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Wir, die Jugend!

Erschienen in:
DGW-2014.1-Wir-die-Jugend

Wir sind eine Jugendbewegung – eine katholische. Wir widmen uns einem höheren, ja dem höchsten Ziel, daher muss auch unser Anspruch an uns selbst und an unsere Bewegung ein hoher sein. Wir dürfen keine opportunistischen Karrieristen, bürgerlichen Bürokraten oder um ihren gesellschaftlichen Status besorgten Leisetreter sein, wie man sie nicht selten in politischen Jugendorganisationen der modernen Gesellschaftssysteme findet. Wir dürfen nicht Angehörige einer „Generation Maybe“ sein, die am liebsten von allem ein bisschen haben möchte und zu zögerlich ist, einen festen Standpunkt einzunehmen. Wir müssen uns festlegen, uns ent- scheiden für ein echtes Leben, das auf den ewigen Prinzipien aufbaut und zur größeren Ehre Gottes gereicht.

Die Lage erkennen

Wir dürfen nicht die Augen vor der bitteren Realität verschließen und uns nicht der großen Verantwortung entziehen, die uns übertragen wird, sobald wir diese realen Zustände und Probleme unserer Zeit erkannt haben. Wir dürfen uns nichts über die so tiefgreifenden und weitreichenden Irrungen dieser Tage vor- machen: Geben wir uns nicht der allzu bequemen und völlig naiven Vorstellung hin, Politik und Gesellschaft würden sich bessern, gäbe es nur „endlich wieder einmal“ eine katholische Partei. Klammern wir uns nicht an vermeintliche Restbestände konservativen Denkens und Handelns („der ist wenigstens noch irgendwie konservativ“), die sich bei genauerem Hinsehen doch allzu oft als getarntes liberales Gedankengut erweisen.

Zur Tat schreiten

Im Gegenteil: Gerade in der Abwendung von realitätsfremden Wunschvorstellungen und Utopien liegt der Schlüssel zur Zukunft, liegt die Hoffnung. Denn nur, wenn wir uns auf das Wesentliche, Konkrete, Machbare besinnen, können wir Erfolge erzielen, seien sie auch noch so klein und scheinbar nichtig. Aus diesen wiederum lässt sich Kraft für größere Aufgaben schöpfen. Beginnen muss man bei sich selbst, bei der Bemühung um ein tugendhaftes Leben, gegründet auf einer aufrichtigen Innerlichkeit.  Das letztjährige Christkönigstreffen der KJB stand unter den Leitsätzen „Mit dem Allmächtigen im Alltäglichen“ und „Lebe deinen Glauben!“, die es zu verinnerlichen und zu leben gilt. Im Alltagsleben Katholik zu sein ist oftmals besonders schwierig, aber gerade daher auch besonders wichtig. Ein Vorbild sein, Zeugnis für die Wahrheit ablegen, wenn es erforderlich ist, sich nicht ins Abseits drängen lassen, sondern dem grauen Einheitsbrei das beste Beispiel blühenden katholischen Lebens entgegenhalten, das es nicht noch, sondern wieder und immer mehr gibt. Dies gilt auch innerhalb der KJB: Damit eine Jugendbewegung lebt, müssen die einzelnen Mitglieder deren Ideale leben. Das verlangt leidenschaftliches Engagement und echte Hingabe, besonders in dem jeweiligen Bereich, in dem die Begabungen und Fähigkeiten des einzelnen Mitglieds liegen. Eine Jugendbewegung braucht ihre Symbole, Lieder, Fahnen, Texte, Bilder, Theaterstücke etc. Also braucht sie auch Menschen, die schreiben, singen, zeichnen, fotografieren, schauspielern etc. Sie braucht Menschen mit kreativen Ideen und Tatendrang! Diese Menschen müssen wir selbst sein!

Angriff ist die beste Verteidigung

Eines der größten Probleme der Katholiken in heutiger Zeit liegt darin, dass sie sich unentwegt auf dem Rückzug, immer in der Defensive befinden. Jede noch so zaghaft und schüchtern getroffene Aussage wird darüber hinaus von Entschuldigungen, Distanzierungen und Rechtfertigungen begleitet. Die meisten Hauptsätze werden umgehend um mit „aber“ eingeleitete Nebensätze ergänzt und dabei relativiert. Viel zu oft macht man sich unnötige Sorgen, sein nicht-katholisches Gegenüber mit allzu eindeutigen Aussagen zu verschrecken oder gar zu verärgern. Dabei ist es genau die richtige Strategie, der Stachel im Fleische des stumpfsinnigen Mainstreams zu sein. Nur so können Menschen aufgerüttelt und dazu bewegt werden, über den Sinn des eigenen Lebens sowie die gesellschaftlichen Zustände nachzudenken. Wir sollten aufstehen und den Mund aufmachen, anstatt in der hintersten Ecke zu kauern und darauf zu hoffen, dass die Gespräche sich wieder Belanglosem zuwenden, damit man nicht unter Zugzwang steht, sich äußern zu müssen. Seien wir streitbar! Seien wir anders! Gerade vor Letzterem dürfen wir uns nicht fürchten. Denn angesichts der heutigen Gleichschaltung des Lebens, Denkens und Handelns gilt: Nonkonformität schafft Attraktivität! Wenn wir uns anders benehmen, anders kleiden, andere Bücher lesen, andere Musik hören, andere Filme sehen etc., weckt das Interesse an uns, an unseren Zielen, an unserem Glauben! Dies heißt noch lange nicht, dass es auch für gut befunden wird. Im Gegenteil, die meisten wird man damit nicht zufriedenstellen, sie vielleicht sogar provozieren. Sei’s drum. Auch wenn es nur eine einzige Person ist, die man aufweckt, war es die Mühe wert. Außerdem: Man bekennt Farbe, wird aktiv, offensiv und bekämpft so Angst und Trägheit! Und sollte man auch die eine oder andere Schlacht verlieren, so ist es doch not- wendig, dem Gegner nicht kampflos das Feld zu überlassen. Die Frage, ob man in eine Schlacht ziehen soll, wird nämlich nicht durch Gewissheit auf Sieg oder Niederlage beantwortet, sondern dadurch, wofür man kämpft. Für die Wahrheit streitet man auch dann und sogar erst recht, wenn der Irrtum übermächtig erscheint. Bei all dem gilt: Keine halben Sachen! Es sei an dieser Stelle an die so grundlegende Jahreslosung der KJB von 2008 erinnert: „Was du tust, tue es ganz!“

Die Trägheit bekämpfen

„Anderssein“ ist natürlich kein Wert an sich, kein Selbstzweck und damit ist auf keinen Fall gemeint, sich bewusst zu isolieren! Es gilt weiterhin, die Scheuklappen abzulegen, andernfalls ist es uns erst recht nicht möglich, Irrtümer zu erkennen, bei uns selbst wie in der Gesellschaft. Allein schon eine der vier Säulen der KJB, das Apostolat, verbietet uns Isolation und Nabelschau. Wir dürfen uns nicht heraushalten und so tun, als ginge uns das alles nichts an. Machen wir es uns nicht zu gemütlich in unseren vermeintlichen „Wohlfühloasen“. Als katholische Jugend haben wir die Pflicht, und erscheine sie manchmal noch so lästig, uns mit dem auseinanderzusetzen, was den herrschenden Zeitgeist ausmacht. Wir haben die Pflicht, uns zu bilden, mehr als nur „gut informiert“ zu sein über unseren Glauben, Politik, Kultur, die eigene Geschichte, Bräuche und Traditionen – jeder auf der Höhe seiner Möglichkeiten. Ob in Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf: Arbeiten wir sorgfältig und gewissenhaft, versuchen wir, mit gutem, ja mit bestem Beispiel voranzugehen. Zudem: Zeigen wir Präsenz in der Öffentlichkeit. Man soll wissen, dass es uns Katholiken gibt. Beteiligen wir uns an Infoständen, Demonstrationen oder Kundgebungen (z. B. am Gebetsmarsch gegen Abtreibung in Freiburg, am „Marsch für das Leben“ in Berlin oder Zürich). Was Letzteres betrifft, müssen wir aktuell nur nach Frankreich blicken, um zu sehen, was möglich ist. Wir müssen den Gegnern zeigen: Wir sind da und wir gehen nicht wieder weg.

Temperaturerhöhung

Der kurz vor seinem Tode zum katholischen Glauben konvertierte Schriftsteller Ernst Jünger schrieb: „Unsere Hoffnung ruht in den jungen Leuten, die an Temperaturerhöhung leiden“. Seien wir also hitzig und stellen uns allen Anfeindungen zum Trotz einer Gesellschaft entgegen, die sich der Wahrheit des katholi- schen Glaubens und aller Identität, Tradition und Autorität entledigt und sich somit den Boden unter den eigenen Füßen weggezogen hat! Lassen wir uns nicht „ruhigstellen“ und uns mit den kurzlebigen Beruhigungspillen der grenzenlosen Konsum- und Spaßgesellschaft zum Schweigen bringen! Lassen wir uns nicht von der materiellen Bequemlichkeit der modernen Welt einlullen und berieseln! Leiden wir an Temperaturerhöhung! Brennen wir!