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Was zum Beten gehört

Erschienen in:
DGW_1_1981

Demut
Die Gnade ist ein freies Geschenk Gottes. Wir aus uns heraus haben sie nicht verdient, sie wird uns geschenkt. Vor Gott sind wir Bettler, wie der hl. Augustinus sagt. So gehört wesentlich zum Gebet die Anerkennung, dass wir vor Gott als Bettler dastehen, als einer, der kein Anrecht auf Erhörung seiner Bitte hat, der aber vertraut auf die Barmherzigkeit Gottes. Deshalb schreibt der Demütige Gott die Wirksamkeit seines Gebetes zu, er erkennt an, dass alles von Gott kommt. Wenn Gott ihn erhört, so dient es zu Seiner eigenen Ehre und gleichzeitig zur Heiligung des Betenden.

„Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich: Gott ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, wie die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder wie der Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich besitze. Der Zöllner aber blieb von ferne stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und betete: Gott sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt nach Hause, jener nicht. Denn wer sich erhöht, wird erniedrigt, wer sich erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk 18,10 – 14)

Vertrauen
Die wahre Demut ruft Vertrauen hervor, Vertrauen auf die unendliche Güte Gottes und die unermesslichen Verdienste Jesu Christi. Unsere Erbärmlichkeit, die wir eingestehen, zieht wie ein Magnet das Erbarmen Gottes an.

„Bittet, und es wird euch gegeben; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan werden. Wer von euch wird seinem Sohn einen Stein geben, wenn er ihn um Brot bittet? Oder wer wird ihm eine Schlange geben, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten!“ (Mt 7,7-11)
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater um etwas in meinem Namen bittet, so wird er es euch geben.“ (Jh 16,23)

Beharrlichkeit
Gott will, dass wir unser Elend und Seine Güte in ihrer ganzen Tiefe erfahren. Daher will Er unser Ausharren im Gebet.

„Er zeigte ihnen in einem Gleichnis, dass man allzeit beten müsse und nicht nachlassen dürfe. Er sprach: ‚In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und nach keinem Menschen fragte. In derselben Stadt lebte auch eine Witwe. Die ging zu ihm und bat: Schaffe mir Recht gegen meinen Bedränger. Lange Zeit wollte er nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und frage nach keinem Menschen; weil aber diese Witwe mir lästig ist, will ich ihr zu ihrem Recht verhelfen; sonst kommt sie noch am Ende und schlägt mir ins Gesicht.” Der Herr fuhr fort: „Hört, was der ungerechte Richter sagt! Und Gott sollte seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sollte sie warten lassen? Ich sage euch, gar bald wird er ihnen Recht verschaffen.'“ (Lk 18,1 – 7)

Aufmerksamkeit
Wir müssen jede freiwillige Zerstreuung vermeiden. Wir bitten Gott, Er möge unsere Worte hören und auf unsere Bitten achten: „Vernimm meine Worte, o Herr! Hab acht auf mein Klagen! Erhör meinen Flehruf, mein König und Gott! Denn ich bete zu dir.“(Ps 5,2.3) Wie können wir selbst mit den Gedanken anderswo sein, wenn wir Ihm unsere Bitten vortragen! Gleichzeitig gilt unsere Aufmerksamkeit der Stimme Gottes, die zu uns spricht. Viel zu wertvoll ist die Zeit des Gebetes, als dass wir uns mit anderen Dingen belästigen sollen.

„Wenn ihr betet, so häuft nicht Worte auf Worte wie die Heiden. Die meinen, durch ihren Wortschwall Erhörung zu finden. Macht es ihnen nicht nach! Euer Vater weiß ja, was euch nottut, ehe ihr ihn bittet.“ (Mt 6,7.8)
„Treffend hat Isaias von euch Heuchlern gesagt in dem Schriftwort: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz jedoch ist fern von mir.“ (Mk 7,6)