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Architektur

Der Kirchenbau des Historismus

Architektonisch brachte das 19. Jahrhundert zum großen Bedauern vieler Architekten keinen eigenen Stil hervor. Ihnen blieb nur die Wahl zwischen den Stilen der Vergangenheit. Im Gegensatz zu vorhergehenden kunsthistorischen Epochen ist für den sogenannten Historismus ein gleichzeitiger Stilpluralismus charakteristisch, der sich aber schon im Nebeneinander von Klassizismus und Romantik um die Wende zum 19. Jahrhundert ankündigte. Der Klassizismus war nach wie vor populär, vornehmlich in Frankreich und Amerika. Ebenso fanden sich aber auch Verfechter einer Neuauflage der alten, vorhergehenden überlieferten Stile.

Der Kirchenbau des Klassizismus

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts regten sich vor allem in Frankreich zahlreiche Stimmen, die eine Erneuerung des barocken Sakralbaus forderten. Als Ideal galt eine klare und lichte Architektur, die zu den Ursprüngen der Baukunst in der Antike zurückkehrte.

Barock und Rokoko

Wie kam es nun dazu, dass man gerade in der kämpferischen Zeit der Gegenreformation diese herrlichen und himmlisch-glanzvollen Prachtkirchen baute? Neben der Absicht, Gott nur das Schönste und Edelste darbieten zu wollen, war es auch Ziel der Gegenreformation, dem Menschen bei seinem Ringen um die Schätze des Himmels den Weg zu weisen, indem man versuchte, die Glaubenswahrheiten durch die herrlichen Darstellungen stofflich so zu arrangieren, dass sie die Wahrheit enthüllten und den Menschen schon hier auf Erden den Himmel erahnen ließen.

Christliche Architektur

Heute erkennt man an manchen Orten kaum noch, dass es sich überhaupt um eine Kirche handelt. Man duldet im Inneren keine Heiligenstatuen, keine schönen Gemälde mehr; kaum etwas Edles oder üppiger Blumenschmuck ist noch zu sehen; nicht einmal den Herrn im Sakrament duldet man noch im Zentrum, sondern stellt ihn unauffällig auf die Seite, z. B. in einen Pfeiler oder in eine Seitenkapelle. Welch ein Unterschied zu den vorausgegangenen Epochen der Sakralarchitektur, besonders wenn wir die Gotik mit ihrer tiefen Symbolik und Verwirklichung der Hl. Schrift im Kirchenbau betrachten – vom „himmlischen Jerusalem“ zum „Betonbunker“! Der hl. Eusebius bezeichnete das Kirchengebäude im Jahre 314 als „Stadt des Herrn der Heerscharen“ und der syrische Dichter Baläus († 450) schrieb: „Es ist kein gewöhnliches Haus, sondern der Himmel auf Erden, weil der Herr darin wohnt.“

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