ehe- Paar“ werden, wenn es wirklich „verlässt“, äußerlich und innerlich, räumlich und geistig. Dass dieses „Verlassen“ auch lange Zeit in nicht-christlichen Kulturen befolgt wurde, zeigt, dass die Bibel hier einen Nerv getroffen hat.

Warum betont die Bibel so dezidiert, dass der Mann Vater und Mutter verlassen soll? Und die Frau? In Israel war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Frau ihre Familie verließ und Glied der Familie ihres Mannes wurde. Das brauchte nicht erst gesagt zu werden. Das Unerhörte und Revolutionäre der biblischen Botschaft bestand nun darin, dass auch der Mann seine Familie verlassen musste. Diese Botschaft mag damals in Israel so anstößig für die Männer gewesen sein, wie sie es für die Muslime wäre, wenn man ihnen diese Stelle vorhalten würde.

Von der biblischen Aussage des Anhangens weiß die muslimische Gesellschaft nichts. Der Koran postuliert die Überlegenheit des Mannes, fordert von der Frau Gehorsam und legitimiert deren körperliche Züchtigung. Muslimische Brautleute feiern mit der Hochzeit den Abschluss eines Ehevertrages (manchmal sogar nur auf Zeit) und nicht den Beginn einer unauflöslichen Ehe.

Zwangsheirat und arrangierte Ehen unter Muslimen sind auch in der westlichen Welt tägliche Praxis und keine kriminellen Ausnahmen der türkisch-muslimischen Migrantengesellschaft. Sie sind ein Hindernis für die Integration der Muslime. Darüber hinaus sind sie ein schweres Schicksal für die Betroffenen und eine soziale Tragödie. Necla Kelek kämpft dafür, dass Zwangsheirat und arrangierte Ehen verboten werden. Doch die Behörden betrachten die Familienbeziehungen von Migranten als kulturbedingt und damit quasi als „exterritorial“ und wagen nicht, sich einzumischen – auch aus Angst vor gewalttätigen Reaktionen vonseiten der Muslime, die an ihren traditionellen Bräuchen festhalten wollen.

 

Die sexuelle Befreiung im Islam

Ein nicht unwesentlicher Beweggrund des islamischen Widerstandes gegen die Integration ist die Lebensweise der westlichen Gesellschaft, die von den Migranten verachtet wird. Vor allem die Verabschiedung Gottes aus dem öffentlichen Leben in den europäischen Ländern ist für korantreue Muslime unbegreiflich und daher ein Ärgernis. Es gefällt ihnen nicht, wie die „Ungläubigen“ ihre Kinder erziehen. Diese verhalten sich gegenüber älteren Leuten oft respektlos, benehmen sich schlecht und kleiden sich schamlos. Das wollen die Muslime an ihren eigenen Kindern nicht dulden und setzen alles daran, sie vor der westlichen Unmoral, besonders vor der verpflichtenden schulischen „Sexualerziehung“ zu schützen. Gläubige Christen teilen hier durchaus die Kritik der Muslime an einer Gesellschaft, die sittlich und moralisch einem Tiefpunkt zusteuert. Wir beklagen uns über den Unwillen vieler Muslime, sich in ihr Einwanderungsland zu integrieren. Aber niemand wagt es, Aspekte anzuschneiden, die eindeutig gegen eine hedonistische und zum großen Teil auch gottlos gewordene Gesellschaft sprechen, die moralisch immer mehr zerfällt und zusehends auch auf die Muslime, besonders auf die Frauen abfärbt.

Nicht wenige Musliminnen haben sich im Kampf gegen die entwürdigende Unterdrückung der Frauen im Islam unter westlichem Einfluss der Frauenfrage angenommen und suchen nach einer weiblichen Interpretation des Koran. Es gibt eine kaum mehr überschaubare islamische Frauenliteratur, die sich kritisch mit dem westlichen Feminismus auseinandersetzt. Zum Beispiel werfen iranische Frauenrechtlerinnen westlichen Feministinnen vor, versagt zu haben, weil sie sich einseitig auf die Gleichberechtigung im Berufsleben und die sexuelle Befreiung konzentriert und keine befriedigende Antworten auf die Fragen von Ehe und Mutterschaft gegeben hätten. Ihre Bestrebungen, Frauen auf dem Arbeitsmarkt Gleichberechtigung zu verschaffen, seien gescheitert. Gleichzeitig hätten sie die Anerkennung, den Respekt und die Ehre verspielt, welche die Frau vorher durch den Ehestand erlangt habe.22

Andererseits aber schwimmt eine nicht unerhebliche Zahl islamischer Frauen voll im feministischen Mainstream, getreu dem Weltbild, das ihnen durch die westliche Politik und Gesellschaft vorgelebt wird: Sie leben den Hedonismus aus, auf den unsere Gesetze die Einwanderer geradezu verpflichten. So entstehen Bücher wie Der Islam braucht eine sexuelle Revolution von Seyran Ateş, worin sie selbstbestimmte Sexualität und vorehelichen Sex einfordert, sich zur Homosexualität und lesbischen Lebensweise bekennt und meint, dass eine Gesellschaft, die freie Selbstbestimmung untersagt, in jeder Hinsicht rückschrittlich sei. „Genau wie die Frauen und Männer in den westlichen Ländern, die in den 60er-Jahren erfolgreich für ihre sexuelle Selbstbestimmung gekämpft haben, müssen sich auch die Musliminnen und Muslime ihre Rechte erstreiten. Nur so können Freiheit und Menschenwürde in der islamischen Welt wirklich gelebt werden.“23 Es geht hier offensichtlich um eine Neudefinition der Würde von Mann und Frau. „Die 68er-Bewegung mitsamt der sexuellen Revolution habe den muslimischen Frauen einen gesellschaftlichen Fortschritt beschert, der einen Quantensprung darstelle. Die islamische Welt müsse auch daran Anteil haben.“24

Auch die islamische Feministin Ayaan Hirsi Ali plädiert für eine Reform der Sexualdoktrin im Islam und meint, dass das Dogma der Jungfräulichkeit vor der Ehe überwunden werden müsse, „dann werden die Frauen frei sein“.25 Das Vorbild für diese Aussage ist Simone de Beauvoir. Manche Musliminnen leben das ganze Angebot des Liberalismus, den die heutige Gesellschaft zu offerieren hat, voll aus, inklusive lesbischer Beziehungen und Abtreibung. Das Lebenszentrum in München berichtet, dass immer mehr muslimische Frauen abtreiben würden. Somit sind auch die Muslime dabei, ihr kollektives Gewissen mit Abtreibung zu belasten.

 

Die Suche der Muslime nach dem Gott der Liebe

Im Grunde ist die Suche dieser Frauen nach befreienden Wertvorstellungen die verborgene Sehnsucht nach einem Gott, der sie liebt und versteht und in Treue zu ihnen hält, der eine Zukunft für sie bereithält, statt sie listig zu einem Schicksal zu verdammen, das in der Hölle endet. Sie suchen Erlösung von ihren Ängsten und Bedrängnissen, von der Gewalt, die ihnen vom Koran aufgezwungen wird. Viele machen sich auf und suchen diesen Gott. Doch es ist kaum jemand da, der ihnen den Weg zeigt. Den christlichen Gott identifizieren die Muslime mit der westlichen Kultur. Erst wenn man ihnen glaubhaft versichert, dass diese mit dem Christentum nichts gemein hat, fragen sie nach diesem christlichen Gott, den der Koran Isa nennt.

In den letzten Jahren sind mehr Muslime zum Christentum übergetreten, als offiziell bekannt gemacht werden darf. Denn auf Übertritt in eine andere Religionsgemeinschaft steht nach islamischem Recht die Todesstrafe. Die Rache der Umma, der Gemeinschaft der Muslime, ist erbarmungslos. Wer den Islam verlässt, stellt sich auf die Seite der Feinde.

Trotzdem wählen manche lieber die Verfolgung oder gar den Tod, als dass sie von Jesus, wenn sie ihn gefunden haben, lassen wollen. Währenddessen ist das ehemals christliche Abendland eifrig und mit Stolz dabei, den Glauben zu verleugnen. Dabei haben wir so viele suchende Menschen in unserer Umgebung, die nur darauf warten, dass wir ihnen den Gott der Liebe, Jesus Christus, nahebringen.

Doch selbst katholische Priester verschließen die Ohren vor den Anfragen der Muslime und empfehlen ihnen, gute Muslime zu bleiben. Aber sie rechnen nicht mit der Hartnäckigkeit, mit welcher Muslime, die nach der Wahrheit suchen, ihr Anliegen verfolgen. Nach echt orientalischer Art können sie auch in diesem Bereich recht lästig sein und solange fragen, bis sie jemanden gefunden haben, der ihnen die Tür zur Religion der Liebe des himmlischen Vaters öffnet und ihnen von seiner Güte und Barmherzigkeit erzählt. Ein ernsthaftes Gespräch mit dem Islam wird es nur geben, wenn wir das eigene Bekenntnis wieder ernst nehmen und auch vertreten.

Im Hinblick auf unsere Begegnung mit anderen Religionen, im aktuellen Fall dem Islam, gibt der Schweizer Dichter Gottfried Keller eine Anregung, wenn er sagt: „Achte eines jeden Menschen Vaterland, deines aber liebe.“ Auf unser christliches Bekenntnis angewandt würde dies heißen: Achte einen jeden Menschen, auch den Andersgläubigen, deinen Glauben aber lebe! Wir haben nicht den Auftrag, aus Muslimen bessere Muslime zu machen, sondern sie zu Jesus zu führen, sie wissen zu lassen, dass wir einen Heiland, einen Erlöser haben, einen Erlöser von Sünde, Gewalt und Tod. Im Verhalten der Christen sollte es sichtbar sein, dass wir Nachfolger unseres Herrn sind, in einem Leben als würdige Glieder seiner Kirche. Jene, die die Kirche durch die Jahrtausende getragen haben, sind die Heiligen.

Der Wahlspruch von Papst Pius X. lautete: „Alles in Christus erneuern“. Es ist die einzig gültige Antwort auf die seelenzerstörende Krankheit unserer Zeit, von der sich gläubige Muslime, wie immer geartet ihre Gottesverehrung auch sein mag, nicht anstecken lassen wollen, und diese Krankheit heißt „Gottlosigkeit“. Die Menschen des Westens haben sich von Gott abgewandt und die Stimme des Gewissens wird übertönt durch den Lärm von „Fun, Sex and Money“. Der Islam versteht sich gegenüber der modernen gottlosen Welt als der Verteidiger und Vorkämpfer des Glaubens.

 

Ephesus und Fatima

Ein kleines Bergkirchlein über Ephesus in der Türkei ist der Theotokos, der „Gottesgebärerin“ geweiht. Die aus frühchristlicher Zeit stammende Kapelle hieß einmal Panaya Kapulu („Tor der Allheiligen“) und wurde von islamischen Türken selbst in Meryem Ana („Mutter Maria“) umbenannt. Aufgrund der Visionen von Katharina Emmerich haben Lazaristenpatres das Haus, das aus dem 1. Jahrhundert nach Christus stammt, wiederentdeckt. Am 19. August 1951 war Kirchweihfest, nachdem die türkische Regierung eine Straße zum Heiligtum erbaut hatte. Erzbischof Descuffi gab in Gegenwart von dreitausend Pilgern und in Anwesenheit der Behörden, auch der türkischen Regierung von Ankara, das Kirchlein seiner sakralen Bestimmung erneut zurück. Die meisten Pilger waren türkische Muslime, die eine große Verehrung für Hazreti Meryem Ana („Ihre Majestät, die Mutter Maria“) haben.26

Maria ist nach islamischem Verständnis die einzige Frau, die von Gott erwählt, hoch geschätzt und vor allen Frauen bevorzugt wurde. Sie steht unter den im Koran meistgenannten Personen an vierter Stelle nach Moses, Abraham und Noah. Viele muslimische Eltern nennen ihre Töchter nach Maria. Schriftgelehrte verschiedener islamischer Richtungen verstehen die Jungfrau als eine von Gott erwählte geistliche Führerin, welche der Menschheit den rechten Weg weisen und bei Gott fürbittend eintreten kann.

Marienverehrung als eine Brücke zwischen Muslimen und Christen? Magdi Cristiano Allam appelliert an die in Italien lebenden Muslime, zu den marianischen Wallfahrtsorten ihrer neuen Heimat zu pilgern. Die Wallfahrt nach Loreto, so betont er, könne ein Moment des Miteinanders und der spirituellen Gemeinsamkeit zwischen Muslimen und Katholiken sein.27

Die Verehrung Mariens fällt nicht in ein Vakuum, in ein Nichts. Sie wird aufgefangen vom unbefleckten Herzen der Gottesgebärerin, die alles, was ihr anvertraut wird, in ihrem Herzen bewegt und an ihren Sohn weitergibt. Die Lehre des hl. Ludwig Grignion de Monfort zeigt hoffnungsvoll den Weg, den ein Marienverehrer gehen wird: durch Maria zu Jesus.

In seinem Rundschreiben Lux veritatis zur Jahrhundertfeier im Jahre 1931 umriss Papst Pius XI. (1922– 1939) die große Bedeutung des Konzils von Ephesus und beleuchtete den Vorzug der Gottesmutterschaft der Jungfrau Maria. „Sollte Maria, die doch gerade von den getrennten Völkern des Ostens mit überaus glühender Frömmigkeit geliebt und verehrt wird, sollte sie es zulassen, dass diese weiterhin von der Einheit der Kirche getrennt seien, sowie von ihrem Sohn, dessen Stelle Wir auf Erden vertreten?“28

In Portugal gibt es ein kleines Dorf, dessen arabischer Name eine Nähe zum Islam erschließt: Fatima. Er erinnert nicht nur an den Namen der Lieblingstochter Mohammeds, sondern auch an die blutigen Kämpfe zwischen Kreuz und Halbmond in der unmittelbaren Umgebung dieses kleinen Dorfes. Im 12. Jahrhundert fand dort die entscheidende Auseinandersetzung statt, die zur Befreiung vom Joch der Sarazenen führte.

1917 erschien in Fatima die Gottesmutter drei Hirtenkindern und hinterließ als zentrale Botschaft die Prophezeiung des Triumphes ihres Unbefleckten Herzens und damit die Ankündigung des Triumphes ihres Sohnes Jesus Christus. Die Bedingung zur Einlösung dieses Versprechens ist die Weihe Russlands an ihr Unbeflecktes Herz mit der verheißenen Bekehrung Russlands zur katholischen Kirche. Dies würde unweigerlich Auswirkungen auf das ehemalige Konstantinopel haben, Ort des großen abendländischen Schismas von 1054 mit der Trennung von Ost- und Westkirche, Auswirkungen, die den Islam nicht unberührt lassen könnten.

Ephesus und Fatima sind zwei heilige Stätten – die eine im Osten, die andere im Westen –, die der mütterlichen Fürsprache Mariens anvertraut sind. Beide Orte sind mit der Geschichte des Islam eng verbunden. Europa wird christlich sein oder es wird nicht sein, schrieb einst Romano Guardini, und wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es der Islam sein wird, der die Lücke füllt, die das stolze, unchristlich gewordene Abendland hinterlässt. Ein Blick in die Geschichte zeigt immer wieder das wunderbare Eingreifen Mariens. Dabei kämpft sie nicht gegen Menschen, sondern gegen den Abfall vom Glauben und die Auflehnung gegen Gott und seine Gebote, denn „die Muttergottes ist für uns eine sichtbare, mütterliche Garantie der Güte Gottes, die immer das letzte Wort in der Geschichte ist.“29

 

 

Anmerkungen:

1 Samuel P. Huntingtons „Kampf der Kulturen“, in: Die Welt, 22.9.2001 (Auszug aus „Clash of Civilizations“, 1993); vgl. auch Christoph Noser: Europa und der Islam in geschichtlicher Perspektive, Privatdruck 2007.

2 Huntington, Samuel P.: Der Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. München (Goldmann) 1998.

3 Vgl. Junge Freiheit, 13.5.2011, S. 2: Emine Ülker Tarhan, bis Mitte März 2011 Oberste Richterin in Ankara und Präsidentin des Verbandes der Richter und Staatsanwälte, legte ihre Ämter aus Protest gegen die derzeitige Verhaftungswelle von Schriftstellern und Intellektuellen nieder.

4 Ralph Giordano in seinem offenen Brief an den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff vom 12. Oktober 2011.

5 Kellerhals, Emanuel: „… und Mohammed ist sein Prophet“ – Die Glaubenswelt der Moslems. Stuttgart (Evang. Missionsverlag) 1961, S. 242.

6 Pater Josef Herget, Vortrag „Grundkurs Islam“ vom 5. Oktober 2008 in Bad Soden-Salmünster.

7 Gabriel, Mark A.: Motive Islamischer Terroristen – Eine Reise in ihre religiöse Gedankenwelt. Gräfelfing 2006, S. 16.

8 Ebenda, S. 21.

9 Kelek, Necla: Himmelsreise – Mein Streit mit den Wächtern des Islam. Köln (Kiepenheuer & Witsch) 22010, S. 92.

10 Hans-Peter Raddatz: Expertise zur Verkettung Minarett – Moschee – Scharia als politischer Machtfaktor des Islam, in: Theologisches, Jg. 41, Nr. 1-2/2011, S. 55-82, hier S. 60.

11 Allein diese Auseinandersetzung zeigt „Das große Problem der Religionsfreiheit“ (Brunero Gherardini: Das Zweite Vatikanische Konzil – Ein ausstehender Diskurs. Mit einem Vorwort von Erzbischof Malcolm Ranjith, Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Barthold. Mülheim/Mosel (Carthusianus) 2010, Kap. VII, S. 149), und die Frage stellt sich, ob nicht gerade die in der Konzilserklärung Dignitatis humanae dargestellte Religionsfreiheit Ursache des heute so beklagten Relativismus ist.

Ferner: Wenn Koran und Scharia mit den Wertvorstellungen des Grundgesetzes in einem unüberbrückbaren Gegensatz stehen, drängt sich die Überlegung auf, ob nicht auch die christlichen Werte mit dem Grundgesetz unvereinbar sind. „Steht nicht für den Katholiken das Grundgesetz unter ‚Evangeliumsvorbehalt’?“, fragt Friedrich Romig in seinem lesenswerten Artikel „Aut Christus aut nihil“, (Andreas Unterberger Blog, 7.11.2010).

12 Schlink, Basilea: Wo liegt die Wahrheit – Ist Mohammeds Allah der Gott der Bibel? Darmstadt-Eberstadt (Evangelische Marienschwesternschaft) 1982, S. 24.

13 Abu Darda, enger Gefährte Mohammeds zu Sure 3,28 in: http://www.derprophet.info/inhalt/ taquiyya.htm.

14 Ebenda.

15 Zeitonline, 21.9.2006.

16 Senocak, Zafer: „Der Terror kommt aus dem Herzen des Islam“, in: Welt Online, 29.12.2007

17 Junge Freiheit, 4.4.2008.

18 Nicolai Sennels, Interview vom 17.12.2009 im finnischen Internetforum Homma.

19 Vgl. ebenda.

20 Kelek, Necla: Die fremde Braut – Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland. München (Goldmann) 132006, S. 27.

21 Ebenda, S. 24.

22 Lenzin, Rifa’at: „Feminismus und Islam“, in: NZZ online, 21.2.2005.

23 Ateş Seyran: Der Islam braucht eine sexuelle Revolution – Eine Streitschrift. Berlin (Ullstein) 2009, Klappentext.

24 Ebenda.

25 Ali, Ayaan Hirsi: „Die schleichende Scharia“, Interview in FAZNET, 4.10.2006,

26 Vgl. Jentzsch, Thomas FSSPX: Fatima und der Halbmond. Band II: Ephesus, Stuttgart (Sarto) 2011, S. 175.

27 Ebenda, S. 197.

28 Ebenda, S. 127

29 Papst Benedikt XVI. bei seinem Papstbesuch im September 2011, in: Kirchliche Umschau, Nr. 9/2011, S. 21.